KASPERL IN DER PAPAGEI ©️Werner Kügel 2024
Ein Szenenentwurf für ein Handpuppenspiel an Adrians siebtem Geburtstag
I,1: Der Zauberer befragt seinen Zauberkasten und ermittelt Kasperl, der prompt erscheint und Faxen macht. Der Zauberer entschuldigt das alles, weil der Kasten ja recht haben muß, und der König, obwohl skeptisch, nimmt Kasperl in seine Dienste und befiehlt ihm, sich zur Abreise zu rüsten.
I,2: Gretel ist unglücklich, daß sie daheimbleiben soll. Kasperl verspricht, ihr was Schönes mitzubringen aus der Papagei. Sie bildet sich ein, daß es ein Mamagei wird. Kasperl will mal sehen. Sie packt ihm ein riesiges Freßpaket zusammen, und sie nehmen rührenden Abschied.
I,3: Der Schutzmann will Kasperl und den König nicht ins Flugzeug steigen lassen, weil das Paket so groß ist. Kasperl frißt alles auf einmal auf. Nun hat der Schutzmann nichts mehr einzuwenden. Aber das Flugzeug kann kaum abheben, weil das Gewicht ja dasselbe ist. Der Zauberer kommt gelaufen und schreit, er habe den falschen Namen erwischt, Kasperl statt Gisbert; der Rechner hat was falsch gemacht. Aber sie sind schon weg. Der Zauberer schickt ihnen seine Eule zum Aufpassen nach.
II,1: Nach der Landung in Schwützmir. Ein Glück, daß Kasperl unterwegs gespien hat; da konnte das Flugzeug gleich besser fliegen. Er soll dem Soldaten, der sie nach ihrem Woher und Wohin fragt, Auskunft geben, aber Kasperl kann sich in seinem Phantasietürkisch nicht verständigen. Der Soldat, der schon in Deutschland gearbeitet hat, begreift endlich, woher sie kommen und wer sie sind. Der König, der sich mehr amüsiert als geärgert hat, zeigt seine Krone und gibt dem Soldaten ein Goldstück, da führt er sie zum Serail.
II,2: Gretel hat es nicht mehr ausgehalten, als sie im Fernrohr das Flugzeug nicht mehr sah. Sie geht zum Zauberer und gibt ihm die Schuld, daß sie beinah schon Witwe ist. Weil er sich für all den Unsinn verantwortlich fühlt, gibt er ihr seinen Zauberkater, auf dem sie schnell wie der Wind nachreiten kann. Sicherheitshalber nimmt sie ihrem ständig hungrigen Mann noch eine Wurst mit.
III,1:Der König mit dem Sultan in Staatsgesprächen. (Nachrichtendeutsch) Kasperl spricht dabei mit den Zuschauern und veralbert die zwei Herren. Diese ziehen sich unter Gesprächen zurück. Dann sieht sich Kasperl, ermuntert von den Zuschauern, ein wenig im Saal um. Ein hübsches Kästchen fällt ihm auf, das will er für seine Gretel mopsen.(Da warnen ihn wohl die Kinder, er aber setzt sich darüber hinweg.) Weil er es aber nicht einfach wegtragen kann — das würde auffallen — überlegt er, ob er es nicht aus dem Fenster in ein Gebüsch werfen und später mitnehmen soll. Dabei kommt die Prinzessin herein. Nun muß er es wohl schnell hinter seinem Rücken loswerden, und das Verhängnis nimmt seinen Lauf.
III,2: Die Prinzessin verliebt sich in Kasperl, weil er eine so wunderschöne lange Nase hat. Als sie mitten im schönsten Süßholzraspeln sind (Kasperls Galanterien sind durchaus grotesk, aber die Prinzessin findet das genial ausländisch), kommt der König herein, aber auch der Emir Mullah Ayatullah. Dieser wird sehr böse, denn er liebt insgeheim auch die Prinzessin, und er verwandelt Kasperl mit einem ellenlangen mockarabischen Spruch in einen komischen Vogel mit langem Schnabel, damit er bei seinem Charakter bleibt: einen Storch. Der König denkt erst an einen Scherz und lacht, dann bittet er aber für Kasperl. Da wird der Mullah aber erst recht tückisch, verbittet sich die Einmischung in innere Angelegenheiten und verwandelt auch den König. Die Prinzessin flieht schreckerfüllt. Der Mullah ruft den Koch, daß er die Vögel einsperre und morgen brate, aber diese entweichen durchs Fenster in den Schloßpark.
IV,1: Gretel reitet auf ihrem Kater zum Schloßteich und wird von einem Krokodil bedroht. Sie opfert ihm die Wurst, fast gleichzeitig kommt Kasperl heran und bedroht das Krokodil mit seinem langen Schnabel. Das ruft um Gnade: es sei ja auch nichts anderes als ein verzauberter Königssohn. Es will erzählen, wie alle wieder entzaubert werden können, kommt aber zunächst nicht dazu, weil Kasperl der Gretel wegen der verlorenen Wurst Vorwürfe macht. Die Kette des Königssohns, die beim Umlegen wieder die ursprüngliche Gestalt herstellt, befindet sich in
einem Kästchen im Audienzsaal. Gretel will hineinschleichen und sie holen. Kasperl in großer Verlegenheit: Wenn er ihr sagte, wo das Kästchen wirklich ist, hätte sie es leichter, aber er schämt sich wegen seines Diebstahls. Er kann aber selber nicht gehen, erstens, weil er sich vor dem Koch fürchtet, und zweitens, weil er mit dem Schnabel das Kästchen weder aufmachen noch wegtragen kann. Vertraut sich dem Kater an.
IV,2: Als der Kater zu dem Gebüsch will, in dem das Kästchen liegt, rast der Wachhund des Schlosses bellend auf ihn zu. Da schwebt eben die Eule herab und steht ihm bei. Dann öffnet der Kater den Kasten, und die Eule trägt mit dem Schnabel die Kette zum Teich, zum König. Kasperl solle nur noch ein wenig warten.
V,1: Die Prinzessin ist herumgelaufen, um ihren armen verzauberten Kasperl zu finden. Gretel kommt im selben Augenblick dazu. Nun hat Kasperl den Streit der beiden auszustehen und ist in Angst um die Kette, und wie er bei seiner Erlösung doch als Dieb vor der Prinzessin dastehen würde. Doch als der Kater scheinbar unverrichteter Dinge zurückkommt, wird ihm erst recht schwül. Gretel rennt heulend weg, der Kater ihr nach.
V,2: Der König kommt in wahrer Gestalt und hat die Kette um! Er entzaubert Kasperl, der erst vor Freuden kaum zu bändigen ist. Aber der König ermahnt ihn wegen seines Diebstahls. Da ruft die Prinzessin Pfui — das hätte sie nie gedacht. Kasperl stellt sich bockig und sagt, er wolle sie auch gar nicht. Geht seiner Gretel nach.
V.3: Der König sagt, es gebe hier noch jemanden zu entzaubern, und ruft das Krokodil. Die Prinzessin will schon in Ohnmacht fallen, aber der König beruhigt sie: es sei ein alter Bekannter von ihr. Dann entzaubert er den Königssohn. Frohes Wiedersehen. Der Königssohn hat einen großen Mund, wie man ja schon an dem Krokodil gesehen hat. Der Sultan kommt dazu. Er hat keine Ahnung von all den Verwandlungen, wundert sich, wo sein künftiger Schwiegersohn so lange geblieben war, und ist hocherfreut, als die beiden ihm ankündigen, daß sie bald heiraten wollen. Der König geht Kasperl nach.
V,4: Der Mullah erscheint, weil er die Störche sucht; erschrickt furchtbar, als er den Prinzen sieht. Dieser klagt ihn an. Der Sultan gerät in großen Zorn, als er hört, daß sein Emir ein böser Zauberer ist, und ruft aus, den solle doch gleich der Teufel holen. Der läßt sich nicht lang bitten. Des Mullahs Maß ist voll. Die Verlobten engumschlungen ab.
V,5: Kasperl und Gretel von verschiedenen Seiten. Gretel schmollt. Der Sultan erzählt von der Verlobung. Gretel schmollt immer noch. Der König kommt und sagt, am Ende sei es doch gut abgelaufen, denn hätte Kasperl die Kette nicht aus dem Fenster geworfen, hätte sie der Mullah wohl so versteckt, daß man sie gar nicht mehr gefunden hätte. Gretel ist wieder gut. Und wenn sie auch keinen Mamagei kriegt, so bringt sie doch ihren lieben Kasperl wieder gut heim aus der Papagei. Tanzend ab. Damit gehen alle nach Haus, das Spiel ist aus.
KASPERL IN DER PAPAGEI
Vorschläge für eine Dialogfassung
Erster Akt
1.Szene: Im Hause des Zauberers
ZAUBERER: Seien Sie gegrüßt, Majestät. Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuchs?
KÖNIG: Nun, lieber Zauberer, warum ich dich besuche, ist dieses: Zu einer Reise brauche ich einen Begleiter.
Z: Ich verstehe nicht ganz, was ich da...
KÖ: Ohne dich, lieber Zauberer, kann ich nicht sehen, ob jemand wirklich zu dieser Aufgabe taugt. Meine Diener und Räte erzählen mir Wunder, was sie alles können, aber dann stimmt's meistens nicht. Aber du kannst doch in die Seelen der Menschen schauen.
Z: Schwer heutzutage, sehr schwer! Aber zum Glück habe ich einen neuen Zauberkasten
bekommen, den meine japanischen Kollegen erfunden haben; den probieren wir eben mal aus. Was soll Ihr Reisebegleiter alles können, Majestät?
KÖ: Er muß die Pflichten eines Kammerdieners beherrschen, also Fleckenentfernen, Bügeln, Knöpfe Annähen, Stopfen, Schuheputzen...
Z: Nicht so schnell, nicht so schnell, Majestät! Ich komme mit dem Eintippen nicht nach. — So. Und weiter?
KÖ: Sprachenkundig und weltgewandt muß er auch sein.
Z: Belieben Sie eine bestimmte Sprache?
KÖ: Ja freilich. Ich mache einen Staatsbesuch in die Türkei. Da muß er ja türkisch können, nicht wahr? Und selbstverständlich muß er sich anständig benehmen können, vor allem beim Essen. Ich will mich ja nicht am Hof des Sultans blamieren.
Z: Alles in bester Ordnung. So, der Name wird gleich erscheinen, und dann zaubere ich auf
altbewährte Weise den Menschen gleich heran. Aha: KASPERL LARIFARI.
KÖ: Kasperl Larifari?!
Z: Kasperl Larifari — Hokus, pokus, fidibus — erscheine!
KASPERL: Lokus-flokus-rummsdibums! Potz Wind, dreht's mich! Grad, daß ich meine Hosen — ja, schämst dich nicht, du alter Zauberfritze, mich hierherzuwirbeln, als ich grad was Nötiges zu besorgen g'habt hab?
Z: Äh — der heitere Sinn des Ausersehenen mag auf Reisen durchaus kurzweilig sein, Majestät. Das bekommen Sie also noch zusätzlich, Majestät.
KA: Majestät? Ja, da schau her, der Herr König?! Ja, das ist aber schön, daß wir uns mal sehen! Radibumm, radibamm, radihopsasa — dein Kasperl Larifari ist da! Freust dich?
KÖ: Bist du sicher, lieber Zauberer, daß dieser — ungewöhnlich lebhafte—- junge Mann — auch der richtige Reisebegleiter für mich ist?
Z: Zauberkästen dieser Art machen keine Fehler. Ich mache darauf aufmerksam, Majestät, daß der Kandidat soeben zweifellos seine türkischen Sprachkenntnisse vorgeführt hat. Und in der Türkei wohnen ja auch sehr lebhafte Menschen, an deren Art er sich gewiß recht geschickt angepaßt hat.
KA: Was hör ich da? Es geht auf Reisen, und ich darf mit? Hollabili-düri-di-raxmatax!
KÖ: Also, mit der türkischen Sprache scheint das ja recht gut zu gehen. Na schön, sei's drum. Die Zeit drängt. Lieber Kasperl, geh heim, rüste dich für die Reise und sei um halb zwei Uhr am Flughafen. Dort wirst du mein Gepäck im Empfang nehmen, und dann fliegen wir mit meiner Privatmaschine ab.
(Geht ab.)
KA: Moment, wie steht's denn mit dem Lohn? Und der Verpflegung? Was kriegt man denn da zu essen? — Er ist schon weg. Alter Zauberonkel, weißt du's?
Z: Es wird schon recht werden. Leute wie dich läßt man nicht verhungern. Nun, Kasperl, ich meine, du bist schon ein recht komischer Vogel. Mach deine Sache gut! Und bitte, benimm dich ordentlich und diene dem König ehrlich und treu, dann wirst du's nicht zu bereuen haben. Geh mit Gott!
KA: Geh mit Gott, geh mit Gott — Sapperlott, wo bleibt das Kompott...
(Trollt sich.)
Z: Ich muß doch das Programm noch einmal durchsehen. Ich weiß nicht, ich weiß nicht...
(Geht mit Zauberkasten ab.)
2. Szene: Zuhause bei den Larifaris
GRETEL: Was hast du gesagt? Du verreist? Einfach so? Und ich?
KA: Nun ja! Du bist und bleibst mein Schnucki, und ich fahr nach Kentucky. -— Aber jetzt einmal Scherz beiseite (Ernst, komm her!). Der König will mich als Reisebegleiter haben. Ich weiß zwar net warum, aber es wird schon was Ordentliches dafür geben. Kriegst auch was, wenn ich wieder heimkomm. Jetzt wein halt nicht! Gretele, mein Mädele.
G: Ach! Immer soll ich deine liebe Gretel sein und alle Nachteile davon haben. Und wenn ich auch mal gern verreist wär? Und du bliebst daheim — nein. Ach! warum kann ich nicht mit? Wohin geht's überhaupt.
KA: Ja-ja-ja, wo-wohin geht's. Wohin. Hmm. Soviel ich gehört hab: in die Papagei.
G: Ach — so weit! Wie weit ist es eigentlich?
KA: Ja, da staunst du! So weit, daß wir mit dem Flugzeug fliegen müssen. Jetzt komm, pack mir meine Sachen, um halber zwoi soll ich am Flughaufen sein.
G: Mach's doch selber! Aber ich weiß schon, dazu bist du zu unpraktisch. Und zu langsam!
KA: Nicht böse sein, liebstes Gretelein!
G: Ach, Kasperl! Ich will dir ja gerne dein Gepäck richten, wenn du nur dableibst. — Aber was red ich für einen Schmarrn. Ich arme Frau werd wieder mal tun müssen, was der Herr Larifari will, und dann darf ich Trübsal blasen.
KA: Meinetwegen darfst du Rübezahl blasen. Aber ich bring dir auch bestimmt was Schönes mit aus der Papagei.
G: Mmh. Wenn das was Passendes sein soll, müßte es eigentlich ein Mamagei sein.
KA: Na, mal gucken, ob ich sowas seh. Und dann kriegst du's. Ich freu mich ja schon so aufs
Wiederheimkommen!
G: Ja, wirklich? Das ist lieb. Bist mein Guter. Also, dann pack ich. Wäsche hast du an, Zahnbürste nimmst du sowieso nicht, Regenschirm läßt du stehen; aber was zu essen kannst du haben. Wer weiß, was es im Ausland für ein Zeug gibt.
KA: Ja, Essen, Essen, Essen!
G: Gut. Hier ist ein Paket Haferflocken — fünf Tafeln Schokolade — eine Pizza — ein halbes Pfund Rosinen — ein Schinken — eine Packung Pomm Fritz — zehn Fleischküchlein — fünfzehn Mandarinen und zwanzig Kartoffelklöße.
KA: Danke, danke, Gretelchen. Das ist doch wenigstens etwas für den Anfang. Mal sehen: ja, wenn ich den Sack auf den Rücken nehme, trägt er sich ganz gut. Hoppla. So.
G: Leb wohl, Kasperl.
KA: Bussi, herzlieber Schatz. Aber daß es schnalzt!
G: Nochmal. Aber daß es schnulzt. — Ade, ade.
KA: Ade, ado, adrillioh! (Ab.)
G: Vergiß den Mamagei nicht!
(Winkend und schluchzend ab.)
3. Szene: Am Flugplatz.
(Hier wird improvisiert.)
Zweiter Akt
1. Szene: Nach der Landung in Schwützmir
KÖ: "Kurzweilig" — ja, das kann man sagen. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Wenn der Kasperl nicht unterwegs — sein Essen — von sich gegeben...
KA: Wenn ich nicht in hohem Bogen aus dem blöden Flugzeug gespien hätt, das dauernd so wackelte...
KÖ: ...dann wären wir wohl abgestürzt. Und das Benzin hat gerade noch bis zum Flughafenrand gereicht. So, jetzt reiß dich zusammen. Keine Kurzweil mehr, ich bitte dich. Zeig deine Fähigkeiten. Wir sind in Schwützmir, und mir scheint, dieser Polizist oder Zöllner hat uns was zu fragen.
SOLDAT: Salem aleyküm, Passpörterlir vorseigerdede!
KA: Himmi-zefix wasderwüll-wasianed.
SOL: Isasi eynüm fremdeler memet complici?
KA: Wos maanst'n du, du allder Strizzi? Der Küng und i werdeler dir was hüstelir!
KÖ: Ach je, es wäre zum Lachen, wenn's nicht so peinlich wäre: da hätte ich ja gleich meinen Ministerpräsidenten mitnehmen können. Der kann wenigstens selber ein Flugzeug steuern. [Das war damals ein gewisser Franz-Josef Strauß]
Kasperl, Kasperl, du bist ein Schlingel! Aber wenigstens bist du lustiger.
SOL: Itzkümmtsmir! Ihr seid Deutsch, und der da Herr König. Wird schon erwartet. Nicht mit großer Staatsmaschine kommen? Flugplatz voller Trachtenkapelle.
KÖ: Das nächstemal nehme ich wirklich besser die Staatsmaschine. Für diesmal, guter Freund, laß dir genügen am Anblick meiner Krone, und an diesem kleinen Bakschisch für dein gutes Deutsch und deine Hilfe.
SOL: Oh, vielen Dank. Ich auch schon gearbeitet habe fünf Jahre in Deutschland. Gabelstapler.
KA: Der kriegt was. Da schau her. Ich krieg nix, und kann noch viel besser Deutsch.
SOL: Ihr werdet geführt ins Topkapi Serai, Staatspalast mit Sonderausstellung: Vieler schöner seidener Schnürler. Für Hanswürste.
KA(stampft mit dem Fuß auf): Jetzt sei aber ruhig!!
KÖ: Sachte, Kasperl. Dich erträgt man ja auch. — Und jetzt bitte zum Empfang. Wie wir den nur verpassen konnten... (Alle ab.)
2. Szene: Straße vor dem Haus des Zauberers
G (mit einem Fernrohr, das sie soeben weglegt):
Nichts! Nichts mehr zu sehen! Leck! (nimmt es auf)
Rein gar nichts. Das Flugzeug: weg! (wirft es hin)
Und das schon seit zehn Minuten.
Ach, mein Herz will mir verbluten,
Wenn ich blinzle in die Höh'
Und den Kasperl nicht mehr seh'!
Zaub'rer, Zaub'rer! Komm heraus!
Z: Wer ruft mich aus meinem Haus!?
G: Gretel Larifari ruft dich!
Warum warst du gar so schuftig,
Hast mit zauberischer List
Ihr den Kasperl ganz entwendet,
In das Ausland fortgesendet,
Daß sie nun fast Witwe ist?
Ach, ich spür's an meinem Leibe:
Witwe sein ist große Scheibe.
Z: Gretel, mäßige dein Klagen.
Dir zum Troste will ich's wagen:
Werde meinem Kater sagen,
Wie der Wind soll er dich tragen,
Und wo Minarette ragen,
Sollst du nach dem Kasperl fragen.
Geht es ihm an Kopf und Kragen,
Hilft in allen Lebenslagen
Kater Felix aus den Plagen.
G: Zauberkater — und kein Wagen?
Ach, wer reist, darf nicht verzagen.
Doch in allen Essenslagen
Muß man Kasperls Hausfrau fragen:
Ich bring ihm für seinen Magen
Eine große Wurst getragen.
Z: Zieh nur hin — und hab Geduld!
(Kater mit Gretel ab, Zauberer brummend ins Haus:)
Schließlich war ich ja doch schuld.
Dritter Akt
1. Szene: Im Sultanspalast
SULTAN: ...Und daher hat meine Regierung in anbetracht der gestiegenen Weltmarktpreise für Rosenöl eine befristete Ausfuhrsperre für Moschus in Kraft gesetzt. Es steht nun ganz in Ihrem Belieben, hochgeschätzter Staatsgast, ob Sie mittels einer Senkung der Schutzzölle dagegen vorgehen wollen, hingegen...
KA (schaut um die Ecke und äfft nach): Und überhaupt hat meine Schlawinisierung, daß's bloß so kracht, die Melkmaschine für Katzendreck ins Kaff gesetzt. Hehehehe!
KÖ: Derartige Überlegungen liegen uns im Geiste der multilateralen wirtschaftlichen Zusammenarbeit nach den Grundsätzen des sozial eingeschränkten Freihandelssystems durchaus fern, und ich könnte mir denken, verehrter Herr Sultan,...
KA: Seine Majestät brachte arg verzweigend zum Ausbruch, daß derartige Überfliegungen Ihnen im Schweiße der hopplaquatscheralen Zerschlammungsarbeit nach den Schundsätzen des Schreihanselbequems durchaus ferne lögön. Höhöhöhö.
SUL: Dann dürfen wir wohl eine gemeinsame Erklärung abgeben, daß wir nach dieser konstruktiven und offenen, in vertrauensvoller Atmosphäre verlaufenen Aussprache...
(redend mit König ab.)
KA: ...eine gemeinsame Verzehrung abheben, daß wir nach dieser mondkalbtiefen, -hohen, -breiten... Uff, so ein Gschmarri. In grauenvoller Schlachtosmähre versaufenden Hausprache... Igitt! Aber der Palast ist schön. Was gibt's denn da alles
(Ab hier improvisieren.)
2. Szene: selber Schauplatz
PRINZESSIN: Oh, wen erblick' ich? Edler Fremder, seid Ihr der Gefährte des Königs aus Almanya?
KA (verbeugt sich bis zum Boden): Oh, Ihr entzückt mich! Teires Freilein, seid Ihr die verehrte Sultanine, ei der Daus, Allmechtnaa?!
PR: Wie melodisch Ihr sprecht! Aber sagt, wie ist Euer Name? Keinen geringen Mann verkündet Euer strahlendes Aug', von keiner schwächlichen Art zeugt Eure gebieterische Nase!
KA: Mein Name ist wie ein Gedicht: Sehr einfach merkt man ihn sich nicht. K wie Krautsalat, A wie Auflauf, S wie Suppe, P wie Pudding, E wie Eintopf, R wie Reisbrei, L wie Lauchtorte — Kasperl. Nun, bin ich nicht nahrhaft?
PR: Reizend. Ihr Ausländer habt eine so hinreißende Art, mit den Damen zu sprechen! Laß sehen, ob ich mich Dir auch so erklären kann: N wie Nachtigall, I wie Inbrunst, L wie Liebesglut, Ü wie Überschwang, F wie— äh, Fühlen, E wie Einsamkeit, R wie Rastlosigkeit: Ich bin die Prinzessin Nülifer, und für keinen andern fühl ich mehr, als für dich, oh Kasperl mein. Du sollst mein Nasenkönig sein!
KA: Und du, mein herziges Nilpferdl, sollst immerzeit und alledar...
(Auftritt des Königs mit dem Emir.)
PR: Schweig still, mein Liebster, geh'n wir. Hier kommt der böse Emir!
KÖ: Na, Kasperl, du hast's ja gut vor. Machst Prinzessinnen den Hof? Ich hatte dich in der Küche vermutet.
EMIR: Prinzessin, da hört sich alles auf! Ihr werft Perlen vor die Säue, wenn Ihr Euch mit den Hofnarren unserer Besucher abgebt.
KÖ: Gemach, mein lieber Mullah Ayatullah. Man könnte geradezu glauben, Ihr wäret eifersüchtig.
PR: Ist er auch, der alte Knasterbart. Die ganze Zeit rennt er mir nach. Aber ich will seinen
Knoblauchatem nicht riechen.
KA (ihn höhnisch umtanzend): Ein froher Narr ist jungen Mädchen lieber, als stinkende Weisheit von deinem Kaliber! Willst einen Nasenstüber?
E: Bei Allah! Dies bleibt nicht ungerochen.
Drum wird sogleich ein Fluch gesprochen:
Hawidlu-alrasul-mar-aktar!
Werde ein Tier von deinem Charakter:
Mit langem Zinken, roten Strümpfen
Such deine Nahrung in den Sümpfen!
(Kasperl tritt als Storch wieder hinter dem Emir hervor.)
KÖ: Erstaunlich! Emir, das ist das tollste Zauberkunststück, das ich seit langem gesehen habe. Und ich bin doch einiges gewöhnt, vor allem bei Budgetverhandlungen. Bravo!
PR: Sie Unmensch! Das ist gar nicht lustig! Wissen Sie denn nicht, was den Unglücklichen geschieht, die so verzaubert werden?
KÖ: Ich hoffe, nichts Ernsthaftes, jedenfalls diesmal. Wollen Sie nicht so gut sein, lieber Mullah Ayatullah, im Interesse der guten Beziehungen zwischen unseren Ländern meinen armen, albernen Kasperl wieder loszuzaubern? Er wird sich für seine Frechheiten gebührend entschuldigen, dafür stehe ich Ihnen gut.
(Storch Kasperl stampft auf und wirft sich zu Boden.)
E: Das sehe ich anders! Ha! Das ist meine innere Angelegenheit, und ich verbitte mir, daß sich jemand in die inneren Angelegenheiten der Türkei einmischt! Hawidlu-al- rasul-mar-orch - werde auch du ein Storch!
(Die Prinzessin schreit auf und rennt aus dem Saal. Der König verwandelt sich augenblicklich in einen Storch.)
E: He, Koch! He, Meister Transchirler!
KOCH: Was wünschen Euer Merkwürden?
E: Fang mir diese Vögel ein, in den Käfig mit ihnen, dreh ihnen morgen die Hälse um, rupf sie und brate sie mir zum Mittagessen!
(Die Störche flattern erschrocken aus dem offenen Fenster.)
Du Glotzmichel! Jetzt sind sie davon in den Park! Los, ihnen nach!
(Ab.)
Vierter Akt
1. Szene: Am Schloßteich
G: Halt, Kater! Das da drüben muß das Schloß sein. Bleib hier am Schloßteich und warte. Ich will mal sehen, wie ich in das Schloß hineinkomme.
KROKODIL: Hu - Hu-
G: Zu Hilfe! Ein Ungeheuer!
KRO: Hung- Hunger!
(Gretel schmeißt ihm die Wurst in den Rachen, der sofort zuklappt, da stößt schon Storch Kasperl mit dem spitzen Schnabel auf seine Augen los. Das Krokodil zieht sich zurück.)
KRO: Gna- Gna-
KA: Läßt du meine Wurst und meine Gretel in Ruhe, du Untier!
G: Kasperl, du?!
KRO: Gnade! Ich bin ja nur — ja nur —
KA: Ich bin auch nur, aber das ist noch lang kein Grund, harmlose Frauen und Würste zu fressen!
KRO: - ein Mensch —
G: Du bist ein Storch!
KA: Quatsch, ein Krokodil, das siehst du doch!
G: Dich mein ich doch, du Depp, du depperter!
KRO: Will mich denn hier niemand ausreden lassen, verflixt nochmal!
KATER: Rede, Kroko! Und ihr andern: still!
Dumm und hilflos, wer nicht hören will.
KRO (bewegt sich ständig hin und her, sieht niemanden an und verhaspelt sich): Einst war ich ein schöner Königssohn, und der Emir — nein, ich liebte, und er auch, ich meine, wir liebten beide die Prinzessin Nilüfer. Und seither, und damals hat er, der Emir, mich in den Garten gelockt unter einem Vorwand, als ich zu Besuch war, und mich verzaubert, und seither hab ich nichts zu mir genommen als ein paar ungerupfte, rohe Enten — das waren noch andere Nebenbuhler von mir, verzauberte — aber alles, was recht ist...
KA: Alles, was schlecht ist! Und was mußt du, Gretel, du depperter Depp, du depperter, dem gatzerten Gatzer von Krokodil eine gute Wurst in den Rachen schmeißen? Wenn er ausgegatzt hat, kann er ja den König Storch fressen, der steht da drüben am Schilf!
KAT: Kasperl!
(Damit wischt er dem Kasperl eine, daß er hinpurzelt.)
KA (sehr kleinlaut): Entschuldigung. Das wollte ich nicht sagen. Das war dumm von mir.
Entschuldigung.
KRO: Und wenn wir entzaubert werden könnten, dann nur so: Man muß uns eine Kette umlegen, die sich in einem Kästchen befindet, das im Audienzsaal des Schlosses auf einem Nebentisch steht.
G: Das Kästchen find ich! Die Kette bring ich!
KA: Oh jemineh!
G: Du bist ganz ruhig, du loses Maul! Ich tu's auch nur dem Krokodil zuliebe. (Ab.)
KA: Kater! Ich muß dir noch eine andere Dummheit beichten.
KAT: Nur zu. Krokodil:
KRO: Pri- Prinz Kro- Krokant heiße ich eigentlich.
KAT: Prinz Krokant, geh bitte ein wenig auf die Seite. (Krokodil ab.) Also?
KA: Es ist nämlich so: Das Kästchen wird die Gretel nicht finden, wenn ich ihr nicht sage, wo es jetzt ist.
KAT: Dann sag's ihr!
KA: Es sollte aber eine Überraschung sein...
KAT: Du lügst!
KA: Nicht ganz. Ich hab es wirklich nur für sie zum Mitbringen abgestaubt, geklemmt, gemopst, gepascht, zapp- zerapp, verstehst du?
KAT: Du hast es gestohlen und schämst dich, es ihr zu sagen. Dann hol's doch selber.
KA: Kann ich doch nicht! Der Koch... Und mit dem Schnabel bring ich's doch nicht auf. Und tragen kann ich's so auch nicht.
KAT: Wo ist es?
KA: Es muß ins Gebüsch unter dem mittleren Fenster gefallen sein.
KAT: Mal sehen.
KA: Ich leiste so lang dem Krokodil Gesellschaft. Daß es dem König nichts tut. (Beide ab.)
2. Szene: An der Gartenseite des Schlosses.
(Wird improvisiert.)
Fünfter Akt
1. Szene: Am Schloßteich.
(Prinzessin und Gretel von verschiedenen Seiten.)
PR: Wo finde ich ihn, meinen armen verzauberten Geliebten —
G: Oh weh, was sag ich nur meinem...
PR: — den edlen Kasperl?
G: ...armen Kasperl? (Zur Prinzessin:) Kasperl?!
KA (tritt auf): Da bist — da seid — oh jeggerl.
G: Jetzt ist mir alles klar! Warum du verzaubert bist! Du treuloser Lump! Du verdienst es, daß ich weder Kette noch Kästchen gefunden habe!
PR: Meine Kette, aus meinem Kästchen? Oh, es ahnte mir! Wenn das Euch entzaubern kann, mein Nasenkönig, gerne will ich's Euch geben!
G: Halten Sie sich da raus! Das ist nicht Ihr Nasenkönig, das ist mein Haustrottel! (Der Kater kommt zurück.)
KA: Psst, Kater, jetzt nicht!
KAT: Da gibt es auch gar nichts.
KA: Jetzt ist alles aus.
PR: Was haben Sie eigentlich mit meinem Kästchen und meiner Kette zu schaffen? Holen Sie doch Ihre eigene und probieren Sie, ob Sie ihn damit erlösen können! Ich wette, Sie haben gar keine!
(Gretel heulend ab, der Kater ihr nach.)
2. Szene: selber Schauplatz
(Wird improvisiert. Kasperls Freudentanz könnte etwa so ausschauen:)
KA: Wutsch, flutsch — der Kasperl Storch ist futsch!
Der Kasperl Larifari hat wieder seine Haari,
Die Federn sind verflogen, der Schnabel ist verzogen,
Hab wieder meine Händ' — tausendsapperament!
Viel lieber hüpf ich als ich flieg,
Eß Braten, bevor Frösch' ich krieg!
KÖ: So, deine Hände hast du auch wieder, Kasperl. Dann halte sie aber im Zaum und stiehl nicht wieder Kästchen, das sage ich dir!
(Nimmt ihm die Kette ab.)
PR: Was habt Ihr getan? Oh Pfui! Das hätte ich nie gedacht. Kasperl, mit Euch bin ich fertig.
KA: Na und! Hör auf! Dumme Gans! Nilpferd! Ich mag dich auch gar nicht. Ich geh zu meiner Gretel.
(Ab.)
3. Szene: selber Schauplatz
KÖ: Den sind Sie los, Verehrteste. Sie hätten wohl auch wenig Freude an ihm gehabt, das versichere ich Ihnen. Kasperl ist zwar ganz lustig, aber auf die Dauer kann er einem sehr auf die Nerven gehen.
PR: Ach, daß man sich in den Menschen so täuschen kann!
KÖ: Nun gäbe es hier aber noch jemanden zu entzaubern.
KRO: Ach ja!
PR: Iiih! Das Monster vom Schloßteich!
KÖ: Kommen Sie zu sich, Prinzessin Nilüfer! Sie werden, wenn mich nicht alles täuscht, gleich einen guten alten Bekannten erblicken.
(Hängt dem Krokodil die Kette um, welches sich sogleich in einen Prinzen verwandelt.)
PR: Krokantchen! Mein Prinz mit dem großen Kußmaul und den süßen schiefen Zähnchen! Welch ein Wiedersehen!
KRO: Nil- geliebteste Nilüfer! Ich —
PR: Und ich dachte, das Krokodil hätte dich gefressen!
KRO: Andersherum: Ich habe Eure übrigen Liebhaber — Ihr müßt schon entschuldigen, aber es war hauptsächlich der Hunger, weil ich ja nicht hoffen konnte, jemals...
PR: Jetzt wird aber Verlobung gefeiert! Und dann ganz bald Hochzeit!
(Der Sultan tritt auf.)
KÖ: Sie kommen gerade recht, Herr Sultan.
SUL: Was höre ich, Töchterchen? Ich soll mich über eine Verlobung freuen? Nun, Herr Krokant, wir haben uns zwar lange nicht gesehen, aber Sie wissen wohl von früher, daß Sie mir als Schwiegersohn ganz und gar nicht unwillkommen sind. Wo sind Sie denn die ganze Zeit gewesen?
KRO: In Ihrem Schloßteich, Majestät. Ich —
SUL: Kaum glaublich!
PR: In anderer Gestalt, Papa!
KRO: Es war nicht meine Schuld, daß ich — daß das Krokodil...
KÖ: Sie entschuldigen mich bitte und lassen sich in der Vorbereitung dieses frohen Familienfestes nicht weiter stören. Ich muß mich nun doch umsehen, wo mein Diener geblieben ist, denn ich muß ihn wohl nach Hause mitnehmen.
(Ab.)
SUL: Erklären Sie, lieber Prinz, von Anfang an, damit man auch versteht, was Sie meinen! Ich bin nun wirklich sehr gespannt.
4. Szene: selber Schauplatz
(Der Emir erscheint.)
E: Wo sind die Störche — oh! Beim schwarzgefiederten Scheitan: Der Prinz! Entzaubert!
KRO: Das ist ein Geständnis! Und wenn ihr mich bloß einmal, einmal ausreden lassen wolltet, dann kann ich euch erzählen —
PR: Ja, Krokantchen, tu das! Erzähle, daß er es war, der dich und alle die anderen netten jungen Leute verzaubert hat, bloß weil er mich selber zur Frau haben wollte!
SUL: Ich bin entsetzt, empört, und, ich muß hinzufügen, überaus ergrimmt, daß sich der erste Minister meines Diwans mit der bösen Magie abgibt! Noch dazu aus derart unstandesgemäßen Begierden!
E: Glauben Sie doch Ihrer Tochter, dieser Quasselstrippe, nicht alles, Majestät! Sie ist mir nur böse, daß ich ihre unstandesgemäße Verbindung mit Kasperl Larifari hintertrieben habe...
KRO: Ha- hast du mich verzaubert, oder hast du mich nicht verzaubert?
SUL: Wenn du das getan hast, Mullah Ayatullah, dann soll dich auf der Stelle der Teufel holen!
TEUFEL: Bin schon da, bin schon da! Ja, das freut mich, daß ich auch einmal guten Leuten wie gerufen komme.
Mullahbürschlein, komm!
Warst ja niemals fromm,
Warst auch selten gut,
Komm zur Höllenglut!
Bei mir unten mußt du schwitzen,
In der schwarzen Höllesitzen,
Denn dein Maß ist voll!
Hol ihn Teufel, hol!
(Er packt den Mullah, der ein schauerliches Geheul anstimmt, und reißt ihn mit sich.)
PR: Na bitte! Ich lasse mich doch nicht verleumden. Komm, Geliebtester, wir machen einen Verlobungsspaziergang um den Teich. (Die beiden engumschlungen ab.)
SUL: Eigentlich hat er noch gar nicht gesagt, ob er wirklich verlobt worden sein will!
5. Szene: selber Schauplatz.
(Kasperl und Gretel von verschiedenen Seiten.)
KA: Gretel! Sei wieder gut!
G (schüttelt stumm den Kopf und wendet sich ab.)
KA: Es war doch gar nicht so gemeint... Verstehst denn ausgerechnet du keinen Spaß mehr!
G: Deine Späße waren schon mal besser. Und harmloser.
SUL: Wenn Sie meinen, Teuerste, daß Ihr Herr Gemahl untreu sei, kann ich Sie beruhigen: Meine Tochter hat sich soeben mit Prinz Krokant verlobt.
G: Meinetwegen mit König Nougat. (Der König erscheint und hört den nächsten Satz mit.) Aber daß sich mein Mann in der Fremde so aufführt, daß man sich schämen muß...
KÖ: Halb so wild, Gretel. Bedenk einmal: Wenn er das Kästchen nicht — äh - anderswohin gebracht hätte, hätte es der Mullah vielleicht bald versteckt. Keiner hätte es gefunden, niemand hätte erlöst werden können. So aber geht alles noch gut aus.
G: Du hast mehr Glück als Verstand, Kasperl. Also schön. Wir wollen uns wieder vertragen.
KA: Oh Jammer! Oh Not! Oh Übelstand!
G: Was soll das heißen? Jetzt, wo ich dir wieder gut bin, fängst du zu zetern an?
KA: Ja, weil ich dir, meiner tapferen, ausbündig gutherzigen und liebknackigen Gretel nun gar nichts mitbringen kann, nicht einmal einen Mamagei, wenn's den überhaupt gibt — da wirst du mir sicher gleich wieder böse?
G: Nein, Kasperl. Ich bin ja selber auch gereist und bring dich wieder gut mit aus der Papagei. Das ist die Hauptsache!
KA (tanzt mit ihr herum und schließlich von der Bühne):
Hoppheißa juchhei! Wir sind wieder froh!
Ein Paar wie wir zwei, ob auf Federn, auf Stroh,
Halb närrisch, halb klug, das macht uns nichts aus:
Wenn die Herzen nur warm sind in unserem Haus!
KÖ: Erhabener Herr Sultan, das erinnert mich: Wir müssen zurückfliegen. Haben Sie vielen Dank für alles, und Auf Wiedersehen.
SUL: Auf Wiedersehen, Majestät. Diese Geschichte ist jetzt ja wohl aus. Kommt alle gut nach Haus!
ENDE
[1988 war das ein ATARI 1040 ST]
Es gibt ein von Franz Kügel aufgenommenes Video, auf dem hübsch zu sehen ist, wie die Kinder reagierten, als das Spiel von Juliane Göldner-Kügel und Werner Kügel mit Hohnsteiner Handpuppen am 19. 2. 1988 vorgeführt wurde.