ABRISS DER GESCHICHTE

DES PEGNESISCHEN BLUMENORDENS ANHAND SEINER SATZUNGEN



Teil XIII: Putsch und Konsolidierung


Nach dem Empfang zum Kirchweihausklang im Schlößchen Neunhof bei Kraftshof, 1999, wo DR. VON HERFORD einigen Anwesenden zu deren Bestürzung eröffnet hatte, daß er kaum noch ein halbes Jahr zu leben habe, fuhr ich (KÜGEL) ihn auf seinen Wunsch noch ein letztes Mal in den Irrhain hinüber. (Selber Auto fahren konnte er nicht mehr.) Dort erzählte er mir, wie es bei seiner Wahl 1953 zugegangen war. DR. THOMA habe sein Amt nicht mehr fortführen wollen, da es ihm durch gewisse Spannungen verleidet gewesen sei. Der „alte Herr VON HARSDORF" (offenbar der Familienälteste) habe durch eine Welle von Neuaufnahmen dafür gesorgt, daß sich für ihn, V. HERFORD, eine stabile Mehrheit gefunden habe. Das habe nun DR. THOMA wiederum so erbost, daß er die Wahl anfechten und wieder selbst weiteramtieren habe wollen, aber das sei nicht mehr zu machen gewesen. An dieser Darstellung ist nach Einsicht in die erhaltenen Akten nur die letzte Aussage als fehlerhaft einzuschätzen: In Wirklichkeit war es WILHELM SCHMIDT, der seinem ehemaligen Schüler nicht zutraute, vom Blumenorden genug zu wissen, und deshalb erfolglos die Wahl anfocht. THOMA zog sich einfach zurück. DR. VON HERFORD aber hatte noch so viel Zeit vor sich, seine Einsicht in die Zusammenhänge, Gepflogenheiten und Ziele des Blumenordens zu vertiefen, daß er spätestens zum Jubiläum 1994 ein sehr guter Präses war.



Der Handstreich und seine Vorbereitung


Nürnberg, 7. Febr. 19531

„An die Vorstandschaft des Pegn.Bl.O. zu Händen des I. Vorstandes Herrn Landgerichtsrat a.D. Dr. A. Thoma

stelle ich anläßlich der am 20. Febr. l.J. stattfindenden Hauptversammlung folgende Anträge:

1.) Über corporative Einladungen oder gar Aufnahme des Anatinus-Clubs und der Montags-Gesellschaft muß abgestimmt werden."


Das heißt: Bei den 20 Neumitgliedern, die im Jahresbericht 1952 erwähnt werden, handelte es sich also noch nicht um den „Anatinus-Klub" oder die „Montagsgesellschaft", was immer die war. (Ob damit die schon 1890 in den Geschichtsverein Mögeldorf umbenannte Montagsgesellschaft gemeint sein kann, ist sehr fraglich.) Der „Anatinus"-Klub jedoch hat seinen Ursprung ganz gewiß in der Laune einer Gruppe von jungen, nach Krieg und Entbehrungen lebenslustig sich vergnügenden Leuten, die sich bei DR. VON HERFORD in seinem Privathaus in Reichelsdorf trafen. Da in der nahen Rednitz Enten schwammen, „Antn", wie Karl Valentin in einem beliebten Sketch gesagt hatte, fackelte man nicht lange, als man für den lockeren Klub einen Namen suchte, und bildete aus den „Antn" in bewußt gestelzter, launiger Weise die Bezeichnung „Anatinus"-Klub. Für seriöse ältere Leute keine

Empfehlung. DR. VON HERFORD, der das gern und oft erzählte, pflegte noch hinzuzufügen, daß er im Tucherschloß in der Elbingerstraße als eine Art Maître de Plaisir wohlgelitten war, da er in der

Nachkriegszeit durch seine Verbindungen zu Schauspielern und anderen Künstlern und Künstlerinnen

immer etwas zur Unterhaltung an Wochenenden zu organisieren wußte. Wer hatte ihn eigentlich zur

Mitgliedschaft vorgeschlagen? CHRISTOPH VON TUCHER? CLARA VON SCHEURL gewiß nicht; sie suchte seine Gruppe ja offensichtlich vom Orden auszuschließen.


„2.) Ich bitte abzustimmen, ob weiterhin der Orden für Pflege des Irrhains so viel Geld aufwenden soll, da dessen geringe Benutzung seitens der Mitglieder in keinem Verhältnis dazu steht. Das

Zustandebringen des Irrhainfestes verlangt von der Vorstandschaft und allen Mitwirkenden sehr große Opfer und ebenso ist es für die anderen Besucher des Festes oft ein großes Opfer im Hochsommer zwischen 14 und 15 Uhr bei großer Hitze den Weg zum Irrhain anzutreten.

Da der Orden nicht Besitzer des Irrhains ist, sondern er nur ein besonderes Nutznießungsrecht daran hat, könnte ihm dieses Vorrecht vielleicht noch in anderer Weise, ohne hohe Kosten, gewahrt bleiben.

3.) Ich stelle den Antrag, die im Irrhain gesparten Kosten für den Ankauf guter belletristischer Werke, eventuell auch Memoiren-Werke, zum Wiederaufbau der Bibliothek zu verwenden und für andere literarische Zwecke. Diese Anträge 2-3 waren schon Wunsch des im vorigen Jahre verstorbenen Ehrenvorsitzenden Prof. Eberh. Frhr. v. Scheurl.

Das Irrhainfest, welches oft verregnet, hat sich durch die vielen Sommerfeste der Studentenschaften in Erlangen und Nbg., außerdem durch Tanzstundenkränzchen zu gleicher Jahreszeit, stark überlebt und fand in der neu eingeführten Adventsfeier des Ordens einen schönen würdigen Ausgleich."


Wer den Irrhain loswerden will, beraubt den Orden eines Stabilitätsankers. Es kommt fast so heraus, als wolle CLARA VON SCHEURL keine Traditionen außer der von ihrem verstorbenen Mann angeblich eingerichteten Adventsfeier gelten lassen. Allerdings fand die erste weihnachtliche Feier mit Christbaum und Geschenken bereits am 8. Januar 1904 statt, vier Jahre vor seiner Aufnahme in den Orden, und wurde lediglich 1927 auf seine Veranlassung in den Advent verlegt.

„4.) Eine musikalische Umrahmung wird immer freudig begrüßt werden, doch soll dem Zweck des Ordens entsprechend der literarische Teil immer das Übergewicht behalten.


5.) Es besteht der Wunsch der Ordensmitglieder, daß regelmäßig Vorträge, bzw. Referate über wertvolle moderne Bücher geboten werden von Mitgliedern.

Mit freundlichem Ordensgruß

Clara Frfrau von Scheurl"


Hierin nahm sie ein Anliegen WILHELM SCHMIDTs auf und glaubte wohl, damit eine Vorstandswahl im Sinne und durch das Übergewicht der älteren Mitglieder des Ordens beeinflussen zu können. Darauf weist auch der befremdende Umstand hin, daß zu der Vorstandswahl eine Einladung von Fischbach aus erging, obwohl nur SOPHIE VON PRAUN dazu befugt war:


„Fischbach b. Nürnberg

Haus Nr. 7

19. Februar 1953

Betreff: Vorstandswahl des Pegnesischen Blumenordens.


Wir möchten Sie freundlichst bitten am Freitag, 20. Februar 20 Uhr sich zu der Neuwahl-Sitzung im Albigsgarten, Johannisstraße einzufinden.

Mit verbindlichen Grüßen

[hs. unterschrieben:]

Dr. von Scheurl

Clara FrfrvScheurl"


Ironischerweise gibt HEINRICH MÜLLER, unter dessen Empfängeradresse dieses Schreiben erhalten ist, in seiner Antwort bekannt, daß er seine Stimme in Abwesenheit DR. THOMA geben will.

Doch dann nahm die Intrige HARSDORFs als regelrechter Putsch Gestalt an, alle bisherigen Hauptakteure vor den Kopf stoßend.


„Ordentliche Hauptversammlung Albigsgarten 20. Februar 1953 20 Uhr

[Verzeichnete Teilnehmer 46, darunter Clara Frfr. von Scheurl, Dr. Albrecht Frhr. von Scheurl, Dr. Günter Reubel, Fritz Thoma, Gisela Thoma, Dr. Fr. von Herford]


[…] Der Schatzmeister, Georg Völkel, berichtet Folgendes:

[…Einnahmen] 1376,00 M [Ausgaben] 1067,59 […]

1. Jan. 53 Kassenstand […] 308,41 M


[…] Es folgte nun die satzungsgemäße Neuwahl der gesamten Ordensleitung. Dr. Thoma legte sein Amt als 1. Ordensvorsteher nieder.

Nach verschiedenen Vorschlägen, die Wahl des 1. Ordensvorstandes betreffend, wurde Rechtsanwalt Dr. Friedrich von Herford mit [nachträglich mit klecksender Feder fast unleserlich eingefügt] 24 von 24 Stimmen gewählt. [Das kann nicht richtig sein.]


Ferner wurden einstimmig gewählt:

zum 2. Ordensvorsteher: Georg Freiherr Harsdorf von Enderndorf […]

zum Ordensschatzmeister Dr. Wolfgang von Eichborn, (Bankhaus, Königstraße 37)

zur 1. Schriftführerin Sophie von Praun […]

zur 2. Schriftführerin Fräulein Anna Helene von Waechter […]

zum 1. Ordensrat Christoph Freiherr von Tucher […] (Irrhainpfleger)

zum 2. Ordensrat Dr. Grote […] (für das Archiv)

zum 3. Ordensrat Frau Grete Schneider […] (für die Bücherei)

[…] Schluß 23 Uhr"

[abgestempelt zur Beglaubigung vom Registergericht 1. Sept. 1953]



Durchschrift eines hs. Briefes WILHELM SCHMIDTs an TÜRK, 21. Feb. 1953:

[SCHMIDT entschuldigt sich, daß er den Durchschlag einer Rede Türks zum Gedächtnis Eberhard v.

Scheurls noch nicht ins Archiv gelegt hat. Da er noch an Bronchitis leide, habe er sich auf der Hauptversammlung von seiner Frau vertreten lassen, die diesen Durchschlag erst einmal vorlegen sollte.]

„Aber zu dem Vorlegen fand sich schlechterdings keine Gelegenheit, da bei der Neuwahl der Vorstandschaft eine Revolution ausbrach und zum Sieg gelangte. Dr. Thoma erhielt 24 Stimmen, Freiherr von

Heerfurth [sic] 27, davon 20 von ganz nagelneuen Mitgliedern, die offenbar zu diesem Zweck gekeilt

waren und vom Blumenorden nicht mehr wußten als ihre Paten ihnen mitzuteilen für gut fanden. Frh. v. H. erhielt also von den bisherigen Mitgliedern nur 7 Stimmen. 2. Vorstand wurde dann unter dem

neuen Vorsitz ein Freiherr von Harsdorf, der aber nicht der Vetter des Frls. von Praun ist, der bei ihr

wohnte, sondern ein anderer Nachkomme Harsdörfers, der erst während der Sitzung als Mitglied

beitrat. Von den andern Vorstandsmitgliedern sind nur 2 nicht von Adel neben weiteren 4 Adligen. Von den bisherigen ist nur Frl. v. Praun geblieben. Frau v. Scheurl hat seit Wochen Gegenkandidaten

gegen Dr. Thoma gesucht. Sie suchte vergeblich ObStdir. Dr. Reubel, dann den Rektor Magnificus der Handelshochschule, unseren Professor v. Harsdorf, u. andere mobil zu machen. Auch Herr v. Heerfurth lehnte ursprünglich ab und ließ sich offenbar erst in den letzten Tagen breitschlagen und gewann das Rennen durch die 20 neuen Pegnesen aus seinem Entenklub, der sich, glaub ich, Anatinusclub nennt.

Ich habe natürlich nicht die mindeste Lust, mich weiter mit dem Ordensarchiv und der auswärtigen

Korrespondenz nach Befehl und zum Nutzen der neugebackenen Ordensführung zu plagen. Ich werde den hohen Herrschaften alles übergeben, was ich für die Arbeiten noch bei mir habe u. nicht mein allerpersönlichstes Eigentum ist, und mit König Friedrich August von Sachsen nicht sagen, aber denken:

„Macht Euern Dreck selber!" Vor meiner Erkrankung habe ich seit Nov. wöchentlich viermal einen

Vormittag im Germ. Mus., wo ja das Ordensarchiv jetzt ist, gearbeitet. Wenn ich ausgehen kann, werde ich das Begonnene abschließen und dabei Ihre ,Rede' einreichen, aber dann werde ich alle Anfragen

an Herrn v. Heerfurth verweisen.

Meine Frau kam aus der Versammlung tief empört nachhause und konnte die ganze Nacht nicht

schlafen. […] Ich stehe der Sache kühler gegenüber, obwohl doch ein Stück Lebensarbeit von mir für

den Orden geleistet wurde. […]"


Bei der Rede TÜRKs zum Gedenken an v. SCHEURL handelt es sich um freie Verse (6 S. A4), die in

feierlicher Weise einen erdachten gemeinsamen Spaziergang mit dem Verstorbenen darstellen, in dem dieser zeitweise in die Rollen seiner Vorfahren wechselt — eine von Adelsverehrung geradezu triefende Eulogie!



„Regierung von Mittelfranken

[…] 28. Februar 1953 […]

Sehr geehrter Herr Dr. Thoma!


Es verpflichtet mich zu Dank, daß Sie mich über den Wahlvorgang im ,Pegnesischen Blumenorden' unterrichtet haben. Ihre Mitteilung habe ich mit Interesse, aber nicht ohne Unmut gelesen. Auch ich möchte meinen, daß Ihnen kein anderer Entschluß übrig blieb. Der dortige Hergang dünkt mich symptomatisch und fügt sich in das Entwicklungsbild der uns umgebenden Gesellschaft. Restauration mit leicht getuschtem Übergang zur Reaktion! Diese Tendenz beobachte ich in mannigfachen Lebensbezirken. Videant consules ne quid detrimenti res publica capiat!

In Verbundenheit grüßt Sie freundlich

Ihr

(Dr. Hans Schregle)"



„PEGNESISCHER BLUMENORDEN NÜRNBERG

Die Vorstandwahl vom 20. 2. 53. musz angefochten werden:

1.) Der Blumenorden, zur Zeit ,der literarische Verein Nürnbergs' ist kein Vergnügungsverein oder Privatkränzchen sondern blickt auf eine 300jährige Geschichte zurück mit wertvollen Überlieferungen und Denkmälern. Seine Vorstandschaft musz daher genügend Kenntnisse von der Ordensgeschichte und dem Ordensbesitz aufweisen, wenn nicht vieles Wertvolle verschleudert werden oder verloren gehen soll. In der neugewählten Vorstandschaft ist nur die eine Schriftführerin mit den Ordensgepflogenheiten hinreichend vertraut, ein zweites Mitglied gehört dem Orden seit 1940 an, der neue 1. Vorstand ist erst 1 Jahr Ordensmitglied, weitere 2 Vorstandsmitglieder sind noch nicht einmal 1 Jahr, 3 bestenfalls seit dem Tag der Wahl Mitglieder. Vom Inhalt des Ordensarchivs, das sehr wertvolle Stücke enthält und über das andauernd Anfragen aus dem In- und Ausland einlaufen, ist niemand von der neuen Vorstandschaft unterrichtet, über die Ordenskleinodien wissen selbst die beiden langjährigen Vorstandsmitglieder nur teilweise und unzureichend Bescheid.


2.) Drei der Neugewählten waren am Tag der Wahl noch nicht einmal Mitglieder des Ordens; einer wurde erst ,von der Versammlung' aufgenommen. Nach der Ordenssatzung müssen zu einer Aufnahme zustimmen: der 1. Vorstand, der 1. Schriftführer und der Schatzmeister. [Gestrichen: Diese Zustimmung wurde nicht eingeholt.] Die 3 Gewählten waren in keine Mitgliederliste eingetragen und hatten noch keinen Beitrag geleistet. Von zweien war noch nicht einmal ihre eigene Zustimmung zur Aufnahme bekannt, da sie gar nicht anwesend waren.


3.) Etwa 20 Abstimmende waren völlig neue Mitglieder, deren Aufnahmefähigkeit zweifelhaft ist, da Schriftführerin und Schatzmeister sie bis 20. 2. weder persönlich kannten noch ihre Namen wuszten [Gestrichen: also in keiner Weise diesen Aufnahmen zugestimmt hätten.] Ob diese 20 stimmberechtigt waren, ist daher zu bezweifeln. Jedenfalls hätten [Gestrichen: Anstand und gute Sitte] diese[n] ,neuen Mitgliedern' die natürlich auch noch keinerlei Beitrag geleistet hatten, [hs.:] bei ruhiger und angemessener Überlegung verzichten sollen, an derart wichtigen und entscheidenden Abstimmungen teilzunehmen, für die ihnen das nötige Verständnis fehlte. In diesem Fall hätte Dr. Freiherr von Herford statt 27 nur 7 Stimmen erhalten gegenüber 24 für Dr. Thoma.


4.) Die vorzeitige Beiziehung dieser 20 [gestrichen: „Verschworenen"] Neulinge zur Hauptversammlung, die eine innere Angelegenheit der Ordensmitglieder ist, war eine unfeine Überrumpelung der bisherigen Mitglieder, die durch die Eingedrungenen und einige schlecht unterrichtete und ein paar gehässige alte Mitglieder an die Wand gedrückt und übertönt wurden.

Es musz daher entweder nicht nur die Neuwahl sondern die ganze Hauptversammlung vom 20. 2. und all ihre Beschlüsse sowie alle Handlungen der rechtswidrigen neuen Vorstandschaft in Ordenssachen angefochten und für nichtig erklärt werden, oder wenigstens eine sichere Gewähr geboten werden, dasz die neue Vorstandschaft nicht nur für einen kleinen [gestrichen: herrschsüchtigen] Kreis sondern zum Besten des Ordens ernstlich arbeiten will und diesen nicht zu einem Kränzchen von einigen Familien aus eng umgrenzten Gesellschaftsklassen herabdrücken wird. Aus diesen Klassen stammt der Vorwurf, dasz der Blumenorden geradezu zu einem ,Volksbildungsverein' geworden sei. Dies wäre zwar durchaus keine Schande, doch musz betont werden, dasz die Vorträge fast alle ein ziemliches Literaturverständnis voraussetzten und einzelne volkstümliche die geistige Höhe nicht beeinträchtigen. Dies ist die Ansicht der nachstehenden alten Mitglieder des Pegnesischen Blumenordens.


[unterschrieben von:]

Wilh. Schmidt

Frau Elena Berg für ihre Nichten

Frl. Frieda Bachmann, Erlangen-Bibliothek (Universitäts-)

Frl. Elsa Brügel

Frau Erna Schober

E. Stich

Frau K. Walter

Frau Grete Schneider"



Auf dem Durchschlag der 1. Seite dieses Schreibens hat SCHMIDT hs. notiert:


„Beispiele für Einbußen:

1.) Stammliste vergessen und nicht nachgetragen: 1755-1800, dann fehlerhaft nachgetragen

1925-1941 wieder vergessen

2. Großes Ordensbuch für verloren gehalten 1925-1941. Durch 2 Spuren im Archiv wieder aufgefunden. Sicher anderes spurlos verloren.

3.) ,Virtus et voluptas' verschleudert 1942"



Brief vom 8. 2. 1953 an V. HERFORD (die Monatsangabe II könnte ein Versehen sein; es müßte nach Abfolge der Geschehnisse eigentlich 8. III. heißen):



„Sehr verehrter Herr Doktor!

Ich erlaube mir, einige Anträge zu stellen und einige Wünsche auszusprechen.

1) Ich beantrage, daß die Wahlen sämtlicher Vorstandsmitglieder geheim (mit Zetteln) erfolgen.

2) Ferner, daß die Aufnahme neuer Mitglieder wieder erfolgt nach § 4 der Satzungen […]

Zu erwähnen ist dazu noch, daß neu aufgenommene Mitglieder nach § 17 derselben Satzungen vom Ordensvorsteher ausgefertigte Aufnahmeurkunden bekommen […] Seit Jahren wurden von der unterzeichneten 1. Schriftführerin die Briefe mit der Mitteilung der Aufnahme geschrieben — nur in der letzten Zeit nicht mehr, da die Schriftführerin keine Mitteilungen von den Aufnahmen erhielt. […]

5) Ebenso ist zu wünschen, daß einmal im Monat eine sogenannte Tafelrunde stattfindet mit Besprechung neueren und neuen Schrifttums […]

6) Ich erlaube mir ferner, anzuregen, daß Bücher von Wilhelm Malter, […] von Hans Hubel, […] desgleichen einige von Oberstudiendirektor i.R. Dr. Reubel übersetzte Werke angekauft werden.

Mit bestem Gruß

Sophie von Praun"


„Noblesse oblige" galt also für Sophie v. Praun nicht zwingend; sie ergriff durchaus SCHMIDTs Partei, wie sie denn auch gleich nach Kriegsende ihre verschont gebliebene Wohnung, sozial denkend, zu

einer Herberge umfunktionierte, in der an langem Tisch auch mancher wandernde Handwerksbursche eine, wenn auch kärgliche, aus gemeinsamen Bemühungen stammende Mahlzeit vorfand. (Diese

mündlich gegebene Auskunft stammt von einer ihrer damaligen Bekannten, einer Dame, deren Name

jetzt leider nicht mehr aufgefunden werden kann.)

Der neue Präses versuchte, das Eis zu brechen:



„Sehr geehrter Herr Professor!

[…] Nach einer entsprechenden Ankündigung bei Frl. v. Praun werde ich mir erlauben morgen —

Dienstag — nachmittags gegen 14:00 Uhr bei Ihnen vorzusprechen. Ich würde mich freuen, wenn

Ihnen der Zeitpunkt gelegen sein würde und ich mich mit Ihnen über die wichtigsten Angelegenheiten

unterhalten könnte. […]"



Einladungspostkarte, hektographiert, vom 8. 4. 53:

„[…] zu dem am Freitag, den 17. April 1953 um 20.00 Uhr im Vortragssaal des Germanischen Museums stattfindenden Vortrag

„Warum Pegnesischer Blumenorden?"

von Dr. Friedrich von Herford […]"



Bei so geringer Vorbereitungszeit konnte er es SCHMIDT natürlich nicht recht machen; dieser holte sogar zu einem wahren Totschlagargument aus:



„Zum Vortrag am 17. 4. 1953."

„Herr Dr. von Herford entnahm ¾ seiner Rede dem Amarantes. Er gebrauchte nicht nur den

Spitznamen ,Pegnesenbibel', sondern scheint das Buch für eine unfehlbare heilige Schrift zu halten.

[…] Ordenslegende, die eine Dichtung des Siegmund [sic] Betulius (nachher von Birken) in seiner

,Fortsetzung der Pegnitzschäferei' 1945 [sic, gemeint ist 1654] war. […] An einen Verein dachten

Harsdörfer und Klaj noch gar nicht. Erst als Samuel Hund am 12. Jan. 1645 schrieb, er möchte der

Dritte im Bund sein, dachten sie daran, noch weitere Schäferdichter beizuziehen. […] Herr Dr. von

Herford entnahm dem Amarantes 3 Ordensregeln, die für einen kleinen Verein im alten Nürnberg von etwa 20000 Einwohnern galten und für eine Stadt von (mit Fürth) fast ½ Million nicht mehr passen können. Die Sprachpflege und Sprachreinheit mag noch am besten für unsere Zeit für nötig gelten. Aber Herr v. Herford prunkte selbst wiederholt mit unnötigen Fremdwörtern. […] Sprachpflege hat Harsdörfer aber nicht im Blumenorden betätigt, sondern um 1642-1650 mit Fürst Ludwig und Schottel zusammen im Palmenorden. […] Die Forderung christlichen Glaubens und christlicher Gesinnung war im alten Nürnberg, das sein eigenes Bekenntnis mit noch allerlei katholischen Begriffen hatte und verlangte, am Platze […] Wie Herr v. Herford sie faßte, bedeutet sie einen glatten Antisemitismus mit nationalsozialistischem Beigeschmack. Schon Birken nahm mehrere Katholiken in den Orden auf. Der Schaffer (oberster Geistliche) von St. Sebald Panzer einen jüdischen Gelehrten und zahlreiche Katholiken. Unter Dr. Beckh gab es bei vielleicht besserer nationaler Gesinnung keinerlei Antisemitismus. […]"



Man läßt sich ja bereitwillig vor Antisemitismus warnen, allerdings etwas weniger gerne, wenn das Motiv dahinter pure Rachsucht ist, und zwar wegen ganz anderer Vorgänge.



DR. V. HERFORD ließ es sich nicht verdrießen, WILHELM SCHMIDT zu umgarnen; sein eigener Ausdruck dafür war: „Sie erliegen schon noch meinem abseitigen Charme!" Er ließ am 24. 4. 1953 an Schmidt einen Brief abgehen:


Sehr geehrter Herr Professor!

Da ich Ihr großes Wissen um die Geschichte des Pegnesischen Blumenordens schätze, folge ich gerne der Anregung, wonach mir mitgeteilt wurde, daß Sie evtl. bereit wären, mit den Ordensmitgliedern und Gästen über die Geschichte unseres Ordens zu plaudern. Ich bin überzeugt, daß ein solcher Austausch von Beteiligten außerordentlich lehrreich sein wird.

Ich würde es für zweckmäßig und für Sie angenehmer halten, wenn Sie nach einigen kurzen Erläuterungen, mit welchem Gebiet man sich an diesem Abend befassen soll, auffordern würden, Fragen zu stellen und im Plauderton entsprechende Erläuterungen gegeben würden. […]"



Daß SCHMIDT darauf einging, zeigen Einzelblätter mit diversen Notizen, darunter eines:


„In der Nr. 108 der Nbg.Nachr. Seite 10 wurde auf Harsdörfers ,Nürnberger Trichter' hingewiesen und behauptet, dasz auf ihn der bekannte Volkswitz zurückgehe. Aber das Wort hat Harsdörfer nicht erst erfunden. Der ,Nürnberger Trichter' war ein langes Sprachrohr, durch das vom Sinwelturm

Bekanntmachungen, z.B. bei Feuersbrünsten, in die Stadt hinein verkündigt, also den Nürnbergern

,eingetrichtert' wurden. Es war im Fünfeckigen Turm noch aufbewahrt und zu sehen. Harsdörfer hat diese Bezeichnung für seine Anleitung zur Dichtkunst übernommen und über Nürnbergs Grenzen hinaus bekanntgemacht. Wilh. Schmidt."1


Zwei Schreiben SOPHIE VON PRAUNs an Schmidt geben von einer gewissen Entspannung des

Verhältnisses Zeugnis:

Handschriftlicher Brief an SCHMIDT, 5. 3. 1953:

„[…] Heute Vormittag war ich u.a. noch im Sebalder Pfarrhaus und traf dort […] die sehr liebenswürdige Frau Pfarrer Barth, Gattin des erst kürzlich hierher gekommenen 2. Pfarrers v. St. Sebald, die mich

sogleich durch 2 lange Gänge zu den 2 Schränken führte. Es sind dieselben, die in der ,Blume' waren und dann auch noch im ,Krokodil'; […] seit ich im Bl.O. bin, kenne ich sie. Sie haben leider keine

Schlüssel. Man kann sie also nicht öffnen und auch nicht ergründen, was darin ist; vielleicht sind es

noch Schätze des Ordens? Herr Dr. von Herford gab mir die Vollmacht, sie öffnen zu lassen u.

Schlüssel zu bestellen. […]


Ihren Brief gab ich Herrn v. Herford erst beim Weggehen. Er sprach schon vorher davon, daß er sehr

bedaure, daß Sie sich zurückziehen. Er will Sie demnächst besuchen und freut sich schon darauf. Ich

glaube wirklich daß die Befürchtung nicht begründet ist, daß die Neuen sich nicht um die

Vergangenheit kümmern. […]"


Postkarte an SCHMIDT, der in Bayrisch Zell Urlaub macht, 7. 9. 53:

„[…] Daß der Pegnesische Blumenorden Ihrer in diesen Tagen ganz besonders gedenkt in dankbarer Würdigung alles dessen, was Sie Unschätzbares für ihn geleistet haben in unermüdlicher und selbstloser Arbeit, hat Ihnen zwar Dr. von Herford schon gesagt, ich wiederhole es aber mit dem aufrichtigen

Wunsch, Ihre wertvolle Hilfe in unseren Tagen und Nöten möge dem Orden noch lange erhalten

bleiben. […] Ihre dankbare Sophie von Praun."



Jahresbericht 1953

„[…] Im Sommer konnte dann die ganze Handbücherei mit dem Schranke, in dem sie bisher geborgen war, nach Rücksprache und Übereinkunft mit Direktor Dr. Grote, ins Germanische Nationalmuseum

übergeführt werden […] Die Bücher des schönen Schrifttums wurden dort in den Nebenräumen der

Bibliothek neu geordnet und ein Verzeichnis von ihnen angelegt. […] Ein weiterer Bücherschrank, der

zur Zeit, da Pfarrer Türk 2. Vorstand und zugleich Bücherwart war, in dessen Wohnung […] untergebracht worden war, war noch bis Mitte 1953 in einer Kammer des […] Sebalder Pfarrhauses untergebracht. Mehrmals war Professor Schmidt mit der Unterzeichneten dort, um die mancherlei Zeitschriften und Bücher […] zu verzeichnen. Der ganze Inhalt, von dem auch Dr. von Herford Kenntnis und Einsicht genommen hatte, wurde gleichfalls am selben Tage wie die Handbücherei ins Germanische Nationalmuseum übergeführt und dort zur Bearbeitung in Verwahrung gegeben […]

In dem erwähnten Schranke fanden sich auch 2 wertvolle Plaketten/Denkmünzen die zu den Ordenskostbarkeiten gehören […] Die eine stellt […] Georg Philipp Harsdörffer dar, zur Feier des 200jährigen Bestehens des Ordens 1844, die andere den langjährigen 1. Ordensvorsteher Hofrat Dr. Wilhelm Beckh, zum Jubelfest des Irrhains 1896. […]"


Angesichts solchen Einsatzes und solcher Funde muß dem alten Chronisten doch das Herz aufgegangen sein. — Im Jahresbericht 1953 heißt es sonst noch:


„[…] Oberstudiendirektor i.R. Dr. Günther Reubel sprach am 15. Mai im Turmzimmer des Tucherbräustübels über die traurige Verwilderung und Verwirrung der deutschen Sprache. Aus dem vielseitigen Vortrag ging deutlich hervor, daß selbst bekannte Schriftsteller und Zeitungsschreiber mehr oder weniger große Fehler machen.


2) Am 10. Juni las Wilhelm Malter, gleichfalls im Turmzimmer des Tucherbräustübels, Bruchstücke aus seinem noch ungedruckten und auch unvollendeten Roman: „Peter Vischer und seine Söhne", die lebhaften Anklang fanden […]


Unser neues Mitglied, der Inhaber der Buch- und Kunsthandlung Schrag, Wolfgang Schrag, der erst kürzlich von einem längeren Aufenthalt in den Vereinigten Staaten zurückgekehrt ist, sprach am 28. Oktober mit feinem, gründlichen Verständnis über den berühmten französischen Maler und Zeichner Toulouse-Lautrec, sein Leben, sein Werden und seine sehr eigenartige Kunst, mit Lichtbildern.


[…] Am 10. 12. beleuchtete Clemens Münster, Chefredakteur für Kultur und Erziehung im bayerischen Rundfunk, skizzenhaft unsere „derzeitige kulturpolitische Situation", indem er eine Reihe von Schlaglichtern auf Natur- und Geisteswissenschaft, auf Technik, Kunst und Bildung warf und unsere Zeit als die eines gigantischen Eklektizismus bezeichnete. Wir könnten wohl zu deutsch sagen, eine Zeit des Herumtastens, des Kampfes des Menschen mit sich selbst, des Abgeschlossenseins von Gott und von der Natur. Das dürfe uns aber nicht entmutigen, heute neue Möglichkeiten des Fortschritts und Aufschwungs zu sehen.



Wenige Tage nach diesem Vortrag, am Samstag, den 12. Dezember, folgten über 40 Pegnesen einer außerordentlich gütigen Einladung unseres Schatzmeisters Dr. Wolfgang von Eichborn und seiner Frau Gemahlin zu einer ersten Adventsfeier in ihrem neuen Heim in der Ebenseerstraße. Alles lauschte andächtig dem schlicht und innig dargebotenen Krippenspiel der Kinder des Hauses und der Nachbarschaft, die es unter der feinsinnigen Leitung von Dr. von Eichborn eingeübt hatten, dessen einstimmende Worte von der Entstehung des Spiels nach der Flucht der Familie aus der Heimat berichteten. Gemeinsam gesungene Weihnachtslieder und von den Spielern gesungene schlesische Weihnachtslieder, Erinnerungen an die schlesische Heimat, rundeten das Spiel erhebend ab. […]


[…] Der Hansl, der durch Fräulein Studienrat Jungingers Kunst vor einigen Jahren in würdigem neuen Gewand erschienen ist […] ist in den letzten Jahren kaum zur Geltung gekommen. […]


Einige kleinere Versammlungen fanden […] im Tucherbräustübl statt und waren gut besucht. Dagegen waren die größeren Vorträge, die alle im Germanischen Museum stattfanden und erhebliche Kosten verursachten zum Schmerze unseres Ordensvorstehers […] nur mangelhaft besucht."


Das heißt: Es ging weiter wie gewohnt.


Maschinenschriftlicher Brief an SCHMIDT vom 10. 9. 1953 ohne Briefkopf der Herfordschen Kanzlei:

„Sehr geehrter Herr Prof. Schmidt!


Vor allem erlaube ich mir nun auch zu Ihrem Geburtstag persönlich die herzlichsten Glück- und Segenswünsche zu übermitteln. Ich hoffe, daß es Ihnen bei voller Gesundheit noch lange möglich sein wird die doch nun gottlob wieder besseren Zeiten in Deutschland mitzuerleben. […] Bei dieser Gelegenheit darf ich mitteilen, daß ich mit Herrn Wolfgang Schrag von der Verlagsbuchhandlung an der Lorenzkirche nochmals wegen der Arbeiten der Veröffentlichung zur 300-Jahrfeier gesprochen habe. Herr Schrag würde sich freuen, wenn er bald das Manuskript bekommen könnte. Man müßte falls Ihnen keine andere Lösung möglich ist gegebenenfalls mit der Reinschrift ein Lehrmädchen beschäftigen. Vielleicht wäre es auch möglich, daß Sie diesem Lehrmädchen das Manuskript diktieren. Jedenfalls wäre ich Ihnen dankbar, wenn diese Aufgabe baldmöglichst erfüllt werden kann, da an sich der Druck und die Korrektur reichlich Zeit in Anspruch nehmen wird. […]"


Damit war es um SCHMIDTs Abwehrhaltung wohl geschehen.



Unbemerkt von den allermeisten Pegnesen, denen unsere heutige Mobilität ja noch abging, verkam

der Irrhain. Erst acht Jahre nach Kriegsende traten die schlimmsten Schäden ein, und es war kein aus Not und Mangel an Heizmaterial begangener Diebstahl, sondern gezielte, wütende Zerstörung. Man

kann sich kaum vorstellen, wer das getan haben könnte. Ein politisches, oder genauer:

sozialneidisches Moment spielte dabei gewiß eine Rolle, wie man aus der Mißhandlung der

Denkmäler, vor allem dem Austilgen des Kreß'schen Wappens auf dem entsprechenden Denkmal,

ersehen kann; darin aber einen Reflex auf die gehäufte Aufnahme von Adligen in den Blumenorden zu sehen, geht wohl zu weit. Es werden wohl alte Rechnungen aus dem lokalen Umfeld beglichen worden sein.



Der Irrhain als Ruinengrundstück


„Am 13. 4. [19]42 waren folgende Tafeln vorhanden:

(Vom Weg hinter dem Schillerdenkmal an links herum.) (In Klammern die Denkmäler)

Petzet, Geißler, Colmar, (Limburger), Götsch, Pahl;

Omeis (Küche), hinten: Voit, Ackermann, Börner, nach innen Fürer, Knapp, Johann Chph. Seidel, Adolf Heller, Scheurl, (Kreß), Schmidt, von Praun, ? Seiler (Leinker) Pfarrer Heller, Bernhold (Häßlein)

(Zahn) Lorsch, Schmidner & Lorsch (dann Schiller)"


„Irrhainschäden


1., Damenabort umgestürzt, Türe gestohlen.

2., Herrenabort halb umgeworfen, Lattenwerk wacklig und unbenützbar. böswillig beschädigt.

4., [3., ausgelassen!] Pumpenschwengel gestohlen.


5., Mehrere Bänke teils mutwillig teils durch Faulen der Stützen umgelegt.


6., Gerätehalle weiter aufgerissen als es im Herbst 1952 war.

7., Tafel Christ. von Fürer liegt in Trümmern am Boden.


8., Eine Tafel herabgerissen, nur ein Stück davon liegt am Boden.


9., Offenbar andere Tafeln gestohlen, nur mehr wenige vorhanden.


10., Tafel für Pahl nur in Trümmern noch am Baum, offenbar durch Steinwürfe beschädigt."



Jahresbericht 1953

„[…] Die Vorbereitungen zum Irrhainfest, das am 5. Juli bei schönem Wetter stattfand, haben unseren 1. Ordensvorsteher Dr. von Herford eine riesige Fülle von Arbeit gekostet […] Umrahmt von ausgezeichneten Darbietungen von Schülern des städtischen Konservatoriums fand die Begrüßung des 1. Ordensvorstehers und der althergebrachte Umtrunk aus dem ehrwürdigen Tulpenpokal statt […]

[…] beim Irrhainfest die Erneuerung eines großen Teiles der Umfriedung des Haines, die von frechen

Bubenhänden schändlich zerstört war, durch Erstellung des neuen, kräftigen Drahtnetzzaunes in

Ordnung war, daß der Hain ein recht geordnetes, erfreuliches Aussehen hatte. […]"


Zeitungsausschnitt, hs. datiert auf Nbger. Ztg. 7. Juli 1953.:

„Beschauliches Irrhainfest

Veranstaltet vom Pegnesischen Blumenorden


Im Irrhain bei Kraftshof kann man sich kaum noch verirren — aber die alten Baumbestände, die

Statuen, Erinnerungstafeln und die abseits gelegene barocke Eingangspforte haben doch noch

romantischen Zauber. […] Der Herold in der reichsstädtischen Tracht kündigte in Versen das Fest an,

der 1. Ordensvorstand Dr. Fr. von Herford begrüßte die Gäste. Der aus Gold und Silber getriebene

Pokal des Ordens war für diesen Tag aus dem Museumsdasein erlöst, wurde wieder mit Wein gefüllt

und den verdienten Mitgliedern und Gästen zum Umtrunk angeboten. […] der 2. Ordensvorstand

Georg Frhr. von Harsdorf sprach vom Ethos in unserer materialistischen Zeit und gab den Wahlspruch zur Beherzigung: „Bessere dich selbst, so besserst du die Welt!" […]"

Die Familie von Herford beim Irrhainfest



Maschinenschriftlicher Brief v. Herfords ohne Briefkopf seiner Kanzlei:

„Nürnberg, den 8. 8. 53.

Sehr geehrter Herr Professor!


Für Ihre Karte vom 10. 7. 53 sage ich meinen herzlichsten Dank. Ich hatte eigentlich die Absicht, die

verschiedenen Punkte mit Ihnen und Ihrer verehrten Gattin am letzten Sonntag im Irrhain persönlich zu besprechen, habe Sie aber […] nicht mehr angetroffen. Da ich vom Forstverwalter, den ich vorher im

Kraftshof aufsuchte, sehr lange aufgehalten wurde, bin ich gegen ½ 5 oder 5 Uhr im Irrhain angelangt. Zu meiner Freude fand ich, daß seit dem Irrhainfest keinerlei Beschädigungen mehr festzustellen sind.

Bezüglich Ihrer Hinweise darf ich nunmehr mitteilen, daß die zwei Zaunlatten wieder festgenagelt

worden sind. Mit besonderer Freude stellte ich fest, daß an den beiden kleinen Häuschen von innen

die Absperrung durch Anbringung von „diensttauglichen Riegeln" ermöglicht wurde. Ich habe mich

auch durch Aufsperren der Gerätehütte überzeugt, daß die Schlüssel einwandfrei sperren und habe

auch, teils eigenhändig teils mit Hilfe von Frau und Kindern so gut es mir möglich war, eine

Säuberungsaktion um und in der Hütte vorgenommen. Am nördlichen Einfahrtstor ist nun inzwischen

ebenfalls ein Schloß angebracht worden und desgleichen auch an der daneben befindlichen Pforte.

Beide Schlösser lassen sich nur schwer auf- und zuschließen. Man muß die Schlüssel besonders beim Schloß der kleinen Pforte sehr weit in das Schloß stecken um aufsperren zu können. Beide Schlösser

lassen sich von innen und von außen sperren. Schließlich ist auch das Schloß am Südeingang

nunmehr vollkommen in Ordnung und läßt sich leicht von innen und außen sperren.

Somit ist nun eigentlich alles augenblicklich Mögliche geschehen und befindet sich der Irrhain in einem sehr sauberen und ordentlichen Zustand. Hoffentlich ist diese Tatsache geeignet, wieder mehr Besucher anzulocken. Daß dies allerdings noch heuer der Fall sein wird, möchte ich bezweifeln. […]"



Überlegungen, wie es mit dem Irrhain weitergehen solle, nehmen einen zunehmend verzweifelten Ton an.



Vorstandssitzung 23. 11. 54 20 Uhr bei Freiherrn Georg von Harsdorf […]


[…] Dr. von Herford: Um den Irrhain hat sich bisher der Ordensvorsitzende bemüht. Er müßte anderen Gesellschaften zur Verfügung gestellt werden.

Dr. von Eichborn muß als Schatzmeister gegen weitere Aufwendungen für den Irrhain sprechen. Der

Irrhain muß praktisch aufgegeben werden, oder es muß ein Sonderbeitrag für ihn aufgewendet

werden.

Dr. von Herford: Der Irrhain muß zuerst in Stand gesetzt werden. Der Ordenspräses ist in Verhandlungen mit der Stadt getreten wegen seiner Pflege.



Jahresbericht 1954


[…] Es ist bedauerlich, daß zur Zeit wenig Sinn für die doch immer noch vorhandene Irrhainpoesie

vorhanden ist; oder sollte der alte Hain durch die Nähe des neuen Flugplatzes nun doch neue

Anziehungskraft erhalten und durch die Erschließung für andere Gesellschaften, von der wir wohl bei

der Hauptversammlung Näheres hören werden. Allerdings, mit der Ruhe wird es vorbei sein! […]



Jahresbericht 1955


[…] Am 10. Juli fand bei schönem Wetter das Irrhainfest statt. […] Die Weisen des Männerchores unter der Führung von Karl Sorg und des Bläserchores Schniegling bildeten einen hübschen Rahmen […]

Wilhelm Malter, Lehrer Frank und J. von Eichborn trugen Poetisches aus vergangener Zeit von

Sigmund v. Birken, G. Ph. Harsdörffer u. anderen vor, nachdem Dr. von Eichborn […] geschildert hatte, wie es um die Zeit des zu Ende gehenden 30jährigen Krieges zur Schäferpoesie kam. […] Einzelne

Gruppen zogen mit ihren bunten [unleserlich; Lampions sind gemeint] bei einbrechender Dunkelheit

nach Kraftshof oder durch die Reste des dortigen Waldes [Flughafenbau!] zu Fuß sogar nach

Nürnberg.

Was den Besuch des Irrhains […] betrifft […] so ist er nach meiner Beobachtung auch heuer sehr

gering gewesen. Allerdings sind im vergangenen Winter auch die letzten Reste wackelnder Bänke und eines Tisches verschwunden […] Eine Lücke im Zaun nahe dem Eingang […] abgesehen von dem

großen Schaden am neuen Drahtzaun in der Nähe der Naturbühne […]



Ordentliche Hauptversammlung 19. März 1955 bei Dr. von Herford […]


[…] Wir müßten bei Benutzung [des Irrhains] von Anderen Eintritt verlangen. Nachdem sich, wie Dr. v. Herford sagte […] viele [gestrichen: alle] kulturellen Gesellschaften Nürnbergs unter dem Vorsitz von

Dr. von Herford vereinigen oder vereinigen werden, sollen alle auch die Möglichkeit haben, den Irrhain zu benutzen.

Direktor Fischer sagt, in Erlangen habe Siemens verschiedene Baracken verschenkt, vielleicht könnte man davon etwas bekommen — Naturbühne, Brunnen, Zaun, Wege usw. müßten gerichtet werden.

Begründete Kostenvoranschläge wären schnell zu machen."



Der unermüdliche und überaus genaue WILHELM SCHMIDT hat sich in einem Vortrag im

Blumenorden am 9. März 1956 mit Irrtümern auseinandergesetzt, die einem Journalisten unterlaufen

waren, u.a. in Bezug auf den Irrhain:

„[…] Mit den kleineren Irrtümern des Herrn A.S. will ich sie verschonen. Nur eines noch: Er will im

östlichen Teil des Irrhains noch Spuren der Irrgänge finden. […] Vielleicht glaubte A. S. an der

Naturbühne Spuren zu erkennen. Aber diese entstand erst in den 70er Jahren. Vorher wurde nämlich

am späteren Tanzplatz Theater gespielt, während der Tanzplatz bis 1894 außerhalb des Hains über

das hintere Tor hinaus lag. Einige Spuren der „Schlangengänge" fanden wir noch vor 50-60 Jahren,

aber auch diese sind inzwischen völlig verschwunden. […Besuch des Königs Max II.:] Es gefiel den

hohen Herrschaften so gut, daß König Max auch seine Söhne, die nachherigen Könige Ludwig II. und Otto mit ihrem Erzieher zum Irrhain und nach Neunhof zu Kreß sandte, damit sie alles sehen konnten. Doch sollen ihnen die Küche und die Bratwürste den größten Eindruck gemacht haben. […]"



Ordentliche Hauptversammlung 1. 2. 1956


„[…] Es wurde dann noch bemerkt, daß es bedauerlich sei, daß der Irrhain nicht in den Besitz des Ordens gekommen sei; denn dann könnte man daraus machen, was man wollte; da wir das Benutzungsrecht nur haben, können wir keinen Nutzen daraus ziehen, keinen Baum schlagen lassen od. dgl.

[…] Dr. von Herford hat schon manchen Versuch gemacht, für [sic] den Irrhain verschiedene Stellen und Personen aufmerksam zu machen, die Stadtverwaltung, Dr. Meisel, Dr. Seegy mit der Frage, ob sich der Irrhain für eine Volksbühne eignen würde. Aber zur Errichtung eines Theaters fehlt Geld. Bau einer Halle ist nicht möglich. […] Auch wenn wir den Irrhain in Besitz bekämen, könnten wir nichts tun, denn er ist Naturschutzgebiet. […] Es gibt erste Stimmen, die sagen: den Irrhain ganz aufgeben. Aber das wollen wir nicht.



Jahresbericht 1956


[…] Dr. von Herford sprach am 24. April über „Der Irrhain früher, heute und in Zukunft". […]

Das Irrhainfest, das ursprünglich für 1. Juli festgesetzt war, […] stieg am 14. Juli. Das Wetter versprach zunächst Gutes, […] Die umfangreiche künstlerische Vortragsfolge, die Thea Metzler zusammengestellt hatte, sah nach dem Umzug, dem Vorspruch Emil Bauers und der Ansprache […] Dr. von Herfords, Schubert- Mozart- und Pfitznerlieder, gesungen von Lore Köstler vor, auf dem eigens herbeigeschafften Klavier v. Leonhard Stirnweiß begleitet, ein Irrhainspiel von Wilhelm Malter, dargestellt vom Dichter, L. Stirnweiß und Lore Köstler, und endlich noch ein Erscheinen Grübels, dazwischen noch den Umtrunk aus dem kostbaren alten Pokal. Aber leider zogen blitzschnell während des letzteren kohlschwarze Wolken auf, die die Pegnesen zu eiligster Flucht veranlaßten, […Man ging] entweder heim oder traf sich nach kurzem beim Festwirt Bammes in Buch, wo man sich […] die Pfitznerlieder mit Genuß anhörte […] Das noch im Irrhain dargestellte Spiel gefiel sehr gut und Lore Köstler erntete für ihren entzückenden Gesang reichsten Beifall, ebenso Elisabeth Fürst für den schönen Vortrag einiger Haingedichte. […]"


Der Irrhain! Ach, das war von je

Des Blumenordens Lust und Weh!

War Schmerzenskind und Stolz und Leid

Von Anfang an, zu jeder Zeit.

Drei Gülden zahlen wir als Pacht. —

Das ists nicht, was uns Sorge macht.


Die Stätte, wo zur Schäferzeit

Schon Dichter reimten, ist geweiht.

Sie suchten, des Getriebes satt,

Dort Frieden vor dem Lärm der Stadt.

Gabs damals auch kein Schnauferlrattern, —

Sie flohn vorm Schnattern der Gevattern.

So knüpft sich dort an jene Räume

Erinnrung viel. — Die grünen Bäume,

Sie atmen Frieden, atmen Stolz.

Sagt einer: „Wertvoll ist das Holz!

Macht Bäume doch zu barem Geld!"

Doch weh dem, der dort Bäume fällt!

Nicht eigen ist uns jener Wald,

Das Pachtrecht nähme man uns bald!

Besitz ist Last. Das gilt auch hier

Für dieses grüne Lustrevier.

Gar oft beschädigt ward der Zaun.

Man müßte ihn viel fester baun,

Elektrisch laden wie auf Weiden,

Wer eindringt, sollt den Schlag erleiden.

Es bräuchte einen Unterstand,

Nen Bau von Architektenhand.

Setzt schnell ein Regenschauer ein —

Die Eichen schützen nicht allein.

Wo ist der Pfleger? Ha, man schilt!

Nicht immer ist der gleich im Bild.

Die Vorstandschaft soll doch was tun!

Glaubt, diese Sach läßt sie nicht ruhn.

Doch wo einmal die Mittel fehlen,

Mag man sich mit Gedanken quälen.

Luftschlösser mag man reichlich baun, —

Das Geld reicht eben für den Zaun.

Die Vorstandschaft war oft bemüht,

Daß irgendwo ein Zuschuß blüht,

Vielleicht von einem Amt der Stadt,

Die doch mehr Geld im Säckel hat.

Im Wohlstand früher mancher saß,

Der stiftete dann dies und das

Und ward als Gönner hoch verehrt.

Auch dieser Quell hat sich geleert

Mäzene gibt es auch nicht mehr.

So bleibt Herrn Eichborns Säckel leer.

Vom Gartenamt die hohen Herrn,

Die sagten. „Ja, wir pflanzen gern,

Wenn fertig erst der Unterstand." —

Da geht manch Jährlein noch ins Land.

Für diesen Bau hinwiederum,

Da bleiben andre Ämter stumm.

Kulturamt zeigt stolz das Portal

Und zählt den Irrhain zu der Zahl

der Sehenswürdigkeiten groß, —

Doch macht es halt kein Märklein los.

So wartet stets mit Langemut

Eins, daß der andre etwas tut.

So kommt es, wie es kommen muß:

Gar nichts geschieht zum schlechten Schluß.

Wann ists so weit, daß Hand in Hand

Man werkt und setzt den Hain instand?

Den Wipfel schüttelt manche Eiche:

War doch zu jeder Zeit das gleiche!

Ein Traumbild ward mir heut beschert:

Es kamen Männer, axtbewehrt,

Ein nettes Heim ward aufgebaut,

Es lag schlicht unter Wipfeln traut

Und als es wieder Sommer war,

Zog der Pegnesen frohe Schar

(— Nicht einmal nur im ganzen Jahr —)

So manchen Sonntag hell und lau

Dorthin zur Lust mit Kind und Frau

Und gab dem Zauber dieses Orts

Sich hin statt jeden andern Sports.

Zu Ehren wieder kam der Hain,

Vergangenes erwacht zum Sein,

Man wandelte der Ahnen Spur …

Ach, war es denn ein Traumbild nur????


Wilhelm Malter



„Jahresbericht 1957

[…] Am 15. Juli fand das Irrhainfest in einfachster Weise statt. Es war allerdings einfach geplant

gewesen, aber daß bei der übergroßen Hitze die Brauereien so überfordert waren, daß nicht einmal

Tische und Stühle hatten angefahren werden können, und daß der Wirt Bammes von Buch nur einen Wagen schicken konnte, aus dem eisgekühlte Getränke angeboten wurden, das hatte man doch nicht gedacht. Die Erschienenen lagerten sich, nachdem der begreifliche Durst einigermaßen gelöscht war, malerisch im Halbkreis und die Mitglieder des Ordens, die das bescheidene Fest gestalteten. Der

Instrumentalkreis Liselotte Schirmers, kleinere und größere Musikanten, leiteten die Darbietungen

flötenspielend ein. Nach humorigen Begrüßungsworten von Dr. Wolf und ernstem Gedenken an die

Verstorbenen von Vikar Limpert, wurden, immer wieder von Musik unterbrochen, lyrische Gedichte von Elisabeth Schnidtmann und die großangelegte Ballade von Thea Metzler (letztere von Rektor Frank)

vorgetragen. Zwei Sätze der Uraufführung einer Festmusik von Frieda Fronmüller-Fürth ernteten

besonders reichen Beifall. Dr. von Herford dankte für alles Gebotene herzlich und auf seine

Aufforderung wurde das von Gottlieb Meyer gedichtete Irrhainlied gesungen. […] Da längeres

Verweilen im Irrhain nicht erquickend und auch nicht nötig gewesen wäre, und der Wagen mit den

kühlenden Getränken auch nichts mehr bieten konnte, so beschloß man, nach Kraftshof zu wandern

und am fortgeschrittenen Nachmittag in Hofpeters schattigem Garten es sich beim Abendimbiß wohl

sein zu lassen. […] Wie wird es mit dem Irrhainfest 1958 werden?



Ordentliche Hauptversammlung 7. 3. 1958


[…]3) a) […] Nach der Ansicht des Oberförsters von Kraftshof wäre ein haltbarer Drahtzaun um den

ganzen Irrhain die einzig richtige Lösung. Auch beim Keller ist eine grundsätzliche Instandsetzung zu

berücksichtigen und schließlich sind die Austrittsmöglichkeiten wieder herzustellen. Die eine ist

überhaupt nicht mehr vorhanden. Wie könnten die dazu nötigen Mittel beschafft werden? Könnten die Mitglieder, soweit sie in der Lage sind, um ein ein- oder mehrmaliges Opfer gebeten werden?

Dr. von Herford berichtet von seinen verschiedenen Bemühungen, Unterhandlungen mit dem

Gartenbauamt usw. zur Mithilfe, auch bei der Instandsetzung des Zaunes. […]


[Der Irrhainausschuß] möge zunächst einen Kostenvoranschlag machen lassen für die vordringlichen

Arbeiten […] Der Brunnen hat gutes Wasser, wenn er richtig behandelt wird. […]


[…] Irrhainfest. Frau Elisabeth Schnidtmann würde ihr Spiel ,Zwergenrätsel', das schon einmal vor vielen Jahren über die Bühne ging, zur Verfügung stellen. […] daß sie allerdings das Spiel nicht selbst einüben könne.

Herr Dr. v. Herford ernennt Freiherrn von Harsdorf zum Gestalter des Irrhainfestes. Der Genannte […] soll den Festausschuß zusammenstellen. […] Was den Festwirt, d.h. die Übernahme der Bewirtung, betrifft, so soll diesmal nicht Bammes (Buch) gebeten werden sondern der Wirt Hofpeter von Kraftshof […] Er müßte für Tische und Stühle sorgen […] Hoffentlich wird dies seine Brauerei übernehmen. […]"


„Jahresbericht 1958


[…] Das Irrhainfest war auf Sonntag, den 6. Juli festgelegt worden […] Da es schon an den vorhergehenden Tagen nicht gefehlt hatte an einer übermäßigen Durchfeuchtung des Erdbodens, war man sich am Samstag endgültig klar darüber, daß von einem Fest im Irrhain gar keine Rede sein konnte, und so beschied [sic] man sich damit, wie nun schon so manches mal, das Fest in den Bammessaal in Buch zu verlegen […] Da das ins Auge gefaßte Spiel von Elisabeth Schnidtmann-Leffler […] trotz aller Bemühungen von Fräulein Helene Werthmüller nicht hatte zustande kommen wollen, gestalteten sowohl der Instrumentalkreis von Liselotte Schirmer mit Werken alter Meister, wie Hildegard Malter-Sturm, Wilhelm Malter und Elisabeth Fürst mit stimmungsvollen Sommergedichten den Nachmittag. […] wagemutige Männer und Frauen wanderten am späten Nachmittag — da es nicht regnete — durch den zum Teil nicht geringen Schmutz nach dem Irrhain, um unter der kundigen Führung von Oberförster Tauschnitz die wirklich schlimmen Schäden in Augenschein zu nehmen. Dort von einem heftigen Kittelwascher überrascht, hat man sich mit Gesang im arg hergerichteten Keller die Zeit vertrieben; einige der Mutigen kehrten schließlich nach Buch zurück, um wenigstens einen Teil des guten Spargel zu vertilgen, die der Festwirt für eine große Zahl von Pegnesen vorbereitet hatte. […]



Ordentliche Hauptversammlung 27. 2. 1959


[…]4. Wünsche und Anträge:

[wegen Irrhain:] Dr. Wolf fragt, ob nicht das Landesamt für Denkmalpflege in Betracht käme, Hilfe zu leisten. Dies wird verneint.

Dr. von Herford will mit Regierungspräsident Burkhard über diese Angelegenheit reden. […]"



„An den Stadtrat zu Nürnberg 17. 1. 59

[…] Sehr geehrte Herren!


Seit langem ist es der Wunsch des Pegnesischen Blumenordens, den Irrhain wieder instandzusetzen. Dies liegt nicht nur im Interesse der Mitglieder […] sondern darüber hinaus im Interesse der gesamten Nürnberger Bevölkerung, da der Irrhain über die Bedeutung eines Privatgrundstücks hinausgewachsen ist, wie die zahlreichen Besuche, besonders in den Sommermonaten beweisen. […]


Zahlreiche Wanderführer und auch die Nürnberger Tageszeitungen weisen bei ihren Vorschlägen für Wanderungen auf den Irrhain als eine kulturelle Sehenswürdigkeit hin. […]


Durch die Folgen der beiden Weltkriege, insbesondere des letzten Krieges, der auch direkte Schäden durch Kampfhandlungen verursachte, wurde der Irrhain schwer in Mitleidenschaft gezogen. […]


Der Unterfertigte hat in den ersten Jahren seiner Tätigkeit eine Wiederinstandsetzung des Irrhains und insbesondere der Umzäunung veranlaßt. Leider wurden [sic] durch Besucher, wahrscheinlich Jugendliche besonders die in Ordnung gebrachte Umzäunung wieder zerstört. […]


Das Gartenamt stellte einen Bepflanzungsplan auf und das Bauamt erwog die Errichtung einer Halle, da für plötzlichen Regen ein Unterstand geschaffen werden sollte. Diese Planung scheiterte plötzlich an der Beschaffung entsprechender Mittel […]


Inzwischen nun kann der Orden etwa das Doppelte der seinerzeit angegebenen Summe (500.- DM) jetzt etwa 1000.- DM an Eigenmitteln aufbringen. […]


Mit vorzüglicher Hochachtung

Dr. Fr. v. Herford

Ordenspräses



Stadt Nürnberg, Referat für das Bauwesen, Am 17. März 1959

[…] Sehr geehrter Herr Dr. von Herford!


Ihr Gesuch um Unterstützung bei der Wiederinstandsetzung des Irrhains wurde sowohl mit den einschlägigen Dienststellen wie auch in der Referentenbesprechung eingehend behandelt. Leider hat sich ergeben, daß keine Möglichkeit besteht, einen finanziellen Zuschuß zu gewähren. […]


Mit vorzüglicher Hochachtung

Schmeißner

berufsm. Stadtrat"



„Ordensvorstands- und Ordensratssitzung


bei Herrn Georg Freiherr von Harsdorf, Adam Kraftstraße 20

12. Mai 1959 20 Uhr

Vorsitz: Dr. von Herford, Ordenspräses

Georg Freiherr von Harsdorf

Dr. Jörn Wolf

S. von Praun

Entschuldigt: Christoph Freiherr von Tucher

verreist: Wilhelm Malter


1) Zunächst teilt die unterzeichnete Schriftführerin mit, daß es feststeht, daß die Spielgruppe der

Altdorfer Oberrealschule Teile des Sommernachtstraums von Shakespeare beim Irrhainfest aufführen wird. Etwa 15 Schüler sind die Spieler. Leiter ist Studienassessor Dr. Reichler. Die Verkleidungen

werden mitgebracht. […] Dr. [sic] Lengenfelder wird sich den Irrhain demnächst anschauen.


[KONRAD LENGENFELDER war später am Hans-Sachs-Gymnasium der Deutschlehrer des

Verfassers in der 12. und 13. Klasse. Ich habe vor meiner Beschäftigung mit dem Pegnesenarchiv nie gewußt, daß er Mitglied im Blumenorden war.]


2) […] Was das Aufräumen im Irrhain vor dem Fest anbetrifft, so ist es der Wunsch des Ordenspräses, daß das Kehren der Wege usw. von jüngeren und älteren Mitgliedern besorgt wird.

[…] Es wurde für die Vorbereitungen zum Irrhainfest ein Ausschuß gebildet, bestehend aus Dr. Wolf,

Dr. Lengenfelder, Gottlieb Meyer, Otto Schröder, Dr. Reichler-Altdorf. […]


3) Besprechung über den Irrhain:

[…] Die Antwort der Stadt lautete, es könne kein Geld gegeben werden (Direktor Schmeißner kann nur Beratung geben). Da der Irrhain dem Staat gehört, wird der Versuch bei der Regierung gemacht

werden, den Irrhain übereignet zu bekommen. […]



Jahresbericht 1959


[…] Beim Gedenken an das für 5. Juli anberaumte und bei schönstem Wetter durchgeführte Irrhainfest leuchten wohl die Blicke aller Pegnesen, die es durchlebten, […] so daß die zahlreichen Anwesenden

beinahe den traurigen Zustand unseres Irrhains vergessen konnten. […] Daß Schüler der Altdorfer

Oberrealschule Auftritte aus Shakespeares Sommernachtstraum nicht nur mit Lust sondern auch mit

großer Begabung spielten, gab dem Nachmittag einen besonderen Reiz. […] Der Vorspruch Gottlieb

Meyers, ein heiteres Gedicht Otto Schröders und der Umtrunk wie der Gesang des Irrhainliedes, dessen Verfasser auch Gottlieb Meyer ist, rundeten die Feierstunde ab, doch noch lange gab man sich dem Genusse des Sommertages im Hain hin. […] […] Zu dem Erfreulichen dieses Jahres gehört wohl auch, daß der Orden einen Zuschuß des Kreises Mittelfranken von 300 DM bekam, meines Wissens zur Instandsetzung des Irrhains. […]

Bei den erstaunlich hohen Hanslspenden — 238,76 DM — sind die Spenden bei den größeren Veranstaltungen mitgerechnet. […]



Vorstandssitzung 1. VI. 60 20 Uhr

(Festausschuß für das Irrhainfest)

bei Dr. Wolf Adam Kraftstraße 69


Vorsitz: Dr. v. Herford; anwesend außerdem: Freiherr v. Harsdorf, Dr. Wolf, Frl. von Waechter, Wilhelm Malter, Assessor Büchner, S. von Praun, und Frau Brentlein, Leiterin der Johanniterkurse.

Abgesagt haben. Baron Tucher, Assessor Lengenfelder.

nicht abgesagt: Otto Schröder


[…] Da der Bucher Wirt, Herr Behringer, die Bewirtung nicht mehr übernehmen kann, da sein Sohn eingerückt ist und er selbst und seine Frau zu alt sind, müßten neue Möglichkeiten für die Bewirtung gesucht werden.

Dr. von Herford teilt mit, daß Frau Brentlein […] die Bewirtung übernehmen wird.

Zuerst teilt Herr Assessor Büchner mit, daß von der Schülerbühne der Oberrealschule Altdorf das Lustspiel von Franz Grillparzer: Weh dem, der lügt aufgeführt werden wird, was mit Freude und Dank aufgenommen wird. (Inszenierung: Hugo Büchner, Betreuung Assessor Lengenfelder) […]

Frau Brentlein und Herr von Herford teilen mit, daß Baron Tucher, der Jüngere, für Tische und Stühle sorgen wird; Teller und Tassen (etwa 50 Tassen) sollen gekauft werden nach Vereinbarung aus der Pegnesen- oder Johanniterhilfskasse. Es werden Vorschläge gemacht, wo preiswert eingekauft werden kann. Milch wird in Dosen aufgestellt, Neskaffee bereitet, Kuchen werden hauptsächlich durch Vermittlung von Frau Brentlein geliefert (von der Frauenfachschule) Frl. von Waechter will vom Schloßhof in Neunhof Wasser beschaffen mit Hilfe von Autos, Menschen und Kannen. Eine große Firma Höfler (auch Mitglied des Blumenordens) soll zur Lieferung von Kaffee, Würstchen usw. gebeten (oder veranlaßt) werden. […]

Herr Assessor Büchner bittet um Bereitstellung von 2 Zelten und ein paar Zeltplanen. Die Altdorfer fahren mit Bus (von Gnadenberg) bis zum Irrhain von Altdorf aus.

Oberförster Tauschnitz […] soll gebeten werden, einen einfachen Tisch und eine Bank zum Spiel in den Irrhain schaffen zu lassen. Frau Brentlein will das unternehmen.

Wenn Frau Brentlein junge Hilfskräfte findet, die für 35 DM die Wege des Irrhains in Stand setzen, so bekommen diese die genannte Summe, die fast die Arbeiterinnen für diese Arbeit bekommen, die aber nicht ganz leicht zu finden waren. Um Rechen müßte Herr Tauschnitz gebeten werden. […]



Jahresbericht 1960


[…] Es war eine ganz besondere Freude, daß am 10. Juli bei schönem Sommerwetter […] das Irrhainfest doch steigen konnte. Als man sich genügend an Kaffee und Kuchen unter den schattigen Bäumen gelabt hatte, sprach Dr. von Herford herzliche Begrüßungsworte und las aus dem […] Amaranthes, und dann gings zur Naturbühne, auf der unter Mitwirkung von Studienassessor Büchner und der Leitung von Studienrat Lengenfelder das Grillparzer'sche Lustspiel […] mit ebenso viel Freude wie Geschick von Schülern der Oberrealschule Altdorf dargeboten wurde. Die eineinhalb Stunden, die das Spiel dauerte, sind den Zuschauern gewiß nicht zu lang geworden. Vor der Schillerbüste fand dann noch der althergebrachte Umtrunk statt. […]


„Für Sonntag, den 25. September, war zu einem Herbstfest im Irrhain eingeladen worden, das gemeinsam mit den Johannitern und den befreundeten Gesellschaften stattfand, unter dankenswerter Mitwirkung des Musikkorps der Bundeswehr München (42 Mann). Das schöne Spätsommerwetter hatte viele Gäste herausgelockt, Mitglieder des Blumenordens, Offiziere, Johanniter und andere. […] Der Schwank von Hans Sachs ,Der Roßdieb von Fünsing', der unter der Leitung von Assessor Büchner wieder sehr gut eingeübt war, fand viel Beifall, wurde aber nicht überall von den um die Bühne Versammelten verstanden […]



Jahresbericht 1961


[…] Irrhainfest […] 2. Juli […] nicht nur die treuen Pegnesen, […] sondern auch manche Gäste, und um die festlich gedeckte, blumengeschmückte hufeisenförmige Tafel scharte sich bald alles […] Lore Köstler erfreute ganz besonders mit Liedern zu Laute, begleitet von Christian Haak […] unter der Führung von Studienrat Hugo Büchner das letzte der Shakespeare'schen Bühnenstücke, ,Der Sturm', von Schülern und Schülerinnen […] dargeboten wurde […]"

Zeitungsausschnitt (nicht bezeichnet) von 1955. Gar nichts regte sich in dieser Hinsicht im Irrhain. Gar nichts.

Das war der absolute Tiefpunkt im Zustand des Irrhains nach erneuten Vandalen-Ausschreitungen.

Allmählich erregte das sogar so etwas wie Mitgefühl in der Presse.

„Nürnberger Nachrichten vom 26. 7. 61

Der Irrhain — keine Idylle


[…] Seit einigen Wochen hat sich [sic] die Zerstörung des Hains und seiner bescheidenen Denkmäler Ausmaße angenommen, die nicht gerade eine rühmliche Angelegenheit für eine bewußt Heimatpflege treibende Gemeinschaft sind.

Der Holzzaun ist an mehreren Stellen abgerissen, und seine Latten und Planken haben in den vergangenen Wintern wohl manchen Kamin gespeist. […] Der frühere Brunnen und die aus großen Sandsteinen gebildeten Herdstellen bilden zusammen eine wüste Trümmerstätte. […] Die kleine Hütte inmitten der prächtigen Bäume des Irrhains wurde zum Sommerfest notdürftig gesäubert, doch eine Tür hat sie Jahren nicht gesehen, und ihr Fußboden ist zerklüftet und rissig.


Noch vor einigen Jahren standen hölzerne Tische und Bänke im Hain — sie sind schnell verschwunden, und niemand weiß, in welchem Ofen sie endeten. Die sogenannte ,Naturbühne' ist heute nichts weiter als ein kleiner Erdhügel, mit zwei verwitterten Steinen garniert. Ein mächtiger Baum, von oben bis unten geborsten, hat sich über die Allee gelegt. Wer wird ihn eines Tages fällen und die Gefahr beseitigen, die den wenigen Besuchern des keinen Naturparks durch sein Abstürzen droht? Eine von den beiden Gedächtnistafeln aus dem Jahre 1925, als der Pegnesische Blumenorden noch pietätvoll seiner verstorbenen Mitglieder gedachte, ist vom Baum herabgerissen und liegt, in zwei Teile zerbrochen, an der Ruine des ehemaligen Waldbrunnens. Wer hat hier das Andenken an einen Toten so schmählich zerstört?


[…] Dr. Friedrich Freiherr von Herford […] hat sich trotz aller trüben Erfahrungen einen gewissen Optimismus bewahrt. Er hat sich mit Bittschreiben an die mittelfränkische Regierung und auch an den Stadtrat gewandt, und wenigstens von einer Stelle ist ihn etwas Geld in die schmale Ordenskasse gesteckt worden. Das Gartenbauamt der Stadt Nürnberg hat sich ebenfalls des Falles Irrhain angenommen, einige Vorschläge sind hin und her erwogen worden, doch mit der tatsächlichen Hilfe sieht es bitter aus.


Warum eigentlich? […] Wenn die Stadtverwaltung nämlich dem Pegnesischen Blumenorden den Irrhain gratis und franko sauber herrichten würde, dann könnten mit dem gleichen Recht andere Garteninhaber auch gelaufen kommen […] Beim Irrhain sind außerdem die Besitzverhältnisse etwas eigenartig. Offiziell gehört die Waldfläche nach wie vor dem Forstärar. […]


Der Pegnesische Blumenorden hält übrigens seine mageren Geldeingänge eisern zusammen und hat bereits ein allerdings sehr kleines Kapital herangespart, mit dem er eines Tages der Irrhain-Misere zu Leibe gehen will. Was ihm noch fehlt, sind runde 25000 DM. Damit ließe sich, so sagt Herford, endlich etwas Vernünftiges schaffen. Den wackligen Holzzaun möchte man am liebsten durch einen soliden Drahtzaun ersetzen, der zu beiden Seiten dicht mit Vogelschutzgehölzen bepflanzt werden könnte.

Dr. v. Herford wäre es am liebsten, wenn sich nach der Wiederherrichtung des Irrhains zu einem sehenswerten Schaustück des literarischen Nürnberg jemand finden würde, der dort in einer noch zu bauenden Wohnhütte sein ständiges Domizil nähme. — B.K."


Forstdienststelle Kraftshof den 25. VI. 1962

[…] Sehr geehrter Herr Doktor [v. Herford]!


[…] Wie in jedem Jahr, so wird der Orden auch diesmal mit der Bitte kurz vor dem Fest an mich herankommen, den Irrhain zu säubern und ihn für die Veranstaltungen herzurichten. Leider wird das immer schwieriger. Der Zerfall des Zaune hat inzwischen einen Umfang angenommen, der vom Gesichtspunkt der Landschaftsgestaltung kaum noch zu vertreten ist. […] So ganz nebenbei wird dabei der Staatsforstverwaltung ein Hieb versetzt. Die Leute wissen eben nicht, daß diese dafür nicht verantwortlich ist. […] Ich entsinne mich noch gut eines erfreulichen Ansatzes vonseiten des Blumenordens, ausgehend von einem Gespräch, das wir vor Jahren wegen der Instandsetzung des Zaunes, des Häuschens und des Brunnens hatten. Ich hatte sogar schon Eichenpfähle schlagen lassen. Aus Gründen, die mir bis heute verborgen und deshalb unerklärlich sind, wurde die Aktion durch den Orden eingestellt noch ehe sie begonnen hatte. […] Niemand kümmert sich vom Orden um den über 300-jährigen Irrhain und ich vermute, daß er noch nie so ausgesehen hat, wie jetzt. Ist es auch ein Kriterium unserer Zeit, daß über diese Dinge hinweggegangen wird, wie bei einem lästigen Übel aus der Vergangenheit? […] Ich schlage Ihnen vor, den ganzen Zaun abreißen und stattdessen eine Hecke pflanzen zu lassen. Aber auch das Fehlen jeglicher Einfriedung ist immer noch besser, als eine derart verkommene Einzäunung. Auch die Hütte empfehle ich, ganz abzureißen. Sie ist ein Schandfleck und wird von allen möglichen trüben Zeitgenossen mißbraucht. Der Brunnen ist gänzlich entzwei und wird, wenn keine Mittel für seine Wiedererrichtung vorhanden sind, besser zugeschüttet, bevor ein Unglück geschieht.


Mit freundlichen Grüßen und vorzüglicher Hochachtung

Ihr Tauschwitz

Oberförster"



Überlegungen gingen hin und her und in alle Richtungen. Am Ende hätte aus dem Irrhain eine Art städtisches Freilichtmuseum neben einer neuen Straße werden können. Zum Glück ist dieser Ansatz nicht verfolgt worden.



„Ordentliche Hauptversammlung


Freitag, [übrige Datumsangabe fehlt; einzusetzen ist 1963]

[…] Frau Breitfeld-von Waechter riet, man solle den Neunhofer Trachtenverein im Irrhain an einem Sonntag tagen lassen, ferner, vielleicht das zum Abbau bestimmte Schwedenhaus in Thon in den Irrhain zu setzen. […]"



„An das Flurbereinigungsamt Ansbach z. Hd. Baurat Dr. Drechsel, den 21. Okt. 1963

[…] Wie bekannt geworden ist, soll an der westlichen Seite des Grundstücks eine Strasse errichtet werden; eine Arrondierung des Grundstücks bei einem Erwerb der Grundstücksfläche, welche in den sog. Irrhain von Süden her hereinragt könnte jedoch erreicht werden; der Orden wäre bei einer erschwinglichen Kaufsumme an einem Erwerb interessiert.

Wie weiter bekannt wurde, wird ohnehin ein Eigentümer eines weiter im Süden gelegenen Grundstücks sein Grundstück zur Verfügung stellen, sodass, selbst wenn der jetzige Eigentümer in dem benachbarten Grundstück in dieser Gegend wieder Grundbesitz haben will, es sich wohl empfehlen dürfte, die Beteiligten zu einer Besprechung zusammenzurufen. […]


Flurbereinigungsamt Ansbach 10. Februar 1964

[…] Selbst wenn sich eine Abformung des ,Irrhain' durch Verlegung des Gartengrundstücks ermöglichen ließe, die eine Versetzung der Einzäunung desselben bedingen würde, könnte diese nur im Wege der Zuteilung für den Grundstückseigentümer unter entsprechender Minderung seiner sonstigen Zuteilungen geschehen. Eigentümer des ,Irrhain' ist der Bayer. Staat – Forstverwaltung. […]"


„An die Oberforstdirektion 24. Febr. 1964

[…] Wie uns mitgeteilt wurde, ist eine Einbeziehung des Irrhains in die Flurbereinigung nicht vorgenommen worden, es findet aber eine Strassenverlegung bzw. Neuerschliessung in soweit statt, als eine Verlegung der Strasse an der westlichen Grenze geplant ist. Dieses Vorhaben würde der Versetzung des Schwedenhauses bei Thon in den Irrhain entgegenkommen. Mit der Stadt Nürnberg werden derzeit Verhandlungen geführt, da das Schwedenhaus bei Thon abgerissen werden muss.


Wenn schon im Zuge der Flurbereinigung eine günstige Neueinteilung, bzw. Arrondierung der Grundstücke vorgenommen wird, sollte man die umliegenden Grundstücke am Irrhain ebenfalls arrondieren. […] Wir bitten um Mitteilung, ob die Oberforstdirektion Ansbach die Möglichkeit hat, eine Abformung vorzunehmen, so dass unsererseits ein Kauf des entsprechenden Gartengeländes vorgenommen werden kann. […]



An die Regierung von Mittelfranken 29. Febr. 64

Sehr geehrter Herr Dr. Seidenspinner!


[…] Der jetzige Rechtszustand ist ein ausserordentlich eigentümlicher. So viel ich dem Ordensarchiv entnommen habe, war der Orden jahrhundertelang uneingeschränkter Besitzer des Irrhains.

Er hat in den früheren Jahren einmal einen Gulden, aber auch einmal einen Reichstaler an den Staat entrichtet. Aus dieser Zeit her, hat man dem Staat das Eigentum zugeschrieben. Zu Recht oder zu Unrecht mag dahin gestellt bleiben. Jedenfalls hat sich bis zum heutigen Tag nichts geändert. Der Orden zahlt jährlich einen Betrag von 5.- DM an den Bayerischen Staat.

In der Praxis nimmt der Orden nur das Besitzrecht war [sic], kann aber über Grund und Boden nicht verfügen und somit auch nicht über den großen Baumbestand. Seinerseits kann aber auch der Staat nicht über die Nutzung verfügen. Dies gilt insbesondere hinsichtlich der Nutzung des Baumbestandes. […] Da es sich beim Irrhain ohnehin um eine kulturhistorisch wertvolle Stätte handelt, die im Zusammenhang mit der Kraftshofer Wehrkirche und dem Schlösschen Neunhof steht, liegt eine Erhaltung dieser wertvollen Stätten im allgemeinen Interesse. Es muss der Stadt Nürnberg und Erlangen an der Wiederherstellung eines nahen Erholungsgebietes gelegen sein. […]



Hauptamt für Hochbauwesen – Abteilung H II 4. März 1964

Sehr geehrter Herr Dr. von Herford!


Leider kann mich Ihnen wegen des Schwedenhauses keine Zusage mehr machen, da inzwischen der neue Direktor des Landesamtes für Denkmalpflege, Herr Prof. Dr. Gebhardt, bei Herrn Oberbürgermeister seine Pläne wegen eines Freilichtmuseums entwickelt hat und dieses nur sinnvoll angelegt werden kann, wenn eine räumliche Entwicklung möglich ist. Dies ist aber am Waldrand bei Kraftshof nicht der Fall. Es wird voraussichtlich der Volkspark Marienberg für diese Museumsanlage ausgewählt werden, wobei das Schwedenhaus dann hoffentlich bald den Anfang macht. […]"


Die Trümmer des „Schwedenhauses" liegen heute noch in irgendeinem Depot, und das

Freilichtmuseum ist in Bad Windsheim errichtet worden.



Unterdessen nahm die Nutzung des Irrhains an den Tagen der Irrhainfeste Schwung auf, vor allem dank dem Einsatz des leidenschaftlich sein Schultheater pflegenden Herrn HUGO BÜCHNER.



„Vorstands- und Ordensratssitzung

April 1963 bei Freiherrn von Harsdorf, Adam Kraftstraße 20

3.) Besprechung des Irrhainfestes: […] Spiel: Hebbels Siegfrieds Tod (2 Std.!) […]

Es wird beschlossen, eine Glücksbude zu machen, jedes Los gewinnt. […]



Jahresbericht 1963


[…] Irrhainfest, das am Sonntag, den 7. Juli einen sehr guten Verlauf nahm. […] Das auf der alten

Naturbühne aufgeführte Trauerspiel ,Siegfrieds Tod' von Friedrich Hebbel, das an die Leistungen der

jungen Spieler keine geringen Anforderungen stellt, stand unter der oft bewährten Leitung von

Studienrat Büchner-Altdorf. […]



Jahresbericht 1964


[…] Am 28. Juni konnten wir bei schönstem Sommerwetter unser Irrhainfest feiern. Ein hübscher

Vorspruch Wilhelm Malters […] Der Ordenspräses konnte zu seiner Freude eine große Runde der

fröhlich beim Kaffee Versammelten begrüßen. […] wurde als Höhepunkt […] das Shakespearische

Lustspiel ,Was ihr wollt' gespielt. Die jungen Schauspieler und ihr Meister [Büchner] durften sich eines schönen Erfolges freuen. […] daß die Wirtschaft und Bewirtung mit lauter neuen Hilfen durch die

unermüdliche Tätigkeit von Frau Irene Fischer und mit der eifrigen Mitwirkung fröhlicher junger

Menschen tadellos lief. Die Johanniterunfallhilfe hatte ihr schönes Zelt in einer Ecke des Irrhains

aufgestellt und eine kleine Ausstellung ,erste Hilfe' gezeigt. […]"


Die Verbindung zu den Johannitern ergab sich daraus, daß DR. VON HERFORD neben zahlreichen anderen Mitgliedschaften auch einen bedeutenden Rang im Johanniterorden einnahm und für den

Ortsverband Nürnberg, wie er sagte, der „Obermohr" der Johanniter-Unfallhilfe war. Er scheint

übrigens das Kunststück fertiggebracht zu haben, gleichzeitig Malteserritter zu sein, und erzählte gern von einem Empfang in Malta, wo er auf einmal entdeckte, daß er auf einem Bodenmuster mit dem

Wappen seiner Ahnen stand. Eine andere Anekdote — DR. VON HERFORD war fast so ein „Causeur" wie Christian Buddenbrook — betrifft den Fall, daß er mit einer entrüsteten Stellungnahme zu der

Einmischung der evangelischen Landeskirche in die Politik den Landesbischof Friedrich so reizte, daß dieser ihn fragte, wann er aus der Kirche austrete. Er dagegen: „Ich? Als Johanniterritter? Nach Ihnen, Exzellenz!"



Kulturelle Nutzung trotz schlechten Zustands, nur um das Recht des Blumenordens aufrecht zu

erhalten und die Behörden auf das Potential aufmerksam zu machen — so scheint die Strategie des

Präses ausgesehen zu haben. Was das Recht des Ordens anbetrifft, so machte er sich davon, obwohl Rechtsanwalt, keine genauen Vorstellungen (er arbeitete überhaupt gerne etwas obenhin), und was die Behörden anbetrifft, so ließen sie den Orden einfach auflaufen. Dafür, falls es Absicht war, blieb der

Orden mit seinen Verpflichtungen im Rückstand.


„Hauptamt für Hochbauwesen – Abteilung H II 11. August 1964

[…] Auf Anregung des städtischen Gartenbauamtes, Herrn Gartenbau-Oberinspektor Türk, war

beabsichtigt von Seiten der Stadt einen Zuschußantrag für Instandsetzungsmaßnahmen im Irrhain bei Kraftshof zu stellen.

Nachdem aber weder die Denkmäler des Irrhains noch das Gelände selbst sich in städt. Besitz

befinden, ist ein direkter Antrag der Stadt nicht möglich. […]


Oberforstdirektion Ansbach An die Regierung von Mittelfranken Ansbach, den 10. Sept. 1964

[…] Da der bisherige Zustand die Interessen des Ordens in keiner Weise beeinträchtigt, ist ein Verkauf des Geländes an den Orden nicht veranlasst.

Die Ausführungen des Pegnesischen Blumenordens, dass ,der Staat nicht über die Nutzung verfügen' kann, sind nicht zutreffend. […] Da der Bestand nur aus Altbäumen besteht, beschränkt sich die

Nutzung zwar nur auf die Entnahme hiebsnotwendiger Bäume, kann aber jederzeit durchgeführt

werden. Seit eh und je hat das Forstamt Nürnberg-Nord ohne Rücksprache mit dem Orden diese

Nutzungen vorgenommen und das angefallene Holz, meist Brennholz, zu Gunsten der Staatskasse

verwertet.

Der Auffassung, des Ordens, daß ,eine Erhaltung dieser wertvollen Stätte im allgemeinen Interesse

liegt', wird zugestimmt. Dafür ist jedoch ein käuflicher Erwerb des Geländes durch den Orden […] nicht notwendig. Vielmehr dürfte es Sache des Pegnesischen Blumenordens selber sein, für die

Wiederherstellung eines geordneten Zustands im Irrhain Sorge zu tragen. Der Park bietet in seinem

derzeitigen Zustand einen wenig gepflegten Eindruck für der [sic] die Nürnberger Bevölkerung in

Unkenntnis der Sachlage häufig die Forstverwaltung verantwortlich macht. Vor dem Irrhainfest […] sind staatliche Waldarbeiter auf Kosten des Ordens mehrere Stunden beschäftigt, wenigsten einigermaßen Ordnung im Park zu schaffen.

Die Errichtung von irgendwelchen massiven Gebäuden […] würde h.[iesigen] E.[rachtens] den Irrhain

[…] zweckentfremden. […]


Bezirksfinanzdirektion Ansbach, 17. Dezember 1964

[…] Rückständige Forstgefälle des Forstamts Nürnberg-Nord […]

[…] daß trotz Mahnung die am 15. 10. 1964 fällig gewesene Forderung von 5,14 DM bis jetzt noch

offen steht. […] müßte unverzüglich der Erlaß eines Zahlungsbefehls beantragt werden. Dadurch

würden zwangsläufig nur noch zusätzliche, jedoch vermeidbare Kosten entstehen. […]


Forstdienststelle Kraftshof den 16. 9. 1965

[ohne Anrede; „Betreff: Säuberung des Irrhains"]

Mein Schreiben vom 6. Sept. 1965, in dem ich sie [sic] höflichst um die Begleichung der ausstehenden Rechnung ersuchte, blieb ohne Erfolg. Der Irrhain wurde auf ihr Drängen von Waldarbeiterinnen der

Forstdienststelle Kraftshof gefälligkeitshalber gesäubert. […]

Ich bitte, den zu schuldenden Betrag in Höhe von 46.08 DM zum 30. September 1965 an

Frau Kuni Neuhof, 8501 Neunhof, Boxdorfer Str. 22

zu überweisen. […]

[gez.] Koller

Rfö.-Anw.


Forstamtmann G. Tauschwitz Nürnberg, den 6. 11. 1965

[…] Sehr geehrter Herr Doktor!

Obgleich ich für die Forstdienststelle Kraftshof nicht mehr zuständig bin, muß ich mich heute in einer

Angelegenheit an Sie wenden […]

Wie alljährlich trat Frl. v. Praun etwa 14 Tage vor dem diesjährigen Irrhainfest mit der Bitte an mich heran, den Irrhain durch forstamtliche Kräfte säubern zu lassen. Das geschah am Samstag, den 3.5.65

und eine Rechnung wurde Ihrer Geschäftsstelle unter dem 10.7.65 zugestellt. […] Die Tatsache, daß

das Irrhainfest wegen der schlechten Witterungsverhältnisse am 4.7.65 nicht im Irrhain stattfinden

konnte, war am 3.7.65 nicht vorauszusehen. […] Wenn die Rechnung nicht beglichen wird, hat dies mit Sicherheit zur Folge, daß es künftig nicht mehr gelingen wird, Waldarbeiterinnen für die Säuberung des Irrhaines vor dem Irrhainfest zu gewinnen. […] Da diese Arbeit außerhalb der tariflich festgelegten

Arbeitszeit ausgeführt werden muß, hat der künftige Inhaber der Forstdienststelle Kraftshof keine

Möglichkeit, eine solche Arbeit anzuordnen. […]


Herrn berufsm. Stadtrat Dr. Glaser 23. März 1966

[…] Es haben sich verschiedene Pegnesen und auch Außenstehende erbeten, als Irrhainpfleger zu wirken, falls im Irrhain eine feste Unterkunft, die wenigstens gegen Witterungseinflüsse schützt, errichtet wird.

[…] Ich bin gewiß, daß eine Brauerei — ich denke insbes. an die Tucherbrauerei, da Baron von Tucher Ordensrat in unserem Orden ist — finanziell auch einige Hilfe leisten könnte.

[…] Ich erlaube mir daher, die in der Presse erfolgte Ankündigung als Anlaß zu nehmen, an Sie die

Bitte heranzutragen, doch die Möglichkeit einer Umsetzung des Schwedenhauses in den Irrhain

wohlwollend zu überprüfen […]

Mit vorzüglicher Hochachtung bin ich Ihr sehr ergebener

(Dr. Fr. von Herford)


Ordenspräses.

Stadt Nürnberg Referat für das Bauwesen 20. April 1966

[…] Herr Kollege Dr. Glaser hat mir Ihr Schreiben vom 23. 3. 1966 wegen des Schwedenhauses

zugeleitet […] Aus meiner Jugendzeit erinnere ich mich jedoch an das alte kleine Häuschen, das

seinerzeit im Irrhain stand und den dortigen Erfordernissen durchaus entsprach. Ich glaube, daß ein

geschickter Architekt auch ein neues kleines Gebäude in die besondere Atmosphäre des Irrhains

einfügen kann und daß dies finanziell für den Pegnesischen Blumenorden bestimmt nicht teurer als die Wiederaufstellung des Schwedenhauses zu stehen kommt.

Das Schreiben von Herrn Gottlieb Meyer mit dem beigefügten Gedicht [„Irrhain-Seufzer', s.o. S. 121 ff.] reiche ich in der Beilage zurück.

Mit vorzüglicher Hochachtung

(Schmeißner)

Berufsm. Stadtrat"


„Jahresbericht 1966

[…] Irrhainfest […] 2. Juli […] im geräumigen Saale der Gaststätte „Altes Forsthaus" […] Freiherr Georg von Harsdorf, der Vertreter des in weiter Ferne weilenden Ordenspräses Dr. von Herford, begrüßte die zahlreich Erschienenen […] Unter dem Leitwort „Land und Leute" erfreuten nun drei entzückende

Lieder aus dem 16. Jahrhundert, […] Lore Köstler […] „Nathan der Weise" von Lessing, die

bühnenwirksam von Oberstudienrat Büchner-Coburg bearbeitet und von ichm auch geleitet worden

war. […]



Jahresbericht 1967


Sonntag, der 25. Juni war eine glänzender Sommertag, der sehr geeignet war für das Irrhainfest und so wanderte eine ansehnliche Schar tapferer, treuer Pegnesen, die die Sonnenglut nicht scheuten, von Kraftshof herüber […] Aber wie jammervoll sah unser Irrhain aus! Kaum daß man einen nicht fußbrecherischen Weg zur alten Bühne fand. Zum Glück war es wenigstens gelungen, nach manchen Schwierigkeiten einige Kirchenbänke im Wagen von Dr. von Herford von Kraftshof herüber zu bekommen. […] Eine reizende Schäferin, Lore Köstler, sang zum Lautenspiel von Christian Haack […] bewährte Studiobühne Altdorf mit 2 Schwänken von Hans Sachs, ,Der fahrende Schüler im Paradies' und ,Das Kälberbrüten'. […] Büchner, die Mitwirkenden Volker Amselstetter, Heidrun Leinweber, Dagmar Baudenbacher und Richard Winter. […]



Jahresbericht 1968


[…] Am 30. Juni wurde im gewohnten Rahmen, aber diesmal bei wolkenlosem Himmel und Sonnenschein das Irrhainfest begangen. Im Irrhain spielte die Studiobühne Altdorf […] Büchner eine Szenenfolge aus Goethes ,Faust' […] Der zweite Teil des Festes […] ,Altes Forsthaus' […]



Jahresbericht 1969

[…] Irrhainfest fand 1969 am Sonntag, den 13. Juli statt. […] Eine Spielgruppe des Mädchengymnasiums Alexandrinum Coburg unter der Leitung von OStR Büchner [er war versetzt und befördert worden] brachte ein Jugendwerk von J. W. Goethe zu Gehör ,Die Laune des Verliebten'. […] Die Kühle der Witterung machte es notwendig, den zweiten Teil des Sommerfestes in den Saal des Gasthofes ,Altes Forsthaus' in Neunhof zu verlegen. […] Hier hörte man erst, wie aktiv auch heute noch die Dichter an der Pegnitz sind, die nicht nur Waldgedichte vorzutragen haben, sondern sich mit der heutigen Zeit genauso auseinandersetzen. […]


Am 3. Dezember wurde die vierte Ordensratssitzung im Nebenraum des Speiselokals ,Herrenbräu' abgehalten. Diesesmal war der Hauptpunkt der Erörterungen der Irrhain, der in seinem jetzigen Zustand nicht gerade ein ehrenvoller Hinweis auf den Pegnesischen Blumenorden ist."




Neben den Sorgen um den Irrhain betrieb der neue Vorstand mehrere Vorstöße, den Orden wieder bekannter zu machen, eben, als der Zeitgeist sich von derartigen Erscheinungen abwandte. Ein Anlauf kam dem wiederauflebenden Interesse der Literatur- und Geschichtswissenschaften am Orden entgegen, ein anderer betraf (erfolglos) die längst fällige Veröffentlichung der SCHMIDT'schen Festschrift von 1944, wieder andere, ganz im Sinne SCHMIDTs, die Verstetigung der Teilnahme von Mitgliedern an Ordensversammlungen, die Pflege des Andenkens an WILHELM RAABE, dann wieder nach V. HERFORDs Geschmack die Einführung von Ehrungen, das Begehen von Jahrestagen berühmter Pegnesen, die Vernetzung mit anderen Vereinen. Lesungen jüngerer Autoren und Sprachpflege unterliefen eher nebenbei.



Der Orden als Gegenstand der Literaturwissenschaft


Am 20. April 1954 berief Dr. von Herford die Jahreshauptversammlung nach seinem Haus in Reichelsdorf ein, wo anschließend „musikalische und literarische Darbietungen einiger Mitglieder" auf dem Programm standen. Es wurde in dem Einladungsschreiben auch angekündigt: „Herr Dr. Spahr, der zur Zeit im Auftrag der Universität Jale [sic] (U.S.A.) eine wissenschaftliche Arbeit über Sigmund von Birken, den Mitbegründer des Pegnesischen Blumenordens, schreibt, wird die Freundlichkeit haben, darüber am Donnerstag, den 4. III. um 20 Uhr im Turmzimmer des Tucher-Bräustübls am Kartäusertor [sic] zu sprechen." (Daß sich daneben auch der Herr PLATTENSTEINER wieder mal eingeladen hatte und am 13. 3. ebenfalls in die Walter-Flex-Straße kam, sei als seine letzte Bemühung dieser Art verzeichnet.) Das Protokoll jener Hauptversammlung aber ist. abgesehen von der ersten Erwähnung BLAKE LEE SPAHRs, auch wegen zweier weiterer Punkte interessant:


„Es wird in Zukunft geheim abgestimmt. […] daß die von den Mitgliedern gemachten Vorschläge vom 1. Ordensvorsteher, dem Schatzmeister und dem Schriftführer (bzw. der Schriftführerin) begutachtet werden und daß die Namen der Vorgeschlagenen schriftlich allen Mitgliedern mitgeteilt werden mit dem Ersuchen, Einspruch zu erheben, wenn die Aufnahme nicht gewünscht wird. Erfolgt in einer jeweils zu bestimmenden Zeit kein Einspruch, so gilt der Vorschlag als angenommen."


So wird es heutzutage noch gehandhabt. Und:


„Auf Antrag des 1. Vorsitzenden wurde einstimmig beschlossen, daß 1) Georg Freiherr von Harsdorf, 2) Herr Wilhelm Malter, 3) Dr. Fritz Thoma über allgemeine Bestimmungen für Ehrungen und Auszeichnungen beschließen sollen."


Die erwähnten Anläufe fanden also gleichzeitig statt, und nur der Übersicht halber konzentriert sich diese Übersicht zunächst auf die Literaturwissenschaft. (Übrigens war auch BENNO V. HERFORD, DR. FRIEDRICH VON HERFORDs Vater, den er zum Mitglied gemacht hatte, anwesend, und die Zahl der Teilnehmer belief sich auf 24, obwohl für die meisten die Anfahrt „Linie 3 bis Schweinau, dann O-Bus-Linie 63 bis Königshofer Weg" schon ziemlich umständlich war.)



„Jahresbericht 1954


[…] Am 4. März sprach im Tucherbräustübl Dr. Spahr, […] wobei beschämend für uns erwähnt wurde, daß man in den USA vielfach vom Pegnesischen Blumenorden mehr wisse als in Nürnberg oder im übrigen Deutschland. Es war ein sehr anregender Abend. […]"

Es hatte schon frühere Kontakte zwischen ihm und WILHELM SCHMIDT gegeben; dieser Vortrag war schon im Vorjahr vereinbart worden.


Luftpostbrief vom 21 Sept 1953 (Poststempel):43

305 W. L. Harkness Hall

Yale University

New Haven, Connecticut

U. S. A.

Sehr geehrter Herr Professor Schmidt!


Nach eines Jahres Schweigen kommt wieder Nachricht von der Pegnitz-Schäfer Forschung in Yale University. […] Die Gelegenheit, von der ich Ihnen früher geschrieben habe, ist endlich zu Stande gekommen. Ich habe nämlich von Yale University ein Stipendium bekommen, um nach Nürnberg zu fahren, da meinen Studien über die frühen Pegnitz-Schäfer weiter nachzugehen. […] Darf ich Sie wieder bitten, für mich die Erlaubnis beim Orden zu vermitteln, die Birken'schen Schriften zu studieren und die mir wichtigsten photographieren zu lassen. Hoffentlich wird sich aus meinen Studien ein Buch entwickeln, in dem ich versuchen möchte, die frühen Pegnitz-Schäfer in neuem Perspektiv darzustellen.

Mein Aufsatz über Birkens Dorus aus Istrien, von dem ich Ihnen geschrieben habe, wird in den

Publications oft the Modern Language Association of Amerika (PMLA) im Monat Dezember erscheinen, und zu der Zeit werde ich Exemplare davon für das Ordensarchiv verschaffen. Ich habe noch einen

Aufsatz über Birkens „Hundgedicht" in der Guelfis geschrieben, welcher in dem Germanic Review

erscheinen wird […]

Grüssen Sie bitte höflichst von mir Ihren Vorsitzenden im Blumenorden, Herrn Dr. Thoma, und bis

November verbleibe ich

Ihr ergebener

Dr. Blake Lee Spahr"



Feuilletonseite NZ Nr. 54/8. März 1954 — Seite 1244, darauf:

Nürnberger Geschichte aus USA

Vortrag über die Entstehung des Pegnesischen Blumenordens


Beim letzten Vortragsabend des Pegnesischen Blumenordens sprach vor aufmerksam lauschenden

Hörern der amerikanische Germanist Dr. Blake Lee Spahr in außerordentlich gewandtem Deutsch von seiner wissenschaftlichen Arbeit über den Mitbegründer des Blumenordens Sigmund von Birken […]

Nach Harsdörffers Tod hauchte er ihm neues Leben ein und gab ihm eine ausgesprochen religiöse

Richtung. Die von ihm übernommene Schäferdichtung ist der Drang im Menschen, über sich

hinauszukommen, sich in eine arkadische Idealwelt zu träumen. [Nicht gezeichneter Beitrag!]"



Brief vom 1. August 1955:45

„Sehr geehrte Herr und Frau Schmidt!


Wahrscheinlich glauben Sie, dass wir gestorben sind oder dass wir furchtbar undankbar sind, indem

wir noch nicht an Sie einen Brief geschrieben haben. Ich muss höflichst um Entschuldigung bitten. Ich wollte Ihnen nämlich die veröffentlichten Resultate meiner Nürnberger Forschung mitschicken können, aber leider sind sie immer noch nicht zu Stande gekommen. Wir haben einen neuen Chef in unsrer

Abteilung, der allerhand neue Pläne hatte, und die Folge davon war, dass ich ungeheuer viel Arbeit

hatte […] Also jetzt schreibe ich „The Literary Position of Nürnberg in the Baroque Age". Ich glaube, es wird mir gelingen, Nürnberg als das literarische Zentrum des deutschen Hochbarocks darzustellen.

[…] jetzt habe ich eine neue Stellung an der Universität California bekommen. Das liegt, wie Sie

wissen am anderen Ende des Landes, 3000 Meilen entfernt und dahin fahren wir mit dem Auto in zwei Wochen. Die Universität liegt ganz in der Nähe von der Grosstadt [sic] San Francisco und so werden wir ein reges kulturelles und gesellschaftliches Leben haben können. Wir haben ein neues Auto gekauft, ein neues Ford, das unserm „Spotzele" nicht sehr ähnlich ist. […]"



Auch in Deutschland selbst erweiterte sich die Barockforschung so weit, daß auch der Umkreis Nürnberger Schriftsteller in den Blick kam.



„Hamburg, den 6. 4. 55

[…] Sehr geehrter Herr Professor [SCHMIDT]!


Da ich z.Zt. im literaturwissenschaftlichen Seminar der hiesigen Universität an einer Untersuchung der geistlichen Sonette der Dichterin Catharina Regina von Greiffenberg (1633-1694) arbeite, liegt mir sehr daran, die im Archiv des Pegnesischen Blumenordens befindlichen Briefe der Dichterin an Siegmund [sic] von Birken einzusehen. […]


Die genannten Briefe würden von mir nur in den Räumen der Handschriftenabteilung der hiesigen Staatsbibliothek eingesehen, die übrige Zeit dort im Tresor verwahrt werden. […]


Horst Frank


Hamburg, den 11. 4. 55:

[…] Ich freue mich sehr, daß Sie, Herr Professor, sich liebenswürdigerweise erboten haben, die Genehmigung zu der Übersendung der Manuskripte von Herrn Dr. v. Herford zu erwirken. […]


19. 9. 55:

[…] Ich bin inzwischen zu der Annahme gekommen, daß die Briefe des Dichters Johann Wilhelm von Stubenberg (1631-1688) an Birken, die wahrscheinlich gleichfalls im Archiv des Pegnesischen Blumenordens verwahrt werden, eine Reihe von wichtigen Bemerkungen über Catharina Regina enthalten […]


Hamburg, den 9. 11. 55:

Sehr geehrter Herr Professor!

Zunächst möchte ich meinen Dank […] Heute sendet die hiesige Staats- und Universitätsbibliothek die genannten Manuskripte an das Germanische Nationalmuseum zurück. […]"


Im Raum Nürnberg selbst, ganz gegen das Sprichwort vom Propheten, der in seiner Heimat nichts gelte, machte sich ein junger Literaturwissenschaftler um die Ordensüberlieferung verdient: OTTO SCHRÖDER, dessen Bemühungen noch heute von Wissenschaftlern wie Prof. Dr. HARTMUT LAUFHÜTTE gelobt werden.



„Jahresbericht 1958


[…] Otto Schröder-Erlangen, unser jüngstes Mitglied, sprach am 21. März von seinen eingehenden Studien über Sigmund von Birken […]

Am 11. April wies Otto Schröder in anregender Plauderei nach, daß im 17. Jahrhundert noch andere Bestrebungen ähnlicher Art, wie sie der Pegnesische Blumenorden hatte, bestanden, die ihren Ursprung in der 1617 gegründeten Fruchtbringenden Gesellschaft hatten. […]


Am 21. November gab Otto Schröder aus der umfangreichen Doktorarbeit des Schleswigers Horst Frank über die Dichterin Katharina Regina von Greiffenberg ein kurzgefaßtes Bild von deren Leben und Werk. […]"



Damit schien es der Forschung mit der Auswertung von Quellen aus dem Pegnesenarchiv für eine Weile genug zu sein.


„14. Juni 1968 und Juni/Juli 1968

Es bedeutete für den Blumenorden viel, daß in der Reihe ,Sommer in Nürnberg 68' in der Halle der Stadtbibliothek eine Ausstellung über die Frühzeit des Ordens veranstaltet wurde unter dem Motto ,Gebt uns den Frieden'. […] Bei der Eröffnungsfeier reichten die Stühle kaum. […] W.[ilhelm] M.[alter]

[Zeitungsausschnitt ohne Quellenangabe:] […] Wie sich die Pegnitz-Schäfer der ersten Stunde und ihre Damen gekleidet haben, demonstrieren zwei lebensgroße Schaupuppen am Eingang der Halle. […]


[Weiterer Zeitungsausschnitt ohne Quellenangabe:] […] ,Nürnberg als poetischer Trichter' ist eine Betrachtung von Kurt Wölfel [Prof. Dr., Lehrstuhlinhaber in Erlangen] über das literarische Leben Nürnbergs im Zeitalter des Barock. Nachdem die hohe Zeit der Meistersinger vorüber war, nahm man Nürnberg in den umliegenden Landen, auch im Ausland als literarische Provinz. Die 1647 [sic] erfolgte Gründung des Pegnesischen Schäferordens, noch zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges hatte außer zur großen Feier anläßlich der Unterzeichnung des Friedens jahrhundertelang nur lokale Bedeutung, bis sich die moderne Literaturforschung eingehend mit diesem Phänomen beschäftigte und wahre Schätze der oft skurrilen Barockdichtung ans Tageslicht förderte. […]"


Wenn man beim Betrachten noch einen Schritt weiter zurücktritt und die Fremdartigkeit akzeptiert, werden die Skurrilitäten auf einmal begreiflich. Aber so weit war man damals noch nicht.


„Dr. Leo S. Janko, Zürich […] 4. Mai 1957

Lieber Doktor Wieszner,


mit Mühe kriegte ich aus einem „Kürschner" Ihre Adresse […] erinnern Sie sich noch meiner? Aus der Zeit der ersten Vorkriegsmaienblüte? Und erinnern Sie sich noch unserer Debatten, was man alles mit dem Pegnesischen Blumenorden versuchen sollte, um die Jugend mehr zu interessieren? […]


Mit recht beachtlicher Subvention seitens des Kanton Zürich wird eine kritische Gesammtausgabe [sic] von Conrad Ferdinand Meyer vorbereitet. […] Und nun stiessen diese Herren auf eine literarhistorische Jugendsünde von mir, nämlich auf die Ihnen bekannte Herausgabe, jener drei Gedichte, die C. F. Meyer dem Pegnesischen Blumenorden zu dessen Jubiläumsfeier gelegentlich des 250jährigen Bestehens gewidmet hatte. […]


Diese drei Gedichte C. F. Meyers mit diesen zwei Briefen wurden in der ,Deutschen Rundschau' Februar 1915 abgedruckt, also zu einem Zeitpunkt, da auch Sie unter den Fahnen standen.

Die Frage ist nun: Besteht das Archiv des Ordens noch? Könnten die Manuskripte der drei Gedichte und der beiden Briefe hier den Herausgebern der kritischen Ausgabe zur Verfügung gestellt werden? Oder könnten Photokopien vorgenommen werden? […]


Und wenn Sie von sich hören lassen, erzählen Sie mit bitte auch, wie es Ihnen und den Ihrigen ergeht. Aus dem ,Kürschner' ersehe ich dass Sie Direktor der Volkshochschule sind. Das ist doch in dem grossen Ausmass der Wirkungsmöglichkeiten eine dankbare Aufgabe.

[Hs. eingetragen: Fotos angefertigt bei F. Schorr 27. 5. 57]"


WILHELM SCHMIDT schreibt am 21. Mai 1957 einen hs. Brief an Dr. von Herford, in dem er Näheres über die Personen Janko, Wiezner und Meyer mitteilt. Er glaubt, daß die Originalhandschriften der Gedichte bei der Zerstörung der Druckerei verloren gegangen sind; die Briefe seien im Archiv vorhanden. Davon möchte er Abschriften machen, da sich Photokopien „nicht verlohnen" würden.




Rettungsversuche an der Festschrift von 1944



„[…] Nürnberg, 18. 7. 56.

Sehr geehrter Herr Professor Schmitt! [sic]

[…] Frl. Göpfert ist so freundlich, für den Blumenorden Schreibarbeiten auszuführen (kostenlos).

Die Angelegenheit mit der Festschrift bezüglich eines evtl. Zuschusses aus der Hallerschen

Forschungsstiftung ist Ihnen gewiß zugegangen.


Mit herzlichen Grüßen, auch an Ihre verehrte Gattin bin ich Ihr

Dr. Fr von Herford [nur hs. unterzeichnet]"


Es ist ja nicht so, daß es kein Typoskript gegeben hätte. Doch hatte SCHMIDT derart viel geändert,

auch handschriftlich, daß es einem Setzer nicht zuzumuten war. Außerdem hatte er eine der

unglücklichen Schreibmaschinen mit Pseudo-Fraktur verwendet, sodaß sich der Satz für den Fall einer photomechanischen Herstellung überhaupt nicht eignete.



„Nürnberg, den 22. 12. 56:

[…] Von der Stadt Nürnberg Schul- und Kulturreferat habe ich mit Schreiben vom 15. 12. 56 mitgeteilt

erhalten, daß leider unserem Gesuch um Bewährung eines Druckkostenzuschußes nicht entsprochen werden konnte, da die Arbeit nicht unter die Bestimmungen der Satzung der Freiherrlich von

Haller'schen Forschungsstiftung fällt.

Ich habe das Manuskript zurückerhalten. Ich würde nun gerne die Gelegenheit benützen, dieses

Manuskript von Fräulein Göpfert abschreiben zu lassen. sodaß eine druckfertige Arbeit vorliegt. […]"

„Nürnberg, am 28. März 1957

Sehr verehrte gnädige Frau!

[…] Das Manuskript für das „Pegnesen-Buch" schreibe ich, soweit es meine Zeit erlaubt, fleissig ab,

nur geht es etwas langsam voran, weil ich sehr aufpassen muss, um die Zusätze an den richtigen

Stellen einzufügen.

Für heute verbleibe ich mit herzlichen Grüssen an Sie und Ihren Gatten

Ihre Lieselotte Göpfert



Nürnberg, am 7. Oktober 1957 […]

Sehr geehrter Herr Professor!


Zwar hat es ein wenig lange gedauert, mit dem Abschreiben Ihres Manuskriptes, es ist mir viel dazwischengekommen, aber nun habe ich die letzten Seiten geschrieben und möchte Ihnen gerne die Blätter bringen. Da es doch verschiedener Erklärungen bedarf, z.B. wo noch Platz gelassen wurde für Ihre Korrekturen und Ergänzungen, frage ich an, ob es Ihnen angenehm wäre, wenn ich am kommenden Sonntag Vormittag kurz bei Ihnen vorbeikäme, vielleicht so gegen 11.00 Uhr. Sicher würde die ganze Sache Ihre Zeit nur vielleicht eine halbe Stunde in Anspruch nehmen, denn die grosse Arbeit der ,Druckreife' liegt dann ja wieder in Ihren bewährten Händen. […]


Lieselotte Göpfert"


Man ahnt schon, was es dann wieder für Änderungen und Schreibarbeiten gab. Hätte WILHELM SCHMIDT damals schon einen Rechner mit Textverarbeitungsprogramm zur Verfügung gehabt, wäre er ohne Hilfe in einem halben Jahr fertig gewesen.



„Ordentliche Hauptversammlung


Freitag 7. März 1958 20 Uhr im Albigsgarten […]

Herr Malter fragt: Was ists mit der Drucklegung der Jubiläumsschrift? (von Professor Schmidt) Es muß der Frage näher getreten werden, wenn bis zum 80. Geburtstag vom Verfasser etwas geschehen sein soll. […]"



„Ordentliche Hauptversammlung


22. Januar 1960 Albigsgarten […]

Es wurde auch über die vielleicht mögliche Drucklegung des Berichtes von Professor W. Schmidt über das 3. Jahrhundert des Ordens gesprochen und angeregt, daß außer dem Mitgliedsbeitrag von 5 DM wenn möglich die gleiche Summe für die Drucklegung gezeichnet werden möge. Hierauf stiftete Baronin Clara von Scheurl (Ehrenmitglied) sofort 100.- DM für diesen Zweck und verschiedene Mitglieder zahlten außer dem Beitrag 5- DM sofort. […]"


„Ordentliche Hauptversammlung

Freitag, 27. Januar 1961, 20 Uhr Albigsgarten

[…] für Drucklegung der Geschichte des Ordens 205 DM = 650 DM [? Wird wohl ein Aufaddieren sein]"



„Vorstands- und Ordensratssitzung

April 1963 bei Freiherrn von Harsdorf, Adam Kraftstraße 20

Anwesend: Dr. von Herford, Freiherr von Harsdorf, S. von Praun

Entschuldigt: Emil Bauer, Dr. Wolf, Studienrat Büchner, W. Malter

1. Besprechung des Druckes der Festschrift von W. Schmidt […]

Dr. von Herford wird die Festschrift lesen, mit Schrag über die Möglichkeit des Druckes sprechen. Es soll dessen Gutachten eingeholt werden über die Kosten. Sachlich soll nichts geändert werden, aber sicher viel gekürzt werden. […]"


„Ordentliche Hauptversammlung


Freitag, d. 21. Februar 1964 20 Uhr König Otto

[…] Vervielfältigung der Jubiläumsschrift von Professor Schmidt. Pfarrer Christian Seiler (Gast) ist der Ansicht daß der Druck auch nicht teurer käme als die paar Vervielfältigungen. Wenn jedes Mitglied sich verpflichten würde sie zu kaufen für 10 DM, wären schon 1000 DM da, dazu durch die Universitäten usw. wieder Hunderte, ein Rest könnte dann noch billiger verkauft werden. Herr Emil Bauer wurde gebeten, die Schrift noch einmal durchzugehen. […]"


Aus der Drucklegung wurde nichts mehr. Was aus dem dafür gesammelten Geld wurde — wer weiß es? Jedenfalls hatte der Chronist seinen Frieden mit dem Präses gemacht, wie aus den Umständen einer Einladung hervorgeht:



Handschriftlicher Brief, 2. 1. 57:58

„Sehr verehrte gnädige Frau!


Zunächst darf ich mich herzlich bedanken für Ihre so überaus freundliche und überraschende Einladung.

Mein Mann und ich nehmen Ihre Einladung mit Freude und Dank an.

Nur habe ich etwas Bedenken, dass es Ihnen doch zu viel werden könnte. Mit Herzsachen ist eben nie zu spassen. Vielleicht kann ich Ihnen etwas behilflich sein?

[…] Ich darf bitten meine und meines Mannes Grüsse entgegennehmen zu wollen und auch an Ihren

verehrten Gatten zu übermitteln.

Ihre ergebene

Eleonore Herford [sic]"



Briefumschlag und eingelegte Karte mit geprägtem Herford'schen Wappen, Nbg., 17. 1. 56 (muß 57

heißen):

„Sehr verehrte Frau Professor!

Gestatten Sie, dass ich mich, wenn auch sehr verspätet, nochmals herzlichst bedanke für Ihre so

freundliche Einladung und den netten Nachmittag, den wir bei Ihnen verleben durften. […]

Ihre Eleonore v. Herford"




Innere Verstetigung und Außenwirkung durch bessere Programme




Die Pegnesen jener verblaßten Zeiten organisierten fleißig Vorträge und Lesungen, wie es Gewohnheit im Orden war, zeigten sich auch nicht träge in eigener Produktivität, und es kann hier darum nur

aufgeführt werden, was aus der Sicht des Jahres 2019 bemerkenswert erscheint.



„1.) Donnerstag, den 17. 9. 1953 spricht Universitäts-Professor Dr. Hans Liermann-Erlangen über

„Rechtsgeschichtliches zur Emanzipation der Frau"

Professor Dr. Liermann, der erst vor kurzem mit dem Kulturpreis der Stadt Nürnberg ausgezeichnet

wurde, gilt als einer der bedeutendsten Kenner der deutschen Rechtsgeschichte."


Jahresbericht 1954

[…] Für 21. Mai hatte Herr von Rebeur-Paschwitz zugesagt, über Reinhold Schneider […] zu sprechen. Zunächst beleuchtete Verlagsbuchhändler Schrag die einzelnen Werke kurz […] und Professor

Schmidt plauderte über Vergangenheit und Gegenwart im Irrhain, bis der Vortragende des Abends sehr verspätet kam und einen Teil des Geplanten brachte, indem er über das Werk „Philipp II." sprach.

[…]


Als letzter und zugleich einziger großer Vortragsabend des Jahres 1954 fand am 28. November im Saal des Germanischen Museums, gemeinsam vom Pegnesischen Blumenorden und der Mittwochsgesellschaft (Glock und Lutz) veranstaltete Begegnung mit Reinhold Schneider statt. Der an ernster Krankheit Leidende las zunächst Ausschnitte seiner Selbstbiographie aus seiner Jugendzeit. Beschlossen wurde der Abend mit einer Szene des Dramas „Innozenz und Franziskus" und einigen Sonetten […] Leider scheint die schwache Stimme des Dichters den Saal nicht ausgefüllt zu haben. […]"


Am 23. 11. 1954 kam um 20 Uhr der Vorstand bei Freiherrn Georg von Harsdorf zusammen, um über Programmgestaltung und Verbesserung der Anziehungskraft des Ordens zu beraten.

Wortmeldungen:

„Freiherr von Tucher: Wir müssen fragen: Was leistet der Pegnesische Blumenorden?

Dr. v. Herford: Wir können in kleinerem Rahmen zusammensein, müssen aber auch größere Veranstaltungen haben.

Dr. v. Eichborn: der Blumenorden sollte mit anderen literarischen Vereinen in Verbindung gebracht werden. […] Bei unserem Anliegen, das Schrifttum zu pflegen, müssen wir auch große deutsche Namen bringen, um eine tragfähige Grundlage zu haben.

Dr. von Herford. Es müßten Leseabende sein. Buchhändler müßten für den Orden und für diese Aufgabe erwärmt werden. Auch Arbeitsgemeinschaften wären wünschenswert.

Dr. Grote: Das erfordert eine ungeheure Arbeit. — Vier große Veranstaltungen

Dr. v. Eichborn: Ein Aktivausschuß von Buchhändlern und Lesern könnte vielleicht gebildet werden.

Dr. Grote: Wir müßten Literarhistoriker von Erlangen gewinnen, die das Akademische vertreten. In Hamburg stehen die Leute für solche Vorträge an. In München gibt's solche überhaupt nicht.

Dr. v. Herford teilt mit, daß er kürzlich die Vorstände verschiedener Gesellschaften geladen hat. Große Veranstaltungen kann kein Verein tragen. […] Ein Clubhaus sollte da sein. […]

Dr. von Eichborn will mit Professor Baumgärtner sprechen. — Der Orden muß mit der jungen Generation verankert werden. […] Man müßte Spielgruppen aufmerksam machen, daß sie vor uns spielen könnten.

Dr. v. Herford: Junger Nachwuchs müßte in geschlossenen Kreisen zusammenkommen. Buchhändler Schrag ist in diesem Sinn [Klammer von S.v.P.:] (?) angesprochen.

Der Ordenspräses teilt noch mit, daß er einen Brief v. Verlagsbuchhändler Glock erhalten habe; des

Inhalts, daß mehrere Buchhändler mit 1000 M eine lit. Arbeit auszeichnen wollen; es wird der Willibald Pirckheimer Preis sein. Verlagsbuchhändler Glock will im Bl.O. aufgenommen werden. […]"


Bei dieser einen Beratung blieb es nicht:



„Jahresbericht 1955


[Im Protokoll der Jahresversammlung vom 19. März steht, man solle einen ,literarischen Beirat'

schaffen; es wurde besprochen, dazu Universitätsprofessoren von Erlangen zu bitten. Das glückte überraschend bald:]


[…] Für 31. März hatte Freiherr Christoph von Tucher die Vorstandschaft des Blumenordens für eine

Abendstunde eingeladen, und dazu einige Professoren der Universität Erlangen zu einer Beratung, wie die Arbeit des Ordens gefördert und seine Wirksamkeit erweitert werden könnte. […]

Für das Jahr 56 ist erfreulicherweise schon ein Mitglied angemeldet, Lic. theol. Siegfried von Scheurl,

dessen Aufnahme natürlich keines Vorschlags bedarf […]"



Ganz so selbstverständlich hielt es Dr. v. Herford mit der Fortführung seines Amtes nicht, oder er wollte es nicht so erscheinen lassen:



„Ordentliche Hauptversammlung


Mittwoch, den 1. Februar 1956 20 Uhr

[24 unterschriebene Teilnehmer, darunter Wilh. u. Lilli Schmidt, Wolfgang Schrag, Clara Frfr. von

Scheurl, Eleonore v. Herford]


[…] 3. Hierauf wird zur Neuwahl des Vorstandes geschritten. […] Schließlich bittet Dr. von Herford,

zurücktreten zu dürfen. Er sei sich immer nur als Vertreter vorgekommen — […]

Das Ergebnis der Wahl ist, daß die Vorstandschaft fast mit allen Stimmen wiedergewählt wird.

Dr. von Herford nimmt die Wahl an, bis jemand anderes gefunden ist. […]

Die Schriftführerin ebenso, unter der angegebenen Bedingung einer Hilfe beim Anschriftenschreiben

usw. Diese Hilfe wird sogleich gefunden in Fräulein Helene Friderich. […]

4. Anträge: 1) Professor Schmidt beantragt, daß auf alle Fälle wieder regelmäßige Zusammenkünfte

gehalten werden, einmal im Monat im Albigsgarten. Dabei sollen die Ordensangelegenheiten

besprochen werden und Bücherbesprechungen stattfinden.

[…]

3) Herr Malter beantragt ferner Pflege des zeitgenössischen Schrifttums.

Die Anträge 1 und 3 werden einstimmig angenommen. […]"


Jahresbericht 1956


„Am 22. Juni sprach […] Friedrich Schelling-Würzburg über seinen Urgroßvater ,Friedrich v. Schelling

und die Frauen'. […] Karoline, die geschiedene Frau August Wilhelm Schlegels, deren Tochter erster

Ehe Auguste Böhme, und Pauline Goller, die Urgroßmutter des Vortragenden, deren Bild zu Unrecht

hinter dem Karolinens zurückgedrängt wird, denn sie war eine hochgebildete, vielbelesene Frau,

anmutig in ihrem ganzen Wesen. […] Lesung ernster aber auch humorvoller Briefe […] Kurzgeschichte über Schlegel und seine Frau Karoline von Artur Kreiner. […]

Der Vortragende [Schelling] machte damals den Eindruck eines gesunden Menschen […] Um so tiefer berührte es […] als Anfang Dezember die Nachricht von seinem ganz plötzlichen Hinscheiden am 2.

Dezember nach Nürnberg und in den Pegnesenkreis kam […]

Am 26. Oktober las Oberstudiendirektor Dr. Reubel […] aus seiner und Thea Staedtlers ausgezeichneter Übersetzung des schwedischen Werkes ,Rund um die Welt als Schiffspfarrer' von Ulf. J. Löfström.

[…]

Daß zum 1. Juli Dr. von Herford zum Leiter des Studentenwerkes berufen und dadurch auch mit

vermehrter Arbeit belastet wurde, soll hier auch Erwähnung finden. […]"


1955 beriet die Stadtverwaltung über den künftigen Schutz vor Hochwassern in der Altstadt; neben der Projektierung des Ausweichtunnels wurden auch Arbeiten an den zerstörten Stauwehren begonnen,

unter anderem am Nägeleinswehr, das flußabwärts vom Weinstadel den Fluß wieder anstauen sollte. Und der Weinstadel war ab 1950 zum Studentenheim umgebaut worden. Was hat das mit DR. VON

HERFORD und seinem neuen Amt zu tun?


Seiner Erzählung nach — und das ist fast zu schön erzählt, um völlig wahr zu sein — ging es so vor

sich:

Die Fundamente des Weinstadels ruhten, wegen der Nähe zum Fluß, auf einer großen Zahl von

Eichenstämmen, die im 15. Jahrhundert zur Befestigung des sumpfigen Grundes in den Boden

gerammt worden waren. Und diese Eichenstämme dürfen nicht mit Luft in Berührung kommen, müssen unter dem Grundwasserspiegel verbleiben, sonst faulen sie — und dann fällt das darauf errichtete

Gebäude früher oder später ein.

Genau diese Gefahr drohte dem Weinstadel, denn das Wehr war dahin, welches das Flußwasser an

dieser Stelle um gut anderthalb Meter aufgestaut hatte.

Nur eine unterbrochene schräge Linie von Pfosten ragte über die träge fließenden, seichten Wasser

der Pegnitz heraus. Und nun war im Rathaus guter Rat teuer. Man hatte natürlich kein Geld, um neben den existenziell unabweisbaren Not- und Hilfsmaßnahmen des Wiederaufbaus auch noch

Wasserbaumaßnahmen in diesem Umfang durchzuführen. Bis zu den großen Umbauten und

Hochwassersicherungen sollten noch zehn Jahre ins Land gehen.

Als Vorsitzender des Studentenwerks hörte VON HERFORD sehr zeitig, was dem Weinstadel drohte,

und faßte einen Plan. Er ließ sich einen Gesprächstermin mit dem Oberbürgermeister geben und

erzählte ihm: „Ich kenne die Sekretärin des Wirtschaftsministers! Die war schon Dr. Erhards Sekretärin, als er noch bei uns an der Wirtschaftshochschule als Professor lehrte, und die ist mit ihrem Chef nach Bonn gegangen. Die rufe ich an, wenn Sie es für sinnvoll halten. Ich bin sicher, daß sie mir eine

Audienz bei dem Vater der Deutschen Mark vermitteln kann, wenn ich ihr sage, daß es um eine

Notlage in seiner fränkischen Heimat geht, die nicht aus lokalen Mitteln behoben werden kann. (Daß er eigentlich aus Fürth ist, wird diesmal schon nichts ausmachen.) Ich weiß bloß nicht, wie ich hinkommen soll, wenn ich den Termin wirklich kriege."

Bärnreuther überlegte nicht lange, sagte höchstens: „Was, glauben Sie wirklich? Probieren kann man's immer. Fahren Sie lieber gleich los." Und dann erhielt HERR VON HERFORD den Dienstwagen des

Oberbürgermeisters, einen neuen, schön blechgebuckelten schwarzen Mercedes, Nachkriegsmodell

(vom Vorkriegsmodell noch kaum zu unterscheiden) samt Chauffeur, für einen ganzen Tag, und fuhr

nach Bonn.

„Ich war erst eine Stunde in der Stadt," erzählte er, „da hatte ich meine Audienz, und der Dicke mit der Zigarre nahm sich ganze zwanzig Minuten Zeit für einen jungen Spund, den er noch nie gesehen und

von dem er noch nie gehört hatte. Da wurde erst nach den Zuständen in Nürnberg gefragt, nach alten, gemeinsamen Bekannten, und als sich allmählich das Anliegen herausschälte, erwärmte sich der

Minister augenblicklich für die Maßnahme, ein Flußwehr wiederherzustellen, für das in keinem der

verplanten Töpfe und unter keinem der Haushaltstitel sämtlicher möglicherweise zuständiger Ressorts noch ein Posten eingerichtet werden konnte. Der zog einfach ein Scheckbuch, schrieb

'Einhunderttausend' darauf und händigte mir den Scheck aus. Dann wurde ich freundlich verabschiedet mit einem Gruß an alle und alles im armen alten Nürnberg, und ich durfte heimfahren."

So sah er sich gern, nach diesem Ideal richtete er sein Handeln ein, und ob es dem armen alten

Blumenorden immer guttat, mögen andere entscheiden.


„Jahresbericht 1957


[SOPHIE VON PRAUN ist zum Gebrauch des Kugelschreibers übergegangen, was der Lesbarkeit

einigermaßen zugutekommt, aber nicht sehr.]


[…] am 23. März, Professor Dr. Grote im Saale des Germanischen Museums einen Lichtbildervortrag

hielt über ,Die romantische Entdeckung Nürnbergs.' Wilhelm Heinrich Wackenroder, […] wurde zum Führer für die nach Nürnberg wallfahrenden Dichter und Maler der Romantik. […] Es waren auch viele

Mitglieder des Germanischen Museums anwesend […] Der Berichterstatter der Nürnberger Zeitung

gab der Ansicht Ausdruck, daß der Vortrag in erweiterter Form veröffentlicht werden sollte, da über das Nürnberg der Romantik wenig geschrieben wurde.


[…] Nach der Sommerpause sprach Kirchenrat Lic. Dr. Kreßel-St.Johannis in der ersten Versammlung über Liederdichter des Pegnesischen Blumenordens, die mit St. Johannis besonders verbunden sind. Die Vergangenheit gewann alsbald lebendige Gestalt durch das, was der Vortragende liebenswürdig

und packend uns aus seinem reichen Wissen darbot von Harsdörffer und Sigmund von Birken. Beiden verdanken wir noch heute Lieder in unserem evangelischen Gesangbuch (546 und 112 und 41). Noch ein dritter Pegnese wurde an diesem Abend genannt, Heinrich Arnold Stockfleth. […] Der Mitarbeit Dr. Kreßels ist es zu danken, daß einige Lieder der Pegnesen auch im bayrischen Anhang des neuen […] Gesangbuchs stehen werden.


[…] Bedenklich ist aber auch, daß unsere Mitglieder, gelinde gesagt, in so geringer Zahl, zu unseren

Vorträgen kommen. Man sollte doch glauben, daß es eine Spielerei wäre, das Nebenzimmer des

Albigsgartens, in dem die meisten Versammlungen des vergangenen Jahres stattfanden, bis auf den

letzten Platz zu füllen […] Es ist nach Möglichkeit Rücksicht genommen worden auf Philharmonische

Konzerte und Vorträge und Konzerte in Germanischen Museum […] Es sind stets zu 2-3 Vorträgen

Einladungen ergangen […]"



Zeitungsausschnitt, handschriftlich datiert „Nbger Ztg. 5. 6. 57":

„Die Lebensalter bei H. Hesse

Ein Vortrag von Professor Prang-Erlangen

[…] Da es zu den Aufgaben des Blumenordens gehört, der Gegenwartsdichtung zu dienen, ist es

selbstverständlich, daß in seinem Kreise auch des Dichters gedacht wird […]

Kleinkinder, Schüler und Studenten erweckt er zum Leben, junge Mädchen tauchen meist nur als

Randfiguren auf, […] die Schülererfahrungen sind im allgemeinen wenig erfreulich, die Lehrer

erscheinen hart und verständnislos.

[…] Wenn uns auch Männer auf der Höhe des Lebens vorgestellt werden, so spielen doch diese und auch alte Menschen in Hesses Werken selten eine Rolle. Aber Altersmilde, Gelassenheit, Geduld und Humor treten in Erzählungen und Gedichten doch deutlich hervor […]

Der Vortragende, selbst ein Meister deutscher Sprachkunst, und ein feiner Kenner aller Werke Hesses, mit dem er freundschaftlich verbunden ist, verstand es hervorragend, die tiefen Gedanken des Dichters den aufmerksam mitgehenden Hörern zu erschließen, die ihm mit lebhaftestem Beifall dankten. S.v.P."


„Vorstands- und Ordensratssitzung

Mittwoch, den 4. September 1957 19.30 Uhr Walter Flexstraße in der Wohnung des Ordenspräses

[…] wurde zunächst die Folge der Vorträge für das 1. Wintervierteljahr besprochen nach den von der Schriftführerin gemachten Vorschlägen, die dem Ordensvorsitzenden schon bekannt waren.

[…] brachte die Schriftführerin zur Kenntnis, daß Freiherr Heinrich von Maßenbach, ein Ururenkel Wilhelm von Humboldts, […] gern bereit sei, […] einen Vortrag im Blumenorden zu halten über „Wilhelm von Humboldt als Mensch, Staatsmann und Gelehrter" […] In die Reise- und anderen Unkosten könnten sich wohl noch andere Verbände teilen, z.B. der Deutsche ev. Frauenbund, in dem Freiherr von Maßenbach auch sprechen könnte, vielleicht über Gabriele von Bührer, geb. von Humboldt, seine Urgroßmutter, und ihre Töchter […] Die Reise von Köln nach Nbg. und zurück kostet etwa 70 DM, Honorar für jeden Vortrag 20 DM […]

Im weiteren Verlauf des Abends erklärt Dr. Wolf, sich um das Archiv annehmen zu wollen, d..h. nach und nach einen tieferen Einblick zu nehmen.

[…] Frau Dr. Elisabeth Schnidtmann möchte sich um die Ordnung der Bücherei des Blumenordens im Germ. Museum annehmen.

[…] Der Hausherr brachte mit seinem Wagen sämtliche Sitzungsteilnehmer wieder in die Stadt, wie er sie auch hinausgebracht hatte. […]"



Bemerkenswert ist das Eintreten Dr. GÜNTHER REUBELs und einer Übersetzerin namens Thea Staedtler für neue Literatur aus dem skandinavischen Sprachraum. Sie traten mit Vorstellung solcher Schriften mehrmals auf, u.a. am 22. 2. 1958 am 15. 6. 1959 und am 19. Oktober 1962.


„Jahresbericht 1961


[…] Am 10. Februar erzählte Rechtsanwalt Dr. Gerd Kluge von einer Begegnung mit Rainer Maria Rilke. […] Kluge besuchte den Alternden in seinem Schlosse Muzet im Rhonetal. […] Wie fein gab er die Lebenserfahrungen des Dichters wieder und sein schlichtes Lesen mit sachlicher Hingabe, besonders der Duineser Elegien."

„NZ No. 36 13. II. 62

Die Leistungen der Denkmalspfleger

Oberbaurat Clauß sprach im Pegnesischen Blumenorden über den Wiederaufbau

[…] Bilder Nürnbergs aus den Jahren vor dem Kriege. Erschütternd war ihre Gegenüberstellung mit Bildern der traurigen Zerstörungen durch die verbrecherischen Bombenangriffe. Viele der Anwesenden kannten diese Bilder aus eigenem Erleben, doch der Eindruck beginnt bereits heute im Gedächtnis zu verblassen.

[…] Nicht alles, was grausam zerstört war, konnte wiederaufgebaut werden. Aber dort, wo die Möglichkeit bestand, Altes wieder zu bauen, wurde nach Ansicht des Redners auf das Vorhandene (oft recht dürftige Reste) schonend Rücksicht genommen. […] Clauß erinnerte vor allem an die Wiederherstellung der Burg, der Kaiserstallung, der Mauthalle und des Nassauer Hauses. Für besonders bemerkenswert hält der Redner den Wiederaufbau der Stadtbibliothek und des Archivs auf den Resten des zerstörten Pellerhauses. […]"



„Jahresbericht 1963


[…] Am 26. April hatten wir die Freude, nach langer Zeit einmal Studienrat Lengenfelder zu hören. er sprach über sein Werk ,Die Altdorfer Universitätsbuchdruckerei, gegründet 1586.' […] das Stammhaus der Heßel, die durch Kaufnachfolge die Druckerei 1737 erwarben, ist noch in Altdorf; der damalige Besitzer Johann Adam Heßel war auch Mitglied des Blumenordens […]

Am Sonntag, den 10. Juni 11h war im Germanischen Museum von Studienrat Lengenfelder eine sehr lehrreiche Führung durch die Münzenausstellung dort, in der auch der Pegnesische Blumenorden Berücksichtigung fand.

Zwei recht hübsche Abende hatten die zahlreich Erschienenen am 7. und 14. Juni durch Vorträge von Georg Hetzelein-Regelsbach, der in sehr lebendiger, anschaulicher Weise erzählte von Goethes Reise durch Franken 1797 […] 11tägigen Aufenthalt in Nürnberg […] bei dem Goethe die Abende meist in geselligem Kreise zubrachte mit Johann Wolfgang Merkel, […] Der Vortragende erfreute auch durch viele Lichtbilder und Zeichnungen von Goethe und auch von seiner eigenen Hand, die zeigten, wie damals viele Ortschaften aussahen. […]"



Ein Sonderfall: Das Gedenken an Wilhelm Raabe



RAABE war Mitglied im Blumenorden, aber mehr noch: Die Beschäftigung mit seinen Schriften war das persönliche Steckenpferd WILHELM SCHMIDTs.


Eingabe an das Kulturamt der Stadt Nürnberg wegen der Raabe-Eiche

„Da der Valznerweiher in den Besitz der Stadt Nürnberg übergegangen ist und zur Zeit instandgesetzt wird, möchten wir darauf aufmerksam machen, dasz die Eiche, welche zwischen dem Weiher und dem Wald allein auf dem Wiesenstreifen nahe dem Weg zum Tiergarten und dem nach Zerzabelshof steht, am 10. Oktober 1931 als Wilhelm-Raabe-Eiche gepflanzt und durch eine Tafel auf einem Steinsockel

am Fusze des jungen Bäumchens bezeichnet wurde. Während von 1945 an am Valznerweiher

amerikanisches Militär hauste, verschwand die Tafel und seit kurzem auch der Steinsockel. […] Raabe hat durch seine Erzählung ,Des Reiches Krone', die vielfach für die beste deutsche Novelle erklärt

worden ist, besondere Bedeutung für Nürnberg, das er darin in seiner glanzvollsten Zeit geschildert

hat. […]

Wilhelm Schmidt […] 4. April 1956"


Zeitungsausschnitt, hs. datiert Nbger Ztg. v. Dienstag 10. 9. 56:76

„Wilhelm Raabe und das Recht

Vortrag beim Blumenorden

[…] zeichnete Alfred Hartmann in einem meisterhaft aufgebauten Vortrag eine Reihe von Juristen nach, die in den Werken des Dichters in Erscheinung treten. Oft sind es engherzige, boshafte Menschen,

dann andere mit hohen Geistesgaben, aber gedankenlose Egoisten, […] Menschen, die Liebe,

Freundschaft und Glauben an eine höhere Macht ablehnen. […] Raabe […] war ein Mensch des

Gesetzes und der Ordnung, ein Gegner der ,Kanaille' im Menschen. Die Gründe für seine Einstellung waren seine Weltanschauung, die Unvollkommenheit der menschlichen Natur und die Unzulänglichkeit des damaligen Rechts. […] die Justiz beruht auf der Idee der Willensfreiheit; ohne sie gibt es keine

Schuld, ohne Schuld keine Strafe. Raabe sagt dagegen, was wir müssen, weil wir so sind und billigt

mildernde Umstände im weitesten Umfange zu. […] Dem mit lebhaften Beifall aufgenommenen Vortrag folgte am nächsten Tage am Valznerweiher eine Raabe-Feier an der vor 25 Jahren von der

,Gesellschaft der Freunde Wilhelm Raabes' gepflanzten Raabe-Eiche, bei der Alfred Hartmann mit

warmen Worten der Unvergänglichkeit der Worte und Taten großer Männer, namentlich der Dichter,

gedachte […]"


Hartmanns Rede zur Feier an der Raabe-Eiche 15. 11 1957:

„[…] Dem Gedächtnis solcher erlesener Geister bräuchten keine Erinnerungstafeln aufgerichtet

werden, ihr Schaffen wird auch so lichtspendend weiterwirken. Wenn es geschieht, ist es verspätete Begleichung einer Dankesschuld.

Eine solche Dankesschuld lösen wir heute ein, mit Enthüllung dieser Gedenktafel an der von der

Ortsgruppe Nürnberg der „Gesellschaft der Freunde Wilhelm Raabes" zu Ehren seines 100.

Geburtstages 1931 gepflanzten Eiche. […] Der Blumenorden […] hat nach zeitbedingter

Auflösung der Nürnberger Raabegesellschaft deren Tradition und Ziele aufgenommen. Die Stadt

Nürnberg hat in großzügiger Weise diese Tafel gestiftet und Baum und Erinnerungsstätte unter

Schutz und Pflege gestellt. […] Mit dieser Dichtung [„Des Reiches Krone"] hat der Meister

wahrlich den Dank der Stadt Nürnberg verdient. […] Er hat da Nürnberg ein Denkmal gesetzt,

wie es einzig im deutschen Schrifttum dasteht. […] Aber auch das neugegründete Reich ist

zerfallen, des Reiches Krone liegt heute in Wien als ehrfürchtig betrachtetes Museumsstück und

wiederum ist Deutschland in neue Zerrissenheit geraten. Aber was uns bleibt und immerdar

bleiben möge, das ist das ewige Deutschland, wie es im Werk Wilhelm Raabes unsterblich fortlebt,

sein Fleiß, sein Drang nach Höherem, die Ehrfurcht vor allem Großen, sittliche Reinheit und

Treue. […]"


Auf der beigelegten gedruckten Einladungskarte zur Feier der Tafelenthüllung, als deren Absender der Bürgermeister Franz Haas zeichnet, steht aber unter Punkt 3: „Gedenkrede von Senatspräsident i.R.

Alfred Hartmann, vorgetragen vom Ordensrat des Pegnesischen Blumenordens, Rechtsanwalt Dr.

Wolf"


Brief Hartmanns an SCHMIDT, Unterpfaffenhofen 19. 11. 1957:

„[Bedankt sich für Vorbereitung der Feier, die er wegen eines Sturzes auf Glatteis nicht selber

besuchen konnte. …] Ich habe mich über die Grußkarte der Pegnesen sehr gefreut, auch ohne die

Unterschriften der HH. v. Herford u. Wolf. Auch die Kritiken sind ja recht anerkennend, auch hinsichtlich meines bescheidenen Beitrags [… Zeigt sich empfindlich für die Zurücksetzung, die ihm durch den

Programmentwurf v. Herfords zuteil geworden ist, indem als Redner ein Pfarrer Ott ,etc.' angekündigt

wurden. Seitenweise Erörterung der protokollarischen Probleme, wenn er doch gekommen wäre.] Um Gottes willen kein Wort darüber zu Dr. H.!! [… Hinweis darauf, daß er nicht von dem in den Ordensakten genannten J.J. Hartmann 1713 abstammt:] denn der Name meiner Familie wurde erst im Anf. des 19. Jahrhunderts angenommen, als nach der Emanzipation der Juden diese, die bisher nur hebräische Namen führten, deutsche Namen sich beilegen durften. Ich danke es noch heute meinem Ahnen, einem wackeren Buchdruckermeister aus Leutershausen b. Ansbach, daß er sich nicht Freudenstein, Löwenthal oder Blumenduft u.s.w. genannt hat. […]"


Das Verhältnis von Raabe-Verehrung zu Antisemitismus erscheint immer unklarer.




Weitere Jahrestage und Erinnerungsfeiern


Sehr verehrter Herr Professor!

Morgen, Freitag mittags 1 h (13 h) findet zum 350. Geburtstag G. Ph. Harsdörffers eine kleine Gedenkfeier mit Kranzniederlegung am Grab statt. Hoffentlich können Sie u. Ihre Frau Gemahlin teilnehmen. Es ist nur ein kleiner Kreis, der noch schnell benachrichtigt werden kann. Herr Dr. von Herford hat mich eben erst angerufen; er hat es selbst erst erfahren —

Übrigens, würden Sie auf die Schleife am Kranz schreiben lassen

Harsdörfer?

oder Harsdorf?

oder Harsdörffer?

Ich bestelle jetzt den Kranz u. lasse wahrscheinlich G.Ph.Harsdörfer schreiben. Scheint Ihnen das falsch, lassen sie es Herrn Orthmann, dem Gärtner, noch heute oder spätestens morgen früh 8h wissen.

Mit bestem Gruß S.v.Praun



Jahresbericht 1957

„Es war der selbstverständliche Ausdruck der Dankbarkeit, daß der Pegnesische Blumenorden zum Gedenken an die 350. Wiederkehr des Geburtstages seines Gründers […] eine schlichte Feier an seinem Grabe im Johannisfriedhof hielt. […] Anwesend waren bei der Feier, die leider, man kann sagen, in wenigen Stunden anberaumt hatte werden müssen, außer dem Ordenspräses, Dr. v. Herford, seinem Stellvertreter Herrn Georg Freiherrn von Harsdorf, der Redner Emil Bauer, Professor Schmidt

und Frau, Gottlieb Meyer, Frau Hetty Freifrau von Harsdorf mit deren Tochter, und Frau Elisabeth

Kreßel, die Gattin des 1. Pfarrers von Johannis. Fräulein Huber, Mitglied des Ordens, war zufällig im

Friedhof, aber zu spät, wie auch der Photograph der Nürnberger Nachrichten, der noch rasch ein Bild

von dem noch anwesenden Dr. von Herford, Frl. Huber und einem gerade dastehenden ganz

unbekannten Mann aufnahm."



„Ordentliche Hauptversammlung


Freitag, den 27. Februar 1959, 20 Uhr Albigsgarten […]

[…Es wird mitgeteilt,] daß einige Glocken der Friedenskirche St. Johannis die Namen von G. Ph.

Harsdörffer und Sigmund von Birken tragen werden; von Dr. Beck wurde noch der Name Veit Dietrichs genannt. […]

[…] Am 8. März ist der 150. Todestag von Konrad Grübel […] Sein Andenken soll am nächsten

Sonntag Vormittag 11 Uhr durch eine kurze Gedenkfeier geehrt werden. Ein Lorbeerkranz wird

niedergelegt. Gottlieb Meyer wird sprechen. […]"



„Jahresbericht 1961


[…] Eine Lessinggedenkstunde am 17. März gestalteten die beiden Vortragenden, Studienrat Büchner-Altdorf und Studienrat Fickenscher-Altdorf zu einer kleinen Feier. […] sprach nach den reichhaltigen

Ausführungen Studienrat Fickenschers [über Leben und Werk] Studienrat Büchner die Ringerzählung

[…] daß die Oberrealschule Altdorf am 13. Februar eine Szenenfolge aus Nathan unter der trefflichen

Leitung von Studienrat Büchner darstellte […]"



„30. V 63 No. 116 NZ

[…] Morgenfeier des Pegnesischen Blumenordens für Friedrich Rückert

[…] Der Pegnesische Blumenorden und das Städtische Konservatorium der Musik Nürnberg

veranstalteten zum 175. Geburtstag Friedrich Rückerts, dem [sic] Ehrenmitglied des Pegnesischen

Blumenordens, eine Morgenfeier. Professor Dr. Helmut Prang, Erlangen, sprach in seinem Festvortrag über „Friedrich Rückert als Hüter der Sprache". […]

Ein besonderes Wagnis unternahm Rückert in der Zeit, in der er in Erlangen Orientalistik lehrte, als er 300 chinesische Lieder nachdichtete, obwohl er die Sprache nicht beherrschte. Nur eine lateinische

Nachdichtung lag ihm vor. […] Rückert erkannte den völkerverbindenden Charakter jeder Sprache, und er machte deutlich, daß bei allen Völkern die urmenschlichen Charakterzüge die gleichen sind. […] Der Chor des Städtischen Konservatoriums unter Leitung von Dr. Robert Seiler sang Werke von Robert

Schumann und Johannes Brahms. Kammersänger Willy Domgraf-Faßbaender war als Solist

verpflichtet. dü"


Zusammenfassend läßt sich sagen, daß der Orden mit mehr oder weniger Einsatz solchen

Gedenkanlässen nachgekommen ist, dabei aber keine merkliche Resonanz in der Öffentlichkeit fand.




Zusammenfassung der kulturellen Vereine


Um dieselbe Zeit, als Dr. von Herford sein Rücktrittsmanöver ausführte — aber vielleicht war er einfachnur überlastet —, versuchte er, seine vielfältigen Beziehungen zu einer lockeren Verbindung der

Vereine und Gesellschaften einzusetzen, die in Nürnberg als kulturell tätige zu bezeichnen waren.



„Ordentliche Hauptversammlung

Mittwoch, den 1. Februar 1956 20 Uhr

[…] 2) Herr Wilhelm Malter fragt ob die Gründung der ,Befreundeten Gesellschaften' keine Vorteile für den Blumenorden hat. Dr. von Herford antwortet: Die befreundeten Gesellschaften sollen sich nicht

festlegen."


Dadurch war er der städtischen Kulturpolitik zuvorgekommen:

„Der Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg […] Am 18. August 1958

[…] Der Stadtrat Nürnberg hat in seiner Sitzung vom 15. 1. 58 die Schaffung eines Kulturbeirates der

Stadt Nürnberg beschlossen und am 16. 7. 58 Bestimmungen über den Kulturbeirat erlassen.

Ich erlaube mir, Ihnen einen Abdruck dieser Bestimmungen zu überreichen und beehre mich, Ihnen

mitzuteilen, daß der Stadtrat es begrüßen würde, wenn Ihre Organisation einen Vertreter als

ordentliches Mitglied […] in den Kulturbeirat entsenden würde.

[…] Dr. Urschlechter


den 3. 10. 1958

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister!

[…] Der Ordensrat des Pegnesischen Blumenordens hat beschlossen, daß der Unterfertigte als

Vertreter des Ordens benannt werden soll. […]

Bei dieser Gelegenheit soll noch darauf hingewiesen werden, daß eine Reihe von Gesellschaften und Vereinigungen mit dem Pegnesischen Blumenorden befreundet sind und zum Teil auch in den ,Befreundeten Gesellschaften Nürnbergs' zusammengeschlossen sind, eine gleichlautende Einladung zur Mitwirkung im Kulturbeirat der Stadt Nürnberg nicht erhalten haben. Es wird angenommen, daß bei einer Konstituierung des Kulturbeirates noch diesbezügliche Ergänzungen erfolgen können, da es nach Ansicht des Ordensrates eine Bevorzugung bestimmter Gesellschaften und sonach auch des Pegnesischen Blumenordens bedeuten würde, wenn andere ebenfalls kulturell tätige Vereinigungen im Kulturbeirat der Stadt Nürnberg nicht mitwirken könnten.

Mit dem Ausdruck der vorzüglichsten Hochachtung

[Herford]

Ordenspräses"



Aus der Aufstellung vom 12. August 1958 geht hervor, daß 47 Organisationen und 19 Einzelpersönlichkeiten, dazu 4 korrespondierende Mitglieder sowie die 13 Kulturpreisträger aufgenommen wurden. Zurückgestellt wurden zunächst u.a. der Deutsche Gewerkschaftsbund, der Geschichtsverein (wegen Vorschlag eines Beamten der Stadt Nürnberg als Vertreter), sowie die zu kommerziellen Konzertdirektionen. Es waren immer noch zu viele.


Da nun aber die Stadt Nürnberg, deren Förderetat natürlich Hoffnungen auslöste und eine ganz andere Anziehungskraft ausübte, der privaten Initiative das Wasser abgrub, sprang für den Blumenorden nicht einmal eine bessere öffentliche Sichtbarkeit heraus. Das ist öffentliche Kulturpflege auf Sozialdemokratisch.



„Jahresbericht 1962


[…] Dem Verein für Geschichte Nürnbergs und der Deutschen Frauenkultur strömen die Mitglieder zu, wie man hört. Aber der Pegnesische Blumenorden hat leider nicht diese Anziehungskraft. […]




Gegenbewegung: Exklusivität durch Ehrungen


Das Ehren- und Ordensverleihungswesen kam nach dem Krieg noch nicht gleich wieder in Gang. Es hätte aber nicht der gesellschaftlichen Prägung des Freiherrn VON HERFORD entsprochen, wenn er nicht mit derartigen Einrichtungen im Blumenorden angefangen hätte, so bald sie wieder Konjunktur hatten. Genau gesagt, brauchte er nur an Traditionen anzuknüpfen, wußte aber nicht sofort, an welche.

Schreiben von Herford an Schmidt, 9.8. 54, mit Zitat aus einer Anfrage der Internationalen Gesellschaft für Ordenskunde wegen eines angeblichen Abzeichens des P.Bl.O. — Antwort Schmidts:


„[…] Das von Herrn Dr. Klietmann beschriebene und gezeichnete Abzeichen hat mit dem Blumenorden kaum etwas zu tun. Bis etwa 1800 war zwar ein „Ordensband" üblich. Ein solches trug auf Seide gestickt den Ordensnamen des Mitglieds und seine Ordensblume […] Zum 250 Jahr-Fest 1894 wurde eine ,Ordensnadel' als Kennzeichen der Mitgliedschaft eingeführt, besonders für den Besuch des Irrhains. Sie enthielt die Passionsblume mit der Umschrift ,Alles zur Ehre des Himmels' […]"



„Ordentliche Hauptversammlung


Freitag, den 27. Februar 1959, 20 Uhr Albigsgarten […]

4. […] Wegen eines Abzeichens für den Blumenorden, das aber vielleicht nur als Ehrengabe verliehen werden soll, wird ein Ausschuß gebildet, bestehend aus Oberst Thumser, Dr. von Herford und Otto Schröder. […]"

„Frau Pauline Trost […] den 24. Dez. 1963

Verehrte Frau Trost!

[…] Es wird erwogen, wieder Gesellschaftsabzeichen des Peg. Blumenordens einzuführen. Ich würde Ihnen daher sehr verbunden sein, wenn Sie das Abzeichen des Peg. Blumenordens, das Sie gelegentlich bei Irrhainfesten, oder sonstigen Gelegenheiten getragen haben, mir einige Tage verleihen könnten, damit es als Muster verwendet werden kann. […]

(Dr. Fr. v. Herford)

Ordenspräses"



„Jahresbericht 1964

[…] Am 15. Dezember (abends) empfing in seinem schönen Heim in Schloß Schoppershof unser Ordensrat, Freiherr von Tucher, […] Dr. von Herford, Freiherrn Georg von Harsdorf, Freifrau Clara von Scheurl, den Dichter Emil Bauer, Laura Gagstetter, die 1. Schriftführerin und Professor Freiherrn von Scheurl. […]

Dr. von Herford zunächst über Orden und Ehrenzeichen sprach, […] um dann zur Übergabe der neuen Pegnesenordensehrenzeichen an verschiedene hochverdiente Ehrenmitglieder und ein Mitglied überzugehen: Es waren Clara Freifrau von Scheurl, […] Emil Bauer, der im Jahr 64 sein 80. Lebensjahr vollendet hatte, […] und Baron Tucher […] Erwähnen darf ich anschließend noch, daß mir zu meinem

80. Geburtstag im September das 1. Ehrenzeichen verliehen wurde. […] S.v.P. "



„Jahresbericht 1969

[…] Dr. von Herford […] heftete Prof. Prang, der seit 20 Jahren die literarischen Bestrebungen des

Ordens leitet, das Ehrenkreuz der Pegnesen an […]"


Die Verdienste, wofür man das Ehrenkreuz erhält, können nicht genau gleichgewogen werden. Manchmal, wenn ein ohnehin schon prominenter Zeitgenosse ausgezeichnet wird, ehrt das den Blumenorden mehr als den Empfänger der Ehrung; aber das kann der Orden ja auch brauchen.



Beinahe eine Rundfunksendung


Es gab und gibt sie noch: Betreuer der Kulturressorts in Medien, die auch einmal abseits vielbetretener Pfade nach verborgenen Schmuckstücken suchen

Brief von Dr. Benno Hubensteiner, Bayerischer Rundfunk, Abteilung Hörbild/Inland, an Herford,

München 22 Mai 56:

„[…] wenn ich Ihnen erst heute für Ihre ebenso liebenswürdigen wie aufschlussreichen Anmerkungen

zu unserer Sendung [,Evangelischer Barock'] recht vielmals danke.

Es ist schön, wenn sie einen Herrn bei der Hand haben, der ein guter Kenner der Ordensgeschichte

und des Ordensarchivs ist; vielleicht könnten wir dann einmal in der Reihe ,Unbekanntes Bayern' eine Sendung zusammen machen, die sich weniger mit Persönlichkeiten wie Harsdörffer und Klaj

auseinandersetzt als mit der Geschichte Ihres Ordens selber.

Eine andere Angelegenheit stellte der Komplex der geplanten Dichterlesung etc. dar. […] möchte […]

nicht mit einem derartigen Projekt den Kollegen von der literarischen Abteilung ins Handwerk pfuschen. […]"


DR. VON HERFORD schreibt einen Mitteilungszettel an SCHMIDT vom 1. 6. 56 bezüglich obigen

Briefes mit der Frage, ob er an der Sendung mitwirken könnte.


Ein weiterer Mitteilungszettel geht an Schmidt am 16. 6. 56 wegen der Anforderung des Süddeutschen Verlags GmbH, Photos für das Kapitel „Evangelischer Barock, Nürnberger Porträts aus dem 17.

Jahrhundert" zur Verfügung zu stellen. Ob Schmidt Material aus dem Ordensarchiv zusammentragen

könnte?


Mitteilungszettel A5 quer mit gedrucktem Briefkopf des Blumenordens, 27. 6. 56:

„[…] Sehr verehrter Herr Professor!

Für Ihr Schreiben vom 22. 6. 56 darf ich mich herzlich bedanken. Ihre Ausführungen für den Bayer.

Rundfunk werde ich weiterleiten.

Leider war es mir nicht möglich bei der letzten Zusammenkunft des pegn. Blumenordens zugegen zu

sein, da ich bei der alljährlichen Zusammenkunft zu St. Johannis des Johanniterordens sein mußte.

[…]"


Doch am 5. 2. 1957 läuft ein Schreiben vom Bayerischen Rundfunk ein, Abteilung Hörbild/Inland, in

dem es heißt:

Sehr geehrter Herr Dr. von Herford,

für Ihre Übersendung des Materials über den Pegnesischen Blumenorden möchte ich Ihnen ergebens

[sic] danken. […] Herr Dr. Hubensteiner hat das Haus mit einem Lehrstuhl in Passau vertauscht, und

der Wechsel in der Redaktion hat sich naturgemäss etwas verzögernd auf die Abwicklung der

Geschäfte ausgewirkt. Ich möchte Ihnen nun vorschlagen, daß wir das von Herrn Prof. Schmidt

zusammengestellte Material auf jeden Fall zwecks späterer Auswertung hierbehalten würden. […]

Christian Meyer."

Damit war das Projekt „Der Blumenorden im Radio" erst einmal „gestorben".



Vereinsinterne Entwicklungen


Als DR. VON HERFORDs erste Wiederwahl in trockenen Tüchern war, nahm man es mit den Formalia nicht mehr so genau. Beim nächsten Wahltag am 27. Februar 1959 wurde nur noch durch Handheben abgestimmt; ein Wahlausschuß wurde „nicht mehr gewünscht". 1962 geschahen die Wahlen zur

Vorstandschaft „mündlich und einstimmig". 1965 wurde das Verfahren wieder ein wenig vereinfacht:

„Dr. von Herford fragt die anwesenden Mitglieder ob sie einverstanden seien, wenn die bisherige

Vorstandschaft wieder gewählt wird. Da niemand etwas dagegen einzuwenden hatte, geschah das.

Statt dem bisherigen Ordensrat Dr. Grote, bisher Generaldirektor des Germanischen Museums wurde dessen Nachfolger Dr. Steingräber, für das Archiv gewählt." Und so ging es weiter.

Die Adventsfeier, ein fester Bestandteil des Jahresablaufs, erhielt seit 1957 einen festen

Programmpunkt: Licentiat und Religionslehrer SIEGFRIED VON SCHEURL, der schon 1956 die Rolle des geistlichen Adventsredners übernommen hatte (neben dem zweiten Adventsredner, der meist ein

Prominenter war), fing 1957 an, seine Ansprache zur Adventszeit auf der Vorführung von ihm selber

aufgenommener Lichtbilder aufzubauen. Diese geglückte Kombination von Kunstbetrachtung und

Verkündigung blieb bis 1997 in Gebrauch.


Eine weitere feste Einrichtung im Jahresablauf nahm ihren Anfang im Jahr 1970. „[…] 11. Juli […]

gemeinsame Omnibusfahrt in die Fränkische Schweiz mit Besuch der Schlösser Oberaufseß und

Greifenstein. […] Wilhelm Malter: Der Versuch, die Pegnesen einmal aus den Mauern Nürnbergs

herauszulocken, glückte so sehr, daß sich allseits der Wunsch erhob, eine Omnibusfahrt alljährlich

abzuhalten […]"

Der „Heitere Abend" zu Anfang des Jahres schwenkte mit der Zeit immer mehr auf die Darbietung

mundartlicher Texte über; wohl deshalb, weil sich allein durch die Drolligkeit des Fränkischen manches komisch ausnimmt, was es auf Hochdeutsch kaum wäre. Dies gilt allerdings nicht für die beiden

„Klassiker", die seit 1971 jahrzehntelang im Programm blieben, auch als ihre Verfasser gestorben

waren und andere das Vortragen übernehmen mußten: GOTTLIEB MEYERs Tannhäuser-Parodie

„Dannheiser" und ELISABETH FÜRSTs derb-komische Kurzgeschichte „Undank ist der Welt Lohn".

Weil von Verstorbenen die Rede ist: Die aktiven Mitgestalter des Ordenslebens feierten Geburtstage

hohen und höchsten Alters, zu denen sie in Glückwunschschreiben und Feierveranstaltungen geehrt

wurden, und verließen vor und um 1970 allmählich die Welt. Es handelte sich um die Generation

derjenigen, die schon den ersten Weltkrieg miterlebt hatten.


„[…] Dr. Reubel sprach am 14. Juni [1957] über Fremdwörter in einer ebenso lehrreichen wie

unterhaltenden Stunde, nachdem er zu seinem 70. Geburtstag mit einigen Versen der 1. Schriftführerin beglückwünscht worden war. […]" — „,Fremdwörter' war das Losungswort, das für den letzten

Vortragsabend ausgegeben war und über das Oberstudiendirektor Dr. Reubel geistvoll und kurzweilig

sprach. […] Schon durch den 30jährigen Krieg entstand eine Verwelschung der deutschen Sprache,

gegen die der Gründer des Pegnesischen Blumenordens G. Ph. Harsdörfer aufgetreten ist. […] Wenn eine Verdeutschung nur einer krankhaften Sucht entspringt, wird sie sich bald wieder verlieren. Was den Gebrauch von Fremdwörtern betrifft, so kann man sie für gewisse Dinge, z.B. in wissenschaftlichen Abhandlungen und Werken, nicht entbehren. […]" GÜNTHER REUBEL verstarb am 21. Oktober 1967.

Über Sprachpflege ließ sich im Orden auch Dr. KREINER hören, und die Nürnberger Zeitung berichtete darüber am 16. November 1957: „[…] Was wird nicht alles gewettert gegen unsere Sprachverderbnis! Von ihrer Selbstreinigung aber ist leider nie die Rede. […]

Und wer heute immer noch Perronbillett, Trottoir, Bassin respektive Pardon oder Weekend sagt, bekennt sich unbewußt selbst zu denen, die nichts vergessen, aber auch nichts dazugelernt haben. […]

Man muß nur in alten Büchern lesen, welche Fremdworte damals noch für unentbehrlich gehalten wurden, um zu würdigen, wie Harsdörffer, der Begründer des Pegnesischen Blumenordens, Worte schuf, die wir heute alle längst als selbstverständlich hinnehmen: Beispiel, Briefwechsel, Ebenmaß, Verfasser, Hochschule, Lehrart, Unterweisung, Widerhall u.a. Inzwischen ist das Sprachgewissen und die Rücksicht auf weniger gelehrte Hörer so gestiegen, daß selbst die Humanisten statt ihres beliebten circulus vitiosus je nachdem Teufelkreis oder Zirkelschluß sagen. […]

Am meisten aber überrascht die Bildhaftigkeit und Sprachkraft in der Technik: Wo man vor nicht gar zu langer Zeit noch von Grammophon, Phonograph, Kinematographenoperateur, ja Television sprach, heißt es heute wie selbstverständlich Plattenspieler, Vorführer und Fernsehen. Ja, die schönsten Worte sind sogar gleich deutsch auf die Welt gekommen, wie Strom, Glühbirne, Zeitlupe und Zeitraffer. […]

Denn wie wir heute im Haushalt der Natur zur Schädlingsbekämpfung natürliche Gegenmittel, etwa Ameisen statt Gifte, einsetzen, erweist sich auf die Dauer auch im Haushalt der Sprache Vertrauen auf den Volksmund wirksamer als aller Krampf." — KREINER starb 1965, ebenso wie WILHELM SCHMIDT, dessen Tod am 7. März eintrat.


Dessen 80. Geburtstag im Jahre 1958 war noch einmal der Anlaß zu vielen Glückwunschschreiben gewesen. Dasjenige des Präses war auf einem halben Briefbogen mit gedrucktem Kopf unter dem Datum 17. September 1958 verfaßt, und es enthielt unter konventionellen Ausdrücken auch folgenden umfangreichsten Absatz:

„Wenn es mir auch selbst nur vergönnt ist, zu dem bescheidenen Teil Ihres Wirkens im Orden, sozusagen aus eigener Kenntnis zu urteilen, so weiß ich doch, daß Sie sich in jahrzehntelanger Zugehörigkeit zum Orden ein großes Verdienst erworben haben. Es ist sicher nicht zuviel gesagt, wenn wir Sie heute als Jubilar und als den besten noch lebenden Kenner der Geschichte des Ordens feiern. Gerne hätten wir dies in einer nach außen hin erkenntlichen Weise getan und auch gerne in einer kleinen Feierstunde diesen Tag würdig begangen. Doch weiß ich, daß Sie es in Ihrer zurückhaltenden und bescheidenen Art, dies nur bedrückend empfinden würden. Gerne hätten wir auch unseren [sic] Wunsch für ein weiteres langes, gesundes und glückliches Leben durch eine größere Gabe Ausdruck verliehen, da dies uns leider aus bekanntlichen Gründen nicht möglich ist, erlaube ich mir wenigstens als kleines Angebünde [sic] das Lebensbild unserer Stadt diesem Schreiben beizufügen. Sie werden manches was hier als ,Geschichte' behandelt wird, aus eigener Erfahrung kennen und sich beim Lesen und Ansehen an vieles wieder erinnern und sich darüber freuen."


Nicht nur die schludrige Sprache, sondern auch die „Gabe", ein von Eugen Kusch 1951 für den Zeitungsverlag zusammengestelltes Büchlein mit Informationen, über die SCHMIDT wahrscheinlich besser bescheid wußte, zeigen mit einiger Deutlichkeit, daß nicht viel verehrungsvolle Aufmerksamkeit im Spiel war.


Am 12. Oktober 1953 konnte FRIEDRICH TROST der Jüngere seinen 75. Geburtstag feiern. Die Nürnberger Zeitung widmete ihn einen längeren Artikel, in dem es u.a. heißt:

„[…] Recht und schlecht haust der greise Künstler mit Frau und Tochter in einer Ersatzwohnung in der Ostendstraße 107 […] Erst im letzten Vierteljahr hat er wieder ein großes Ölgemälde aus unserer Altstadt gemalt, vom ersten Stock der Mohrenapotheke am Lorenzer Platz, darstellend das Nassauerhaus mit dem Tugendbrunnen und einem Stück der St. Lorenzkirche. […] So ist Friedrich Trost, dessen Vorfahren bis zum 17. Jahrhundert als Baumeister und Zeugmeister der Freien Reichsstadt Nürnberg und als Hofmaler der Markgrafen von Ansbach tätig waren, der Verkünder und Lobredner Alt-Nürnbergs und Frankens geworden, ein Werber auch für den Fremdenverkehr. Hunderte seiner Werke befinden sich in Privatbesitz, in zahllosen Zeitschriften und Tageszeitungen wurden sie veröffentlicht, man sah sie oft in Sonderausstellungen und in Kunstausstellungen, auch außerhalb Frankens und Bayerns, sogar in Finnland und Amerika. […]

Friedrich Trost ist ein ausgesprochener Malerpoet, der sich in seiner Zielsetzung durch die verschiedenen Kunstrichtungen nicht irre machen ließ. Seine große Liebe gehört der Postkutschen-Romantik, […] Anläßlich seines 70. Geburtstages wurde ihn zu Ehren eine Sonderschau in unserer Stadt arrangiert unter dem Titel „Alt-Nürnberg und Franken", die in überraschender Weise offenbarte, was wir diesem heimatliebenden Künstler zu danken haben. Viel Beachtung fand auch die 1950 zur 900-Jahrfeier erschienene Mappe von 12 farbigen Kunstblättern, nach Originalen von Friedrich Trost, die die schönsten Partien aus der einstigen Nürnberger Altstadt veranschaulichen und zu denen August Sieghard den Text schrieb. Gerade, weil so unendlich viel aus Nürnbergs Altstadt nicht mehr ist, sind die Trostschen Kunstschöpfungen aus ihr von besonderem Wert. […]" — Er starb 1959.


EMIL BAUER, der im Orden eine große Anzahl von Lesungsabenden bestritten hatte, wurde am 11. Februar 1959 zu seinem 75. Geburtstag zum Ehrenmitglied ernannt. Er wurde noch 1965 neben KONRAD LENGENFELDER zum Stellvertreter des Ordensrates für die Bücherei, Dr. JÖRN WOLF, ernannt und verstarb am 27. 4. 1969.

Erschütternd, daß er im Keller seines zerstörten Elternhauses wohnte!



Es bleibt noch, die Versammlungslokalitäten des Blumenordens in diesen Jahren zu nennen. Neben dem Hotel am Sterntor waren dies das Gasthaus „König Otto", die Gemeindehäuser von St. Egidien und St. Lorenz sowie die Gaststätte „Patrizier". 1960 machte man einmal einen Versuch mit den Räumen der „Gesellschaft Museum" in der Campestraße (der ehemals Kohn'schen Villa), „doch war es leider von mehreren Seiten her so unruhig, daß der Leser dadurch gestört und der Beschluß gefaßt wurde, zunächst von der Wiederholung eines Abends in der genannten Gaststätte abzusehen […]"